26/05/2024
Gewahrsein kann nicht gelehrt werden. Es ist einfach da, ohne System. Alle Systeme werden durch Gedanken geschaffen und können daher durch Gedanken unterwandert werden. Gewahrsein wirft einfach Licht auf das, was ist-unmittelbar.
Gewahrsein, Einsicht, Erleuchtung, Ganzheit - welches Wort man auch wählt, um zu benennen, was mit Worten nicht gelehrt werden kann -ist niemals Wirkung einer Ursache, Handeln zerstört es nicht, sitzen bringt es nicht hervor. Es ist nicht das Ergebnis von irgendetwas. Keine Technik, Methode, Umwelt, Tradition, keine bestimmte Körperhaltung, keine Handlung oder nicht Handlung kann es erzeugen. es ist da,umgeschaffen, freiwirkend in Weisheit und Liebe, wenn die Ich-Bezogenheit unseres Denkens klar durchschaut ist und sich auflöst im Licht des Verstehens.
ist es möglich, sich um den inneren Lärm überhaupt nicht zu kümmern? Wenn die wechselnden, physischen und psychischen Bedingungen unbeeinflusst bleiben ohne Zwiespalt und ohne Bewertung, ohne den willen, sie zu kontrollieren oder zu unterdrücken, dann ist ganz von selbst Stille.
Bewegungslos sitzen, für Minuten oder Stunden, bedeutet in Fühlung zu sein mit Körper und Geist, grob und fein, dumpf und klar, flach und tief, ohne Widerstand, Klammern oder Flucht. In direkter Fühlung mit dem ganzen Netzwerk von Gedanken, Empfindungen und Gefühlen sein, ohne sie als gut oder schlecht, richtig oder falsch zu beurteilen. Es ist nach Innen sehen, ohne Wissen, Offenheit für all das, was innen-außen abläuft -Fließen ohne Greifen oder Ansammeln. Stille inmitten von Bewegung und Aufregung ist ohne Wissen, ohne Richtung, ohne Zeit. Es ist ein vollständiges Zulassen dessen, was ist, von Augenblick zu Augenblick.
Im Stil-Sitzen, im Nicht-Tun, im Nicht-Wissen ist etwas Neues tätig, dass keine Verbindung zur konditionierten Vergangenheit hat und dennoch den ganzen Mechanismus des konditioniertseins wahrnimmt und versteht. Es ist die Entlarvung des Ichs, dass nichts weiter als Maske ist. Bilder, Erinnerungen, Ängste, Hoffnungen und das unaufhörliche Verlangen, etwas zu sein oder jemand zu werden. Dieses Neue ist frei von Dualität. Da ist niemand, der etwas erwartet und nichts, das zu tun wäre.
TONI PACKER