30/11/2025
Wie oft winden wir uns, anstatt klar auszusprechen, was wir wollen? Wir umkreisen unsere Wünsche, verpacken sie in Andeutungen, hoffen, dass der andere sie errät. Doch hinter der Unklarheit steht selten Höflichkeit – meist Angst: Angst vor Ablehnung, vor dem Verlust von Sympathie, vor der eigenen Verletzlichkeit. Dabei ist es gerade die Offenheit, die Beziehung ermöglicht. Wer sagt, was er braucht, lädt den anderen ein, sich wirklich zu begegnen – auf Augenhöhe, ohne Rätselraten.
Richard Sprenger schrieb: „Jemanden zu schonen heißt, ihn zu entmündigen.“ Das gilt auch für uns selbst. Wenn wir aus falscher Rücksicht schweigen, verwehren wir dem anderen die Chance, ehrlich zu antworten. Bitten ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Vertrauen. Klare Worte schaffen Raum für echte Entscheidungen – und damit für echte Verbindung.
Klarheit ist kein Angriff, sie ist ein Geschenk. Sie befreit beide Seiten von Vermutungen und öffnet den Weg zu einem Miteinander, das auf Wahrheit statt auf Vorsicht gründet.