12/11/2025
Manchmal höre ich mich sagen: „Das war ich nicht. Das war nur ein Anteil von mir!“ Und jedes Mal spüre ich, wie ein anderer Teil von mir aufatmet.
Er will, dass es leichter wird, dass die Spannung nachlässt, dass ich nicht fühlen muss, dass ich jemanden verletzt habe.
„Es war ein Teil, der dich angeschrien hat.“
Und während ich das sage, schiebe ich die Schuld weiter – auf etwas in mir, das getrennt von mir scheint.
Doch wenn ich ehrlich bin, weiß ich:
Auch das ist wieder ein Anteil. Der Teil, der die Verantwortung wegschiebt,
ist selbst ein Schutz. Er will mich retten – vor Scham, Schuld, dem Unbehagen, jemandem wehgetan zu haben.
Er verhandelt für mich, damit ich mich nicht zu sehr spüren muss.
Wir nennen das oft Bewusstheit,
aber manchmal ist es emotionales Bypassing. Wir nutzen psychologische Sprache, um Distanz zu schaffen.
IFS (Internal Family Systems) hilft uns,
uns von solchen aktivierten Anteilen zu lösen und aus der Selbstenergie zu schauen – mit Neugier, Mitgefühl und Klarheit. Es zeigt, warum wir reagieren, wie wir reagieren, aber es gibt uns keine Erlaubnis, uns hinter unseren Anteilen zu verstecken.
Wenn wir eine Verletzung nicht anerkennen, können wir sie nicht reparieren.
Wenn wir Verantwortung an einen Anteil abgeben, verlieren wir die Verbindung – zu anderen und zu uns selbst.
Darum frage ich mich:
Was ist das für ein Teil, der so dringend sagt: „Ich war das nicht.“
Wovor hat er Angst, wenn ich Verantwortung übernehme?
Wovor, wenn ich einfach nur bleibe –
in der Unruhe, in der Scham,
in dem Wissen, dass ich jemandem wehgetan habe?
Vielleicht will dieser Teil mich schützen.
Vor Selbstverurteilung. Vor dem Gefühl, schlecht zu sein, Fehler gemacht zu haben. Doch Heilung beginnt nicht dort, wo ich mich abputze, sondern dort, wo ich mich wirklich berühren lasse –
von dem, was ich getan habe.