28/09/2025
An den
Gemeinderat Hart bei Graz
und an den
Pfarrgemeinderat der Kirche Autal
Offener Brief
zur Gemeinderatssitzung vom 25.09.2025
🔵 1. Anlass
In der Gemeinderatssitzung vom 25. September 2025 wurde die Widmung für unseren Urnenwaldfriedhof abgelehnt. Durch Gegenstimmen und Stimmenthaltungen der Bürgerliste wurde die dafür notwendige Zweidrittelmehrheit nicht erreicht.
In der der Beschlussfassung vorausgehenden, rund 30-minütigen Diskussion (https://youtu.be/1IC3bnoSkfo, ab Stunde 2, Minute 36) äußerten Vertreter der Bürgerliste verschiedene Vorwürfe gegen die Autal Naturbestattung KG und gegen mich als deren Geschäftsführer, Ing. Mag. Gerhard Hierz.
So erklärte der erste Vizebürgermeister, Herr Jakob Binder (Bürgerliste), ich hätte laut Auskunft eines Pfarrgemeinderats die Sorgen der Pfarre in einem Gespräch abgetan. Darüber hinaus behauptete Gemeinderat Jakob Frey (Bürgerliste) fälschlicherweise, ich hätte keinerlei Abstimmungen vorgenommen und die offenen Fragen der Pfarre seien bis heute unbeantwortet geblieben.
🟢 2. Kommunikation und Verlauf
Dazu merke ich an, dass eine rege Kommunikation mit allen beteiligten Parteien sehr wohl stattgefunden hat. Nicht nur, dass ich jederzeit bereit war, offen und konstruktiv über das Konzept des geplanten Urnenwaldfriedhofs zu sprechen, nein, ich habe dies auch mehrmals aktiv forciert. Nach meinem Ermessen war ausreichend Zeit, alle Fragen zu diskutieren. Für einen besseren datenbasierten Einblick nachstehend der Kommunikationsverlauf in chronologischer Reihenfolge:
🟩 2023
• April 2023: erste Gespräche mit Herrn Martin Riegler, Friedhofsverwaltung Autal
• 27. Juni 2023: Präsentation unseres Vorhabens im Pfarrhof Graz-St. Peter bei Pfarrer Dr. Ulz
• Herbst 2023: Festsetzung eines weiteren Termins, um Fragen des Pfarrgemeinderats zu beantworten. Organisation durch Frau Gerlinde Rohrer-Schneeberger (Verwaltungsverantwortliche im Seelsorgeraum Graz-Südost). Dieser Termin kam trotz Nachfragens meinerseits nie zustande.
• Sommer 2023: Persönliches Gespräch im Gemeindeamt beim damaligen Bürgermeister Frey, um ihn über das Vorhaben und über die laufenden Gespräche mit der Kirche zu informieren.
🟩 2024
• 19. Juli 2024: Vorstellung der Projektunterlagen bei Bürgermeister Frey. Mir wird der 03. Oktober 2024 als Termin für die Gemeinderatsbeschlussfassung mitgeteilt.
• 23. Juli 2024: offizielle Einreichung des Projekts bei der Gemeinde
• 03. Oktober 2024: Gemeinderatssitzung nach der Sommerpause, bei der ich persönlich anwesend bin
• 04. Oktober 2024: Schriftliche Entschuldigung durch Bürgermeister Frey, dass ich vergeblich zur Gemeinderatsitzung gekommen bin. In der Ausschusssitzung davor sei sich mein Projekt nicht mehr ausgegangen. Verschiebung auf die Gemeinderatssitzung am 14. November 2024
• 09. Oktober 2024: Neuerliches Mail von Bürgermeister Frey mit der Mitteilung über die Verschiebung auf den Planungsausschuss für die Revision des ÖEK auf frühestens April/Mai 2025
🟩 2025
• 23. Februar 2025: Kontaktaufnahme mit allen Gemeindefraktionen mit der Bitte um eine Stellungnahme zum Projekt Urnenwaldfriedhof
• Darauf folgend reger Emailverkehr mit allen Gemeindefraktionen
• 24. Februar 2025: Bitte an den Vorstand des Pfarrgemeinderats, Herrn Mag. Tscheppe, per Mail bezüglich eines persönlichen Gesprächs
• 03. Mai 2025: Antwort von Herrn Tscheppe auf mein Mail vom 24. Februar 2025 mit einer Terminvereinbarung
• 07. Mai 2025: Persönliches Gespräch mit Vertretern des Pfarrgemeinderats, der Friedhofsverwaltung und anfangs auch mit Pfarrer Dr. Ulz in den Räumlichkeiten der Kirche Autal
🟣 3. Gespräch vom 07. Mai 2025 (Gedächtnisprotokoll)
Da bei der Gemeinderatssitzung vom 25. September 2025 besonders zum Ausdruck gebracht wurde, ich wäre auf Sorgen und Ängste seitens des Pfarrgemeinderats nicht eingegangen, möchte ich hier im Gedächtnisprotokoll auf folgende Punkte aus diesem Gespräch vom 07. Mai 2025 eingehen.
