16/07/2025
Wie können wir lernen, uns in unserem Körper mehr zu Hause zu fühlen, obwohl er oft die Quelle so vieler Schmerzen und Beschwerden ist – sowohl körperlich als auch emotional?
Adyashanti: Ein Grund, warum sich viele Menschen ein wenig außerhalb ihrer selbst fühlen und nicht wirklich in ihrem Körper verankert sind, ist, dass sie beim Hineinspüren durch Schichten hindurchmüssen, die sehr unangenehm sind. Sie stoßen auf Traumata oder ungelöste Konflikte aus negativen Erfahrungen.
Wenn du in schwierigen Situationen nicht vollkommen bewusst bleiben konntest, dann konnte diese Erfahrung nicht durch dich hindurchfließen – sie blieb stecken. Solange wir nicht zurückgehen und diese Erfahrung abschließen, indem wir sie direkt fühlen und ihr die Chance geben, noch einmal bewusst durch den Körper zu fließen, werden wir weiterhin Unbehagen verspüren, sobald wir unsere Aufmerksamkeit auf unseren Körper richten.
Es ist wichtig, in uns selbst einen sicheren Ort zu finden – eine Art inneren Frieden –, damit wir aus einem friedlichen Zustand heraus unseren Körper umarmen und alte Gefühle und Traumata auflösen können.
Omega: Wie beginnen wir damit, mit diesen ungelösten Erfahrungen zu arbeiten?
Adyashanti: Im Körper zu sein – mit all seinen Traumata und Begrenzungen – kann als ein Akt der Liebe gesehen werden. Du selbst – dein eigenes Bewusstsein – kannst eine erlösende Präsenz in deinem Leben sein.
Was es dafür braucht, ist die Bereitschaft, sich dem zuzuwenden, was gerade da ist. Die Bereitschaft, dein Herz zu fühlen, deinen Bauch zu fühlen. Beginne einfach damit, zu spüren und dem zu begegnen, was in diesem Moment auftaucht. Du musst dich nicht mit allem auf einmal auseinandersetzen, was noch ungelöst ist – sei einfach präsent für das, was sich gerade zeigt, einschließlich Krankheit, Leiden und Schmerz. Sie sind Teil des Lebens.
Die Wahrheit ist: Diese Körper sind sehr verletzlich. Es gibt eine ganze Seite des Lebens, die ich die tragische Seite nenne – Krankheit, Leiden, Schmerz und natürlich die einzig unausweichliche Gewissheit: das Lebensende. Diese Dinge sind nicht letztlich tragisch, aber sie werden oft so erlebt.
Ein Teil dieses Prozesses besteht darin, anzuerkennen, dass unsere Körper verletzlich sind – und dass es eine bestimmte Fähigkeit, eine bestimmte Art von Präsenz braucht, um dem Leben so wie es ist, wirklich zu begegnen. Und einer der Wege, das zu tun, ist der direkte Weg.
Mit anderen Worten: Es gibt das, was sich im Körper abspielt, und dann gibt es die Geschichte darüber – die Erzählung, die wir uns selbst erzählen, die das Erlebnis oft immer wieder neu erschafft.
Die Herausforderung besteht darin, diese Erzählung auszusetzen, um vollständig mit der Gesamtheit des Lebens in Berührung zu kommen – damit wir zur unmittelbaren Erfahrung der Dinge vordringen können.
Es hilft, wenn wir bereits Kontakt mit jenem Teil unseres wahren Wesens hatten, der immer frei ist. Doch „immer frei“ bedeutet nicht, dass man die Höhen und Tiefen des Lebens nicht mehr erlebt. Viele Menschen hoffen, wenn sie diesen Ort berühren – jenen, der nie geboren wurde und nie stirbt –, dass sie dann nichts mehr erleben müssen. Aber nein – dieser Ort gibt dir lediglich ein Fundament, von dem aus es viel leichter ist, diesen herausfordernden Aspekten des Menschseins zu begegnen.
Omega: Wie können wir den Unterschied erkennen zwischen dem, was unsere tatsächliche Erfahrung ist, und dem, was nur eine Geschichte ist?
Adyashanti: Die Erfahrung lebt im Körper. Du kannst sie fühlen. Es ist das, was sich unterhalb des Halses abspielt. Die Geschichte ist das, was oberhalb des Halses geschieht.
Es ist nicht so, dass die Geschichte immer falsch oder irrelevant wäre. Oft verdeckt die Geschichte jedoch das, was unterhalb des Halses erlebt wird – weil die menschliche Erfahrung manchmal ziemlich groß, ziemlich überwältigend sein kann.
Deshalb versuchen wir, die Geschichte auszusetzen, um wieder in Kontakt zu kommen – vom Hals abwärts.
Wir müssen die Erzählung nicht vollständig verwerfen oder abwerten – was in spirituellen Kreisen manchmal passiert –, wir müssen sie einfach nur pausieren.
Manchmal, wenn wir die Geschichte pausieren, fällt alles einfach weg. In anderen Fällen wandelt sie sich und spiegelt genauer wider, was tatsächlich da ist.
Und darüber hinaus: Wenn wir vollkommen akzeptieren können, was wir in einem bestimmten Moment fühlen oder erleben, dann kann uns das paradoxerweise mit etwas verbinden, das noch tiefer liegt als unsere Emotion.
Unterhalb dieser Emotion gibt es ein Gefühl von Frieden oder Freiheit. Dieser Frieden oder diese Freiheit ist jedoch kein Rückzugsort an sich. Es ist nicht so, dass man einfach dorthin geht und alles ist erledigt.
Vielmehr: Wenn wir mit unserem Gefühl von Frieden, Wohlbefinden und Freiheit verbunden sind, dann können wir das, was wir fühlen, besser verkörpern, die Dinge klarer sehen und aus einem klaren, mitfühlenderen Raum heraus handeln.
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Aus "Feeling at Home in Your Body" auf:
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Thank you Marilyn Kung Wu
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