Hufnagel Kreativ - "Der Glückschmied"

Hufnagel Kreativ - "Der Glückschmied" Kontaktinformationen, Karte und Wegbeschreibungen, Kontaktformulare, Öffnungszeiten, Dienstleistungen, Bewertungen, Fotos, Videos und Ankündigungen von Hufnagel Kreativ - "Der Glückschmied", Sankt Margarethen Ob Töllerberg.

13/11/2025

Die Geistermagd vom Pestacker

Vor vielen Jahren, als der alte Pestfriedhof von Rinchnachmündt längst zu Ackerland geworden war, begab sich ein seltsames Ereignis, das bis heute in den Wäldern des Bayerischen Waldes erzählt wird.
Ein Knecht war beauftragt worden, das Feld zu pflügen, das einst die letzte Ruhestätte der Pestopfer gewesