29/11/2023
Wie vlt einige von euch wissen, bin ich seit fast 30 Jahren Krankenschwester.
Fast 15 Jahre davon war ich auf der Krebsstation.
Vor ein paar Jahren, schrieb ich immer wieder mal ein paar Geschichten auf, die mich damals sehr bewegten.
Der ein oder andere kann sich evtl daran erinnern.
Heute zeigte es mir diese Geschichte von Bella als Erinnerung an.
Wenn ihr weitere Erfahrungen lesen wollt, schreibt es in den Kommentaren - dann veröffentliche ich immer wieder eine.
Hier nun die Geschichte von Bella's Frauchen:
Bella
Ich übernahm in meinem Spätdienst eine ältere Patientin, Fr.M, die ich von vorigen Aufenthalten schon kannte - der es aber nun wirklich sehr, sehr schlecht ging.
Sie hatte wie immer auf dem Nachtkästchen das Bild ihres Retrievers Bella stehen.
Sie erzählte mir, soweit es ihre Kraft noch zuließ, dass sie so akut eingeliefert wurde, dass sie sich von Bella gar nicht mehr verabschieden konnte.
Das wäre noch ihr letzter Wunsch.
Ich konnte das so sehr nachfühlen.....
Ich sagte ihr, ich werde versuchen, ob es machbar ist, dass sie Bella nochmal sieht.
Also sprach ich mit den Stationsärzten, die jedoch wegen der Krankenhaushygiene nichts entscheiden konnten. Ich machte einen Termin für den nächsten Vormittag bei der Hygienefachkraft und bei unserem Chefarzt.
Unsere Hygienefachkraft versuchte mit mir eine Lösung zu finden - und es nahm Gestalt an.
Mit diesem Vorschlag ging ich zu unserem Chefarzt. Er war grundsätzlich nicht abgeneigt, fand mein Engagement klasse.
Jedoch kam es für ihn im akuten Fall nicht mehr in Frage, weil Frau M. zu diesem Zeitpunkt schon im Sterben lag und sie nicht mehr durch die halbe Klinik geschoben werden solle.
Man rechnete damit, dass sie im Laufe des Tages versterben würde.
Die Familie würde sich bereits verabschieden. Es war zu spät.
Am Abend ging ich dann in den Nachtdienst und war verwundert, dass Frau M. noch auf Station war.
Meine Kollegen berichteten, dass sie zwar schon nicht mehr auf Ansprache reagiere, jedoch unglaublich kämpfen würde.
Keiner weiß warum.
Mir war sofort klar, warum.
Und ich fühlte mich so schlecht, es tat mir so Leid.
Ich ging zu ihr ins Zimmer. Sie war gerade alleine. Sie lag mit einem sehr angestrengten Gesichtsausdruck da, wirkte sehr angespannt.
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen, nahm ihre Hand und sagte ihr, dass ich leider nichts mehr erreichen konnte, es nicht mehr möglich sein wird, dass sie Bella hier nochmal sieht. Ich mir aber sicher bin, dass sie dort, wo sie nun hingehen wird, eines Tages auch Bella wieder in die Arme schließen kann.
Sie könne dort auf sie warten.
Was dann geschah, werde ich nie vergessen. Ich hielt noch weiter ihre Hand,
ihr Gesicht entspannte sich, das Angestrengte entwich.
Sie nahm noch ein paar Atemzüge und verstarb dann in meinem Beisein.
Wie als wenn sie losgelassen hätte, es gab keinen Grund mehr zu kämpfen.
Ich saß noch einige Minuten neben ihr, ich konnte es gar nicht verarbeiten, was da gerade passiert war. Mir liefen die Tränen herunter.
(Bella wurde zum Glück von der Tochter übernommen, als Anmerkung)
Ich war schon immer Verfechter dafür, dass es eine Möglichkeit geben müsse, Tiere zu ihren Besitzern zu lassen, um sich verabschieden zu können. Die Hygienerichtlinien machen da oft einen Strich durch die Rechnung.
Wenn ich aber daran denke, was für unhygienische Besucher sich oft in den Kliniken tummeln und dies ein viel höheres InfektionsRisiko darstellt, sollte ein Tier in bestimmten Fällen auf jeden Fall zugelassen werden.
Tanja
Love, Peace&Rock'n'Roll