09/12/2025
Es gibt eine Müdigkeit, die nicht körperlicher, nicht geistiger, sondern seelischer Natur ist. Diese Müdigkeit geht enorm tief, kommt nicht plötzlich, wenn auch unerwartet. Sie hat sich über lange Zeit aufgebaut, still, heimlich, aber konstant. Du hast sie erst bemerkt, als ihre Intensität dir keine andere Wahl mehr ließ. Jetzt spürst du sie. Wie ein zu schwerer Mantel, vollgesogen vom Regen, liegt sie über deinem gesamten Sein.
Deine Intuition hat sie dir weit vor deiner bewussten Wahrnehmung angekündigt. Doch du hast sie ignoriert, weil Intuition nicht prätentiös, nicht laut und aufdringlich wirkt, sondern leise, sublim aber beständig. Dein Nervensystem ist jedoch dermaßen überreizt von einer lauten Welt, die schrill, bunt, schnell, überladen und vereinnahmend alles übertönt, was fein, sublim und zart zu dir will. Bevor du diese Müdigkeit bewusst wahrgenommen hast, bestand deine Flucht vor ihrer Bedeutung darin, dich mit äußeren Aktivitäten abzulenken: Arbeit, Vergnügen, sozialen Medien, Konsum, seichter Interaktion, oberflächlichen Gesprächen, liebloser Sexualität ohne wahrer Tiefe. Mit allem, was deinem System Dopamin liefern konnte. Bis zum Overkill.
Jetzt scheint keine Freude mehr real, keine Verbindung tief genug, keine Ablenkung wirksam und kein Aspekt deines Lebens mehr ins Lot zu kommen. Jetzt kannst du nicht mehr flüchten. Nichts, was auch immer du tun könntest, vermag dich vor dieser seelischen Müdigkeit zu bewahren. Sie ist präsenter als alles andere. Aber du hast keine Ahnung, was sie dir sagen möchte, woher sie kommt und welchen Zweck sie erfüllt.
Lass mich dir dabei helfen.
Dein ganzes Leben war bisher auf das Äußere gerichtet. Du hast Kämpfe gegen Phänomene geführt, die du in deiner extrovertiert gerichteten Wahrnehmung erfahren hast: der Kampf um Geld, der Kampf um Erfolg, der Kampf um Anerkennung, Zuneigung und das, was du für Liebe gehalten hast. Der Kampf gegen Probleme, Krankheit, Schicksal und die schlichte Unwägbarkeit des Daseins. Alles war gegen Windmühlen in deiner Außenwelt gerichtet. In dieser Welt außerhalb von dir hast du der Hydra einen Kopf abgeschlagen, nur um zuzusehen, wie ihr zwei neue nachwuchsen. Der Eimer hatte Löcher und jedes, das du stopfen wolltest, hat ein paar neue erzeugt. Die Rechnung ging nie auf. Aber du hast weitergemacht auf die Weise, wie du es immer getan hast – mit viel Kraft und Willen, mit Ehrgeiz und Zorn, mit Raffinesse und Schläue, mit Ellenbogen und Ego, mit Räucherstäbchen und Mantras. Die Hydra hat jedoch immer noch neun Köpfe. Deine Probleme sind immer noch da, nur eben anders, größer, komplexer.
Und das wäre eigentlich der Zeitpunkt, an dem du dir hättest eingestehen sollen: Es ändert sich nichts durch mein bisheriges Vorgehen!
Was du im Augenblick an bleierner, seelischer Müdigkeit erlebst, ist kein Burnout. Es ist keine simple physische oder mentale Erschöpfung, sondern der Punkt in deinem Leben, an dem deine Seele dich dazu zwingt, dich ihr zuzuwenden. Und allein meine Wortwahl, die ich nur für dich so gesetzt habe, ist semantisch inkorrekt, denn es ist nicht deine Seele, sondern du gehörst ihr. Nicht das Ich, das Ego besitzt eine Seele, sondern die Seele hat sich ein Ich, ein Ego erschaffen. Aber ich weiß, du kommst mit dieser Wortwahl besser zurecht. Dennoch offenbart sie dir deine fundamentale Polung: Das Ego, dein Ich, steht für dich über der Seele! Der Körper ist der neuralgische Punkt deiner Orientierung, das Ego das Zentrum deiner Erfahrungen. Doch genau das hat ein Ende erreicht.
Du kannst nicht mehr so weitermachen wie bisher. Wenn du es versuchst, treibst du dich in die Tragödie des Großteils aller Menschen: Du stirbst mit dreißig, wirst aber erst mit circa achtzig begraben, bist weder lebendig noch tot, machst wie ein bedauerlicher Bio-Roboter weiter, indem du dich ernährst, entleerst, schuftest, hoffst, verlierst, frustrierst und irgendwann deinen letzten Atem aushauchst, um verblassende Erinnerung zu werden, die sich in einem Grabstein zu erhalten versucht.
Hörst du jedoch auf die Müdigkeit der Seele, erkennst du die totale Krise deines Daseins an als das, was sie tatsächlich ist, kannst du einen Quantensprung erleben. Denn das, was du als den Zusammenbruch deiner gesamten Existenz erfährst, ist in Wahrheit deine größte Chance.
Wahrscheinlich zeigt sich in deinem Leben nämlich nicht nur diese unerklärliche Müdigkeit der Seele, gepaart mit einer tiefen, undefinierbaren Traurigkeit, sondern auch nahezu jeder Lebensaspekt derzeit in Dysbalance. Finanzielle Probleme, familiäre Probleme, Beziehungsprobleme oder Liebeskummer, übersteigerte Wut, uralter Schmerz, nicht zu definierende Stimmungsschwankungen sowie Unglauben gegenüber dem globalen System, Zukunftsangst, Nostalgie, Schlafstörungen, Psychosomatik, Unruhe. Chaos im Außen, wie Chaos im Inneren. Nichts ist in Ordnung, nirgendwo Kosmos.
Besonders in deiner Beziehung, sofern du gerade eine führst, wirst du erkennen, dass etwas nicht stimmt, weil intime Beziehungen prädestiniert sind, als Spiegel für unser Inneres zu dienen. Der Mensch, den du einst liebtest, ohne den du glaubtest, nicht mehr schlafen, nicht mehr essen, ja, sogar nicht einmal mehr atmen zu können, den du am liebsten mit Haut und Haaren verschlungen hättest vor Begeisterung, dem schiebst du, eher unbewusst als bewusst, die Verantwortung für die meisten Themen deines Lebens in die Schuhe. Und wenn nicht ihm, dann zumindest deiner harten Kindheit und den damals entstandenen Verletzungen. Oder es ist das System, das ungerecht ist, die Illuminaten, die Konstellation der Sterne oder was auch immer.
Aber sei fair. Sind es wirklich äußere Phänomene? Liegt es wirklich an deinen Problemen? Ist es tatsächlich die Ungerechtigkeit des Systems? Macht es wirklich der finanzielle Mangel? Hat der Mensch, den du lieben wolltest, wirklich Schuld?
– Wenn du ehrlich bist spürst du, daran liegt es nicht. Nichts davon ist wirkliche Ursache deiner aktuellen Lebenssituation. Nichts davon ist Basis deiner seelischen Erschöpfung. Du bist die Ursache. Deine Ignoranz gegenüber deinen wahren Bedürfnissen, dein Wegsehen, dein nicht Zuhören, dein Fokus auf das Äußere, auf externe Erscheinungen, dein Negieren deiner bisherigen Entscheidungen und deren unweigerliche Konsequenz, die Verleugnung deines wahren Wesens – das ist die tatsächliche Ursache deines derzeitigen Zustandes. Und nicht nur das. Es ist auch Quelle der äußeren Umstände in deinem Leben. Ob dir das nun gefällt oder nicht – du hast das alles mitzuverantworten, was du als die Scheiße deines Daseins bezeichnest. Denn du hast dich zu lange und zu weit von deinem inneren Kern durch externe Zerstreuung entfernt. Dein Kampf im Außen war eine Verzerrung der dringlichen inneren Zuwendung, die du gebraucht hättest. Jetzt starrst du auf die Trümmer dessen, was einst die schöne Vision eines erfüllten Lebens hätte sein sollen, bist nur noch versucht, die Löcher zu stopfen, die Ruinen zu erhalten und lange genug durchzuhalten, bis irgendein Wunder eintritt.
Die ernüchternde Tatsache aber lautet: Es wird dieses Wunder nie geben. Es gibt ihn nicht, den Punkt X, an dem du Variable A und Variable B so geschickt miteinander berechnet hast, dass alles gelöst ist, das Leben dir eine Eins zur Zensur verpasst, frenetischer Jubel im globalen Klassenzimmer ertönt und du problemlos, glücklich und zufrieden in dein Türmchen ziehen kannst, wo du nur noch glücklich bis in die Ewigkeit dein Dasein führst. Und genau daran erinnert dich in dieser harten Zeit die Seele, die du bist.
Was also ist zu tun?
Auch wenn es wie ein Stereotyp klingt: Schaue nicht mehr so sehr nach außen. Richte deine Wahrnehmung nach innen. Nimm dir täglich Zeit, in der du dich zurückziehst, ohne Ablenkungen. Sitze oder liege, atme, höre auf deinen Atem, deinen Herzschlag, höre in dich hinein. Beginne wieder zu fühlen, was deine Intuition, was dein wahrer Kern sagt, ohne dich durch Ideologien, egoistische Allüren oder Wunschvorstellungen beirren zu lassen. Wälze keine Probleme, sondern höre, fühle, erkenne.
Wonach dürstet dich wirklich? Welche tiefe Sehnsucht spricht zu dir? Ist es Liebe? Gab oder gibt es einen Menschen in deinem Leben, den du auf eine Weise liebst, die du nicht erklären kannst, aber den du nie angenommen hast, weil er dich durch die Tiefe eurer Begegnung erschreckt hat, weil er dir Wunden geschlagen hat, die dein Ego, dein Stolz nicht verzeihen mag?
– Dann nimm Kontakt zu ihm auf. H**e das Schweigen, die Blockierung, die Befürchtungen und falschen Narrative auf. Greife eure Liebe wieder auf. Brenne mit ihm durch, zeige deinem dich dafür verurteilenden Umfeld sanft, liebevoll, aber bestimmt den Mittelfinger. Erfülle diese Sehnsucht, indem du über dein kleinliches Ich hinauswächst, ungeachtet aller Widerstände. Eventuell ist es genug, wenn du mit diesem Menschen alles klärst, worüber ihr niemals gesprochen habt. Gestehe deine Liebe, selbst wenn du abgelehnt wirst. Erlöse dich vom Unerlösten.
Sehnst du dich nach deiner wahren Berufung, danach, etwas zu tun, was dein Herz bis in den Kern erfreut?
– Setze es um. Beginne gleich nach deiner Innenschau mit dem ersten winzigen Schritt, egal, was andere oder dein kleinliches Ich, dein zögerliches Ego sagen. Höre nicht auf Gründe, finde Wege. Denn es gibt sie. Zu jeder Idee wurde mindestens ein Weg zu ihrer Verwirklichung geboren. Das ist eine Tatsache, kein Konzept.
Möchtest du alte Wunden heilen, dein Opferdasein aufgeben, dich mit deiner Biografie aussöhnen?
– Dann tu es sofort. Schließe Frieden mit deiner Vergangenheit, indem du dich vollends deiner natürlichen Tendenz zur Vergebung hingibst. Vergib dir selbst, vergib auch allen anderen. Denn das macht dich frei. Klammere dich nicht mehr an Traumata, sondern erlöse sie, indem du ihre Kehrseite erkennst, den Gewinn, den jede Wunde und die daraus resultierende Narbe bringt, nämlich die Erkenntnis, überlebt zu haben, stärker, weiser, sensitiver, empathischer, liebevoller geworden zu sein. Finde dir professionelle Hilfe, sofern du spürst, du schaffst das allein nicht.
Verlangt es dich nach einer Veränderung deines Verhaltens, weil du erkennst, du läufst immer in denselben Bahnen?
– Dann setze dir das zum Ziel, indem du etwas tust, das du bisher nicht getan hast, oder unterlasse etwas, das du immer schon getan hast. Übe es. Jeden Tag. Immer wieder. Weil du es willst, nicht weil du es musst oder solltest. Du hast nicht in drei Tagen das Gehen, das Sprechen, das Lesen, das Schwimmen oder Fahrradfahren erlernt. Du musst auch ein neues Verhalten nicht in drei Tagen perfekt beherrschen. Du musst es nur zu lieben beginnen, dieses Verhalten. Begehre es, verlange danach und übe konsequent. Auch dafür gibt es Experten, die dir helfen werden.
Ich könnte dir jetzt gefühlt tausende solcher Beispiele aufzählen. Aber du verstehst, worauf ich hinaus will.