🟪 a) Aufwand für ehrenamtliche Mitarbeiter
Dabei war der wichtigste Punkt, der an mich herangetragen wurde, dass durch den Urnenwaldfriedhof kein zusätzlicher Aufwand für die ehrenamtlichen Mitarbeiter des katholischen Friedhofs und der Kirche Autal entstehen darf.
Nach eingehender Diskussion habe ich zugesichert, die Kommunikation mit Kunden unseres Urnenwaldfriedhofs so zu gestalten, dass nur für die Bewohner von Hart bei Graz die Kirche als Verabschiedungsmöglichkeit zur Verfügung steht. Ich habe auch zugesichert, dass für Personen mit Wohnsitz außerhalb der Gemeinde eine behutsame Kommunikation stattfinden wird, um den Eindruck zu vermeiden, dass die Kirche manchen Menschen ihre Türen verschließt. Zudem habe ich angemerkt, dass wir unweit der Kirche, in der Alpha Feuerhalle in Nestelbach bei Graz, mit unserer Bestattung Fuchs und Hase (www.fuchsundhase.at) bereits jetzt Verabschiedungen im größeren Rahmen anbieten und durchführen. Wir sind somit nicht auf die Räumlichkeiten der Kirche angewiesen.
🟪 b) Verwechslungsgefahr der Friedhöfe
Als weitere Sorge wurde eine mögliche Verwechslungsgefahr der beiden benachbarten Friedhöfe angesprochen. Hier habe ich umgehend reagiert und bereits im Juli den neuen Namen inklusive neu gestaltetem Logo öffentlich präsentiert: Anstatt „Autal Naturbestattung“ erfolgt der Marktauftritt in Anlehnung an die bestehende Bestattung unter der Marke „Der Wald von Fuchs und Hase“. Es ist wohl nicht nötig hervorzuheben, dass solche Maßnahmen immer mit erheblichen Kosten verbunden sind.
🟪 c) Toilettenfrage
Ein weiterer Punkt war die Angst, dass unsere Friedhofsbesucher auf der Suche nach einer Toilette bis zur Autalkirche „vordringen“ und dort die Bewohner „behelligen“. Im Laufe der Diskussion hat sich herausgestellt, dass auch schon die derzeitige Situation für alle Parteien unbefriedigend ist. Aktuell wird die Friedhofstoilette nur bei Begräbnissen aufgesperrt. Dies führt dazu, dass es außerhalb dieser kurzen Zeitfenster immer wieder zu unschönen Verunreinigungen in unserem Wald kommt, speziell in unmittelbarer Nähe zum katholischen Friedhof. Ich habe angeboten, die regelmäßige Reinigung sowie die Instandhaltung dieser Toilette zu übernehmen und sie dauerhaft geöffnet zu halten, um allen Friedhofsbesuchern eine zufriedenstellende Lösung zu bieten.
🟪 d) Abgrenzung der Friedhöfe
Dem Wunsch nach einem Zaun zur Abgrenzung der beiden Friedhöfe konnte ich nicht entsprechen, da ein Zaun in einem Wald immer problematisch ist. Ich habe jedoch freigestellt, dass die Friedhofverwaltung der Pfarre einen solchen auf der Seite des katholischen Friedhofs natürlich errichten kann.
🟪 e) Überhängende Äste
Beim Thema Verschmutzung der Gräber durch überhängende Äste von Bäumen aus unserem Wald bin ich mit Herrn Tscheppe so verblieben, dass er sich bei mir für eine gemeinsame Begehung und Grenzfestlegung meldet. Danach würde ich die entsprechenden Arbeiten durchführen, sofern die angesprochenen Bäume tatsächlich zu unserem Grundstück gehören. Diese Kontaktaufnahme ist bisher jedoch noch nicht erfolgt.
Meine Wahrnehmung dieses über einstündigen Gespräches war, dass ein gutes nachbarschaftliches Einvernehmen bestand. Dass dieses Einvernehmen, mehrere Monate später, offenbar nicht mehr gegeben ist und die Vertreter des Pfarrgemeinderates mit ihren Aussagen gegenüber der Bürgerliste unser Projekt nach über 2 ½ Jahren Arbeit fast wieder zurück an den Start werfen, ist für mich nicht nur menschlich erschütternd, sondern hat auch erhebliche negative finanzielle Folgen für unser Unternehmen.
