30/11/2025
Entschleunigt durch die Weihnachtszeit
Die stille Schneekugel
Stell dir vor, es ist ein später Nachmittag im Dezember.
Die Stadt um dich herum pulsiert in den Farben der Weihnachtszeit.
Goldene Lichter, rote Schleifen, Musik, Gespräche, Stimmen.
Alles bewegt sich etwas schneller als sonst.
Die Menschen tragen schwere Taschen, schnelle Schritte, eilende Gedanken.
Du beobachtest das, während du in einem kleinen Café sitzt.
Es ist warm, und durch das Fenster siehst du Flocken hinabfallen.
Ganz langsam.
Als hätte die Welt vergessen, wie schnell sie sich drehen wollte.
Die Schneeflocken tanzen, ohne Plan, ohne Ziel.
Nur einfach… da.
Auf dem Tisch vor dir steht eine kleine Schneekugel.
Du nimmst sie in die Hand und drehst sie einmal sanft.
Im Inneren steigen winzige Kristalle auf, schweben nach oben,
um dann langsam wieder hinabzufallen.
Ein kleines Wunder im Glas.
Und genau in diesem Moment spürst du etwas.
Die Außenwelt – so laut – ist weit weg.
Du bist hier, in diesem Augenblick.
Nur du… und die fallenden Schneeflocken.
Die Gedanken, die in den letzten Tagen zu viel waren,
die To-Do-Listen, die Erwartungen, die du in den Augen anderer glaubst zu sehen…
Sie verwandeln sich in kleine Schneekristalle.
Du beobachtest sie, wie sie langsam sinken.
Keiner eilt.
Keiner drängt.
Keiner fragt: „Bin ich genug?“
Alles darf einfach sein.
So wie du bist.
Du atmest einmal tief ein.
Die Luft riecht nach Zimt und warmer Schokolade.
Du spürst, dass dein Herz einen Moment lang weicher wird.
Sanfter.
Ein bisschen wie Schnee, der unter Füßen nicht knirscht,
sondern leise nachgibt.
Du merkst, dass du keinen Druck tragen musst.
Nicht die Erwartungen der anderen,
nicht die alten Geschichten deiner Familie,
nicht die Stimmen, die sagen: „Es muss perfekt sein.“
Weihnachten muss nicht perfekt sein.
Es möchte nur echt sein.
Warm.
Lebendig.
So wie du.
Du legst die Schneekugel zurück auf den Tisch.
Sie steht still — doch ihr Inneres bewegt sich noch,
ruhig und friedlich.
Und du erkennst:
Auch in dir gibt es einen Ort,
an dem es immer sanft schneit.
Dorthin kannst du zurückkehren,
wann immer das Außen laut wird.
Einatmen.
Ausatmen.
Und wieder sinken lassen,
wie Schnee, der seine Zeit kennt.