Die Zeit, in der du vergeblich im Außen herumgeschoben hast, ist vorbei. Deine Seele duldet das nicht mehr, denn sie will dir durch deine Müdigkeit, deine Erschöpfung mitteilen, dein bisheriges Herangehen war nicht von Erfolg gekrönt. Die typischen Probleme deines Lebens sind immer noch präsent, das Spektrum hat sich bloß erweitert, aber verändert hat sich nichts, weil sich in dir, tief drinnen, nichts verändert hat.
Du bist immer noch egoistisch, verleugnest es aber. Du hast immer noch zu viel Stolz und zu wenig Würde, was nicht dasselbe ist. Aber du verleugnest es, stehst dir damit im Wege. Du bist immer noch voller Angst, tust aber so, als wärst du mutig. Du prokrastinierst immer noch als wärst du unsterblich, dabei läuft dir die Zeit davon. Du lebst immer noch mit dem falschen Menschen, sehnst dich aber nach der Tiefe mit einem anderen. Du klammerst dich immer noch an materielle Sicherheit, obwohl du in deinem Kern spürst, das ist keine Sicherheit. Du verlangst immer noch nach Anerkennung, Beifall und Bewunderung durch andere Menschen, hast aber deinen Selbstwert im Keller und bist dadurch abhängig von den Urteilen anderer. Du siehst dich immer noch als Opfer der Umstände, deiner Biografie oder des Schicksals, statt die Dinge in deinem Inneren zu klären. Du machst immer noch Jobs, die du hasst, für Geld, das nicht reicht, um dir Müll zu kaufen, den du nicht brauchst, um damit Menschen zu beeindrucken, die du nicht magst. Du lebst schlicht an deinen essenziellsten seelischen Bedürfnissen vorbei.
Und das ist der wahre Grund für deine seelische Müdigkeit, für deine stille, aber kontinuierlich präsente Leere, Unzufriedenheit und Unrast. Sich das radikal ehrlich, klipp und klar, ohne Beschönigung einzugestehen ist keine Niederlage, sondern einer der größten Triumphe, die ein Mensch erlangen kann. Und der Ausbruch aus diesem Dilemma gilt als der größte Sieg über dich selbst.
Ein Teil von dir wird sagen: Ja, das weiß ich, wenn das nur so leicht wäre! Und genau jener Teil deines Wesens ist es, den du überwinden musst, denn es ist derselbe Teil, der dich überhaupt erst dahin gebracht hat, wo du dich jetzt befindest.
Es ist dein kleinliches Ego. Dein beschränktes, logisches, rational orientiertes Ich. Wohingegen dein fühlendes, unbegrenztes, wahrhaftiges und unendlich mutiges Selbst in der Warteposition bleibt, ständig im Stand-by, niemals erfüllt, aber geduldig.
Deine Müdigkeit wirst du also nicht durch das los, was du immer schon getan hast – in Endlosschleifen die Möbel deines Lebens zu verschieben, sondern in deinem Innersten nach der Wahrheit deines Daseins zu greifen, indem du dieser Wahrheit folgst, trotz Angst, trotz Schwierigkeiten, trotz deines falschen Stolzes, trotz deiner Unsicherheiten, trotz der Unkenrufer in deinem Umfeld, trotz des Widerstandes der trägen, materiellen Welt.
In dir ist eine leise Stimme, die Stimme der Intuition, der Seele, die du nicht mit dem Schreien der Angst verwechseln solltest. Diese Stimme will gehört werden. Wird sie das nicht, führt das zur Erschöpfung der Seele und zum Ausbrennen deiner Existenz. Je mehr Widerstände du im Außen erfährst, desto klarer kannst du erkennen, dass du nicht deiner Intuition gefolgt bist.
Wenn du einen Menschen zutiefst liebst, dann lebe mit ihm, voll und ganz. Wenn du eine Vision hast, gibt dich ihr hin, voll und ganz. Wenn dich ein Ort ruft, suche ihn auf und sei da, voll und ganz. Wenn du eine Sehnsucht verspürst, folge ihr voll und ganz. Und die Müdigkeit deiner Seele wird verschwinden. Manche Hindernisse werden bleiben, aber in dir wird Frieden entstehen, Kraft, Energie, Antrieb, Fülle und Demut. Weil du zum ersten Mal das Richtige und nicht das Vernünftige getan hast.
In Liebe,
David Pauswek
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