24/07/2020
Nach dem Plan sollten wir bereits jetzt mit Neueindeckung des Karmelitergebäudes beginnen. Nach dem Abbruch der Eindeckung und Dachschalung kam jedoch alles anders. Gut - dann wird halt erstmal im Inneren saniert.
Bericht aus der Rheinzeitung vom 23.07.2020
Boppard, 22.07.2020, 16:31 Uhr
Karmelitergebäude Boppard: Massiver Schaden durch Käferbefall
Boppard. Die Sanierung des Verwaltungsgebäudes im ehemaligen Karmeliterkloster läuft. Im Rahmen einer einstündigen Besichtigung begaben sich Stadtratsmitglieder und der Bauausschuss der Stadt Boppard unmittelbar vor der jüngsten Ratsitzung in das entkernte Gebäude.
Fachlich begleitet wurden die Bopparder Politiker vom Sachverständigen für Holz- und Bautenschutzgewerbe, Joachim Wießner (Lastrup), sowie von Architekt Detlef Stephan und Bauleiter Pablo León (beide Köln), die bei der Begehung der Baustelle die Bauarbeiten erläuterten und an Ort und Stelle Fragen beantworteten.
Das Karmelitergebäude, seit vielen Jahrzehnten Dienstsitz der Stadtverwaltung, wird umfangreich saniert, energetisch ertüchtigt sowie gestalterisch und bauhistorisch optimiert. Ein Aufzug macht dann das vom Keller- bis ins Dachgeschoss künftig unter Denkmalschutz stehende Gebäude im Zentrum von Boppard in unmittelbarer Nachbarschaft zur Karmeliterkirche und zum Krankenhaus barrierefrei zugänglich. Viel hat sich im Karmelitergebäude in den vergangenen Monaten getan. Im Rahmen der Rückbau- und Schadstoffsanierung hat man den Boden entfernt, den nicht diffusionsoffenen und damit nicht denkmalgerechten Putz heruntergenommen sowie Asbest und schadstoffhaltige Bauelemente aus-gebaut und entsorgt. Dabei traten Fraßgänge in den Balken von Schädlingen zutage, wie dem Hausbock und gescheckten Nagekäfer, sowie Populationen von Kugelkäfern, die sich seit Generationen von den Getreideresten in den strohgefüllten Gefachen ernähren.
Der Kugelkäfer ist ein Hygieneschädling, Hausbock und Sägekäfer sind Materialschädlinge. Sie haben im Karmelitergebäude deutliche Spuren hinterlassen. Der Kugelkäfer und seine Larven sind nachtaktiv. Dicht aneinander gedrängt verbringen die Tiere den Tag über in Ritzen und Spalten. Kugelkäfer leben sehr oft in Fachwerkhäusern und werden meistens erst bei Umbaumaßnahmen entdeckt. So auch im Bopparder Sanierungsfall.
„Besonders betroffen war nach der Öffnung das erste Obergeschoss. Hier haben wir nicht nur Spuren gefunden, der Käfer sitzt hier überall. Die Bekämpfung des Käfers ist extrem schwierig“, sagte Joachim Wießner beim Rundgang. Es stellten sich einige Fragen: Wie kaputt ist das Holz? Wie gehen die Fachleute weiter vor? 80 Prozent der Balken sind betroffen. Und wie geht man damit um? „Der Schaden ist im unteren Teil geringer und nimmt von Stockwerk zu Stockwerk deutlich zu. Das Zeug ist kaputt, reparieren macht keinen Sinn“, ergänzte der Sachverständige. Er empfahl, den Strohlehm auszubauen, damit die Nahrungsquellen für den Kugelkäfer entfernt werden können. Wie Wießner weiter ausführte, gab es zwischenzeitlich einen Ortstermin mit Maria Wenzel von der Landesdenkmalpflege und mit Vertretern der Kreisverwaltung. Dabei hat man sich darauf verständigt, dass die Balken komplett ausgetauscht werden können und dafür im Gegenzug die Stuckdecken erhalten werden müssen. In der Kalkulation war bereits das Abtrennen und Austauschen von Balkenteilen eingerechnet worden. „Mit einem so massiven Schaden haben wir trotz intensiver Probebohrungen nicht gerechnet. Das Anstückeln der alten Balken mit neuen Balkenteilen ist zeitintensiv, ein Austausch auf jeden Fall schneller“, sagte Wießner weiter.
n den kommenden Wochen wird kalkuliert, um den Ratsmitgliedern und dem Bauausschuss mitzuteilen, wie viel teurer die Baumaßnahme durch die Käferproblematik ausfallen wird. Bislang waren für die Gesamtmaßnahme rund 8,47 Millionen Euro vorgesehen, wovon das Land einen Zuschuss in Höhe von vier Millionen Euro gewährt hat.
Quelle: Rheinzeitung