10/03/2023
Repost von der Inklusionskampagne 2021 des Paritätischen BW
Eine sehr bewegende Rückmeldung kam von Jennifers Vater, der in Absprache mit seiner Tochter folgendes schreibt:
Ich heiße Jennifer. Ich kann nicht sprechen, ich kann nicht gehen, ich kann meine Hände nicht gezielt benutzen. Aber ich freue mich, dass ich leben darf - dass ich wie alle anderen Menschen die Sonne, den Wind, den Regen, den Schnee auf meiner Haut, auf meinem Gesicht spüren darf. Ich bin glücklich, wenn mir jemand über Arm und Hände streichelt, wenn mich ein "naher" Mensch in den Arm nimmt und mir sagt, dass es schön ist, dass ich da bin. Was ich geben kann, erscheint nicht viel. Es sind nur meine Blicke, mit denen ich meine Freude und meine Liebe ausdrücken möchte. Was ich brauche, ist die Fürsorge der Menschen um mich. Ich habe oft Schmerzen und kann nicht sagen, wo genau es weh tut. Vielleicht habe ich ein Wimperhaar im Auge und niemand merkt es. Mein Rücken schmerzt und ich möchte gerne liegen, aber man setzt mich in den Rollstuhl. Ich habe Angst, weil ich nicht verstehe, was um mich herum geschieht.
Ich muss nicht alles haben und machen, was andere haben und machen. Ich bin ganz still und kann nicht sagen, was ich gerne möchte. Was ich brauche, sind offene Augen, offene Ohren, offene Herzen der Menschen um mich. Was ich brauche, sind Menschen, die meine besondere Situation verstehen, die fühlen, was ich brauche und möchte, die mir einen "Raum" im Leben geben, in dem ich mich entfalten kann. Meine Schwester hat gestern meine Hände gehalten und Ostereier mit mir bemalt. Da war ich stolz, dass ich das auch kann.
Meine Eltern müssen viel mit Behörden streiten, weil staatliche Stellen und die "Kassen" immer wieder versuchen, die notwendigsten Dinge zu verweigern. Das verstehe ich nicht. Dieser Staat ist so reich, aber an mir, die ich mich nicht wehren kann, soll gespart werden.
Einige wenige Jahre darf ich noch in die Korczak-Schule gehen. Dort sind Menschen, die genau verstehen, was ich brauche. Dort kann ich Dinge lernen, die ich sonst nirgends lernen kann. Das ist gut für mich. Die große Frage ist, wo ich sein werde, wenn die Schule für mich zu Ende geht und wenn meine Eltern alt werden und ich nicht mehr zuhause leben kann. Das macht mir Angst, auch wenn ich diese Sache nicht genau verstehe.