10/10/2025
Das Bild zeigt eine Übersicht der gängigen Kanülengrößen (Gauge Size Chart), wie sie in der Medizin weltweit verwendet werden – von der kleinsten (26G, lila) bis zur größten (14G, orange). Dabei gilt ein zunächst verwirrendes Prinzip: Je größer die Zahl, desto dünner die Kanüle.
Die Farben sind international standardisiert, damit medizinisches Personal – auch im Notfall – sofort erkennt, welche Größe verwendet wird. Diese Farbcodes sind in Deutschland und Europa identisch mit dem internationalen System (nach ISO 10555-5).
Hier die Größen im Überblick:
• 26G (Lila) – Sehr dünn, wird bei Neugeborenen oder Frühchen verwendet. Durchflussrate: etwa 13 ml/min.
• 24G (Gelb) – Für Kinder oder Patienten mit brüchigen Venen, ca. 20 ml/min.
• 22G (Blau) – Standardgröße für kleine Venen oder Routineinfusionen, ca. 36 ml/min.
• 20G (Rosa) – Für Medikamente oder Flüssigkeiten, auch für Bluttransfusionen geeignet, ca. 60 ml/min.
• 18G (Grün) – In der Notaufnahme oder für Operationen, wenn große Mengen Flüssigkeit nötig sind, ca. 90 ml/min.
• 16G (Grau) – Für Schockpatienten, Notfalloperationen oder schnelle Volumengabe, ca. 180 ml/min.
• 14G (Orange) – Die größte, sehr breite Kanüle; bei massiven Blutverlusten oder Trauma, ca. 240 ml/min.
Je größer also der Durchmesser (niedrigere G-Zahl), desto mehr Flüssigkeit kann pro Minute infundiert werden – entscheidend bei Bluttransfusionen oder Kreislaufschock.
Interessant ist: Diese Farbcodes sind eine Art „universelle Sprache“ der Medizin. Egal ob in Berlin, New York oder Tokio – eine grüne Kanüle bedeutet immer 18G. Das ist wichtig, weil im Notfall oft internationale Teams zusammenarbeiten.
Außerdem lässt sich aus den Flussraten viel über Druckphysik und Materialkunde lernen. Der Durchfluss steigt nämlich nicht linear, sondern exponentiell mit dem Durchmesser – das heißt: eine 14G-Kanüle transportiert nicht doppelt, sondern etwa viermal so viel Flüssigkeit wie eine 18G.
In der Praxis gilt:
• Ärzte und Pflegekräfte auf Intensivstationen oder in der Notaufnahme setzen meist 14G–18G, weil hier Geschwindigkeit zählt.
• Auf Normalstationen reichen oft 20G–22G.
• In der Pädiatrie oder Onkologie braucht man dünnere Nadeln, um empfindliche Gefäße zu schonen.
Und noch ein Funfact: Der Begriff „Gauge“ stammt aus dem alten englischen Drahtmesssystem. Eine höhere Gauge-Zahl bedeutete dünnerer Draht – genau dieses Prinzip wurde später auf Kanülen übertragen.