19/10/2025
Was Sehbehinderten den Alltag erleichtertVON SANDRA GRÜNWALD
Rheinische Post Mettmann
13. Okt. 2025
Moderne Hilfsmittel sind ein Segen für blinde oder sehbehinderte Menschen. In der Stadtbücherei wurden die aktuellen Hilfsmittel jetzt detailliert vorgestellt.
In der Stadtbibliothek Mettmann drehte sich jetz alles um das Thema Sehen. Organisiert wurde die Informationsveranstaltung veranstaltung vom Blinden- und Sehbehindertenverein für den Kreis Mettmann (BSVKME) und der städtischen Pflege- und Wohnberatung. „Wir beraten Betroffene und Angehörige“, erklärte Sandra Klein vom Vorstand des BSVKME. „Wir informieren, welche Hilfsmittel es gibt, wie die rechtliche Lage ist, was man beantragen kann, was die Krankenkasse zahlt.“
So hatte Sandra Klein auch einige Hilfsmittel mit in die Bibliothek gebracht, etwa ein Farberkennungsgerät. „Das kann man an ein Kleidungsstück halten“, erläuterte sie und demonstrierte es auch gleich. Als sie das Gerät an ihren Pullover hielt, kam schnell die Ansage „Schwarz.“Den Leuchtstreifen an der Jacke erkannte das Gerät als „Sehr helles Gelb.“So lassen sich nicht nur die Farben einzelner Kleidungsstücke, sondern auch die anderer Gegenstände erkennen. Eine sprechende Waage hatte Sandra Klein ebenfalls mitgebracht.
„Fast alle Hilfsmittel können heute sprechen“, sagte sie. So auch eine Taschenuhr. „Man braucht eigentlich keine Blindenschrift mehr lernen“, meinte Klein. Das kommt vor allem auch jenen Betroffenen zugute, die erst in hohem Alter erblinden. Für die, die die Blindenschrift können, ist der Zollstock geeignet, der eben auch mit Blindenschrift versehen ist. Für jene, die zwar stark eingeschränkt, aber nicht blind sind, gibt es übergroße Spielkarten. „Wir bekommen die Hilfsmittel vom Landeshilfsmittelzentrum“, so Sandra Klein. Einen Teil des Sortiments habe der Verein vorrätig, um sie zum Einkaufspreis weiterzugeben.“
Vor allem die kleinen Dinge. Der BSVKME informierte jedoch auch über seine Beratung und die weiteren Aktivitäten. „Wir bieten Erfahrungsaustausch für unsere Mitglieder, aber auch für Interessenten
im Kreis Mettmann an“, berichtet Klein. Städtebezogene Treffen werden organisiert. Aber auch Aktivitäten, wie Sommerfeste und Weihnachtsfeiern, Bildungsausflüge oder Aktionstage. Wer als sehbehinderter oder blinder Mensch unsicher ist, wie er sich kleiden und stylen soll, ist bei Julia Fleck in guten Händen. Sie bietet eine Farb- und Stilberatung für Blinde und Sehbehinderte an und berät beim Schminken.
„Wir kommen ganz klassisch aus der Farb- und Stilberatung“, erzählte sie. Eine Kundin, die Lehrerin an einer Schule für Blinde ist, wünschte
sich eine solche Beratung für ihre Schülerinnen und Schüler. „Wir haben unser Konzept entsprechend umgestaltet“, sagte Julia Fleck. Zunächst wird nach der natürlichen Schönheit der jeweiligen Person beraten. Es gehe nicht um Marken und Trends, sondern um Nachhaltigkeit und Langlebigkeit – lieber weniger Teile, die aber alle kompatibel sind und zur Person passen. Gerne geht Julia Fleck auch mit ihren Kunden einkaufen: „Ich habe viele Stammkunden und da weiß ich schon, was sie im Kleiderschrank haben.“
So kann sie dazu passende Stücke auswählen. Wer sich nicht mehr traut, sich zu schminken, bekommt ebenfalls von Julia Fleck Hilfe. Sie hilft dabei, ein einfaches TagesMake-up aufzutragen. Dafür nutzt sie einige einfache, gut fühlbare Produkte, „alles Bio-Kosmetik.“Technische Unterstützung bietet Help Tech. Medizinproduktberater Sotirios Sotirakis stellte ein eigens für Blinde und Sehbehinderte entwickeltes Gerät vor, das im Smartphone-Format erhältlich ist und unter anderem auch mit KI arbeitet. Astrid Arndt ist selbst fast blind und extra zur „Woche des Sehens“gekommen, um sich dieses Gerät zeigen zu lassen.
Damit lassen sich Barcodes individuell programmieren, aber man kann auch Buchseiten abfotografieren und sich vorlesen lassen. Fotos können mit KI analysiert werden. „Wenn ich im Zoo bin, fotografiere ich immer und schaue mir zuhause die Tiere an“, erzählte Astrid Arndt. Von diesem Gerät kann sie sich die einzelnen Bilder genau beschreiben lassen. Das Gerät übersetzt auch oder transkribiert Texte.
Beim BSG Mettmann gab es dagegen Informationen zum Behinderten-Sportangebot. „Wir sind inklusiv“, unterstrich die Vorsitzende Sigrid Erhard, „auch Blinde und Sehbehinderte sind dabei.“