24/02/2021
⚜️Der feine Weg der Kommunikation - was der Reitersitz alles können muss ⚜
Jeder Reiter hat den gleichen Wunsch: er möchte ausbalanciert mit ruhigen Beinen und Händen auf dem Pferd sitzen und mit nahezu unsichtbaren Hilfen kommunizieren.
Die Realität ist da leider für jeden von uns sehr ernüchternd. Ein guter Reitersitz ist harte Arbeit. Der Oberkörper will einfach nicht mittig bleiben, die einen fallen nach vorne und die anderen hängen der Bewegung hinterher. Die Konzentration reicht einfach nicht um Hände und Beine ruhig zu halten UND DANN soll man auch noch lächeln, atmen und gucken wo man hinreitet. Das ist wirklich ganz schön viel.
🌼Doch ist es denn wirklich so schwer gut auf dem Pferd zu sitzen?
Ich sage JA und NEIN.
JA, weil es Geduld, Durchhaltevermögen und intensives Training erfordert. Der Reiter muss Kritikfähig sein und scheinbare Rückschritte auf der Seite des Pferdes in Kauf nehmen. Denn am Sitz zu arbeiten und gleichzeitig zu 100% darauf zu achten, dass das Pferd perfekt läuft - wird anfangs nicht möglich sein.
Aber wer sich die Zeit nimmt sich selbst zu verbessern - der wird nachher vom Pferd doppelt belohnt.
NEIN, weil wir mittlerweile so viel weiter sind, was das Verständnis von Biomechanik und Bewegungsentwicklung angeht.
Aber auch das ist mir selbst, erst in meiner Ausbildung zur Humanphysiotherapeutin so richtig klar geworden. Wir sind in der Lage die Bewegung des Körpers genau zu analysieren und zu erkennen, welches Gelenk oder welche Muskelkette denn dafür verantwortlich ist, dass das Bein unruhig ist oder der Oberkörper einfach nicht da bleibt, wo wir ihn gerne hätten.
Und wenn wir einmal wissen WO genau die Ursache liegt, dann gibt es bestimmte Techniken und Übungen um gezielt daran zu arbeiten und das Problem Schritt für Schritt aufzulösen. Damit wären wir dann schon mitten in der Sitzanalyse und Sitzschulung.
🌼Aber nun zurück zum Reitersitz:
In dem Moment in dem der Reiter aufsteigt muss aus 2 Körpern mit verschiedener Anatomie und Bewegungsdynamik eine Biomechanische-Einheit werden.
🌼Was genau bedeutet " Biomechanische-Einheit" ?
Um den Begriff besser verstehen zu können, stellen wir uns zunächst den menschlichen Körper aus Zahnrädern vor. Wenn du dann zum Beispiel einen Schritt nach vorne machen möchtest, geht das nur, wenn ALLE Zahnräder genau in einander greifen und sich mit einander drehen.
Passiert das nicht, weil beispielsweise ein Zahnrad blockiert ist, wird der weitere Bewegungsablauf unterbrochen. Dass führt dazu, dass es dir entweder nicht mehr möglich ist einen Schritt nach vorne zu gehen, oder du eine andere Möglichkeit finden müsstest, dein Bein nach vorne zu bewegen.
Die letztere Option führt zu Ausweichbewegungen und langfristig zu weiteren Einschränkungen ( aber das ist ein anderes Thema ).
🌼Zurück zur Biomechanischen Einheit:
Wir wissen jetzt, dass wir uns nur dann gut bewegen können, wenn sich alle unsere Zahnräder miteinander drehen.
Wenn wir uns jetzt auch das Pferd aus Zahnrädern vorstellen, ist schnell klar, dass auch beim Pferd alle Zahnräder ineinander greifen müssen, damit eine gute Bewegung zustande kommt.
Setzt sich der Reiter nun auf das Pferd müssen sich die beiden Zahnrad-Körper miteinander verbinden.
Kommen wir nochmal zurück zu unserem inneren Bild: wir sehen den Mensch und das Pferd aus Zahnrädern.
Stellen wir uns jetzt vor die Zahnräder im Rücken des Pferdes wollen sich aufwölben: Dafür drehen wieder alle Zahnräder ineinander und der Rücken kommt hoch.
Stellen wir uns jetzt weiter vor, dass der Zahnrad-Reiter auf dem Pferd sitzt. Die Zahnräder im Pferderücken wollen sich wieder aufwölben - was muss nun passieren, damit das unter dem Reiter geht?
🌼RICHTIG: Die Zahnräder des Reiters müssen sich mit drehen, damit das Pferd die Zahnräder in seinem Rücken weiterhin aufwölben kann.
Diesen Vorgang nenne ich "Biomechanische-Einheit".
🌼 Was das für den Reitersitz bedeutet:
1. Die Grundvoraussetzung für einen guten Reitersitz ist, dass der eigene Körper frei von Blockaden und Verspannungen ist. Denn nur dann können wir uns frei auf und MIT dem Pferd bewegen.
2. Der Reiter muss wissen, wann genau sich das Pferd wie bewegt ( wann sich welches Zahnrad dreht), damit er das Pferd in seiner Bewegung unterstützen und fördern kann.
3. Der Reiter muss fühlen können, wann sich welches " Zahnrad" im Pferd bewegt.
So kann der Reiter :
a) Fühlen ob die Bewegung frei durch das Pferd schwingt, oder ob es irgendwo ein Problem gibt
b) Kann der Reiter nur so die Sitz-, Schenkel- und Zügelhilfe richtig timen.
🌼Können wir an all diese Punkte ein ✅ setzten, sehen wir ein Reiter-Pferd-Paar, dass sich in Harmonie und Leichtigkeit miteinander bewegt. Das Pferd bewegt sich losgelassen und zufrieden unter dem Sattel und kann sein Potential voll entfalten.
🌼Wenn du dir jetzt denkst, dass es genau DAS ist was du und dein Pferd jetzt brauchen, dann habe ich hier eine gute Nachricht für dich:
Der Einzelunterricht ist wieder erlaubt und damit vergebe auch ich wieder ab März Termine für die Sitzanalyse und Sitzschulung. Wenn du unbedingt dabei sein möchtest, schreibe mir gerne eine PN oder bei WahtsApp - dann besprechen wir alle weiteren Details und geben den Startschuss für deinen Traumsitz im Sattel.
Um an der Sitzanalyse / Sitzschulung teilnehmen zu können, ist es völlig egal wo du mit deinem Pferd stehst und wie gut oder nicht gut du deinen Sitz bereits findest. Die Arbeit am eigenem Sitz begleitet den Reiter sein ganzes Reiterleben lang und ich freue mich darauf, dich und dein Pferd ein Stück auf diesem Weg begleiten zu dürfen.
herzliche Grüße und bis bald,
Leonie