🟠 4. Thema Zeremonien
Ich nehme zur Kenntnis, dass der erste Vizebürgermeister, Herr Jakob Binder (Bürgerliste), feststellt, dass es unklar sei, ob es Zeremonien gäbe. Einerseits soll es keine Zeremonien geben, andererseits sei im Betriebskonzept aber sehr wohl vermerkt, dass es Zeremonien geben werde. Das sei verwirrend und müsse diskutiert werden.
Fehler passieren. Hier liegt ein Interpretationsfehler Ihrerseits vor, Herr Binder! Die Projektplanung sieht vor, dass es keinen Gedenk- oder Zeremonienplatz im Wald von Fuchs und Hase geben soll. Das heißt, es muss kein Platz, beispielsweise durch Rodung, geschaffen werden. Dies – und nur dies – wurde an das Raumplanungsbüro kommuniziert. Zeremonien finden selbstverständlich, wenn von den Angehörigen gewünscht, direkt am Urnengrab im Rahmen der Urnenbeisetzung statt. Was diesbezüglich in der Verordnung steht, entzieht sich meinem Kenntnisstand und wurde mit mir auch nicht abgestimmt. Die Einschränkungen hinsichtlich der Abhaltung von Zeremonien in der Kirche Autal habe ich bereits oben erläutert.
🔴 5. Thema Verkehr und Infrastruktur
Zum im Rahmen des Gemeindeausschusses noch nicht behandelten Themengebiet Verkehrsaufkommen, Verkehrskonzept, Parkplatzbedarf und Bahnübergang stelle ich fest, dass hier bereits jetzt eine gewisse Problematik gegeben ist. Das Problem des unbeschrankten Bahnübergangs nun dem Wald von Fuchs und Hase zuzuschreiben, wäre hier zu kurz gefasst.
Selbstverständlich entspricht es aber auch meiner Intention, das Gebiet rund um den Urnenwaldfriedhof so ruhig und friedlich wie möglich, auch für die Anwohner, zu halten. Nach Rücksprache mit der Grundstückseigentümerin Frau Mag. Mag. Buchholzer darf ich hier folgenden Lösungsansatz verlautbaren:
🌟 Der Wald von Fuchs und Hase wird Österreichs erster autofreier Urnenwaldfriedhof.
Die derzeit vorhandenen Parkplätze werden ausschließlich für Inhaber eines Parkausweises für Menschen mit Behinderung sowie für Fahrräder zugänglich gemacht. Entsprechende Hinweisschilder werden demnächst aufgestellt und gelten ab sofort. Damit können wir schon jetzt und auch in Zukunft zu einer massiven Verkehrsberuhigung im Franz-Prisching-Weg beitragen.
Für Besucher des katholischen Friedhofs ohne Beeinträchtigung sind bereits jetzt ausreichend Parkplätze bei der Kirche vorhanden. Ein zusätzlicher Parkplatzbedarf kann somit gänzlich ausgeschlossen werden.
Wir setzen damit konsequent unseren Weg fort, den wir schon bei der Bestattung Fuchs und Hase gegangen sind, indem wir unser Kundenbüro bewusst in die autofreie Herrengasse in Graz gelegt haben. Mit unserem Bestatterfahrrad bin ich seit Beginn unserer Tätigkeit am Bestattungsmarkt, also seit November 2024, unterwegs und wir konnten uns inzwischen als alternative Bestattung im Raum Graz einen festen Platz am Markt sichern.
🟡 6. Schlusswort und Dank
Mein Dank gilt allen, die sich in der Diskussion sachlich eingebracht haben:
• Frau Ohersthaller (SPÖ) für ihren menschlichen Einsatz für die Gemeinde und unser Projekt
• Herrn Kotschar (NEOS) für sein gutes Gedächtnis und die treffenden Fragen
• Herrn Gaudy (FPÖ) für die klare Feststellung des Mehrwerts unseres Projekts, insbesondere für ältere Menschen in der Gemeinde
• Bürgermeister Dipl.-Ing. Tonner (ÖVP) der Herrn Binder das Wesen einer Option präzise erklärt hat.
Ich bedanke mich aber auch bei Gemeinderat Frey. Ohne ihn und seine Verzögerungen gäbe es heute weder die Bestattung Fuchs und Hase, die bereits zahlreiche Menschen auf ihrem letzten Weg mit unserem neuen Ansatz begleiten durfte, noch unser Vorhaben, den Wald von Fuchs und Hase auf eine innovative und naturverbundene Weise planen zu dürfen.
Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Hierz
Geschäftsführer, Autal Naturbestattung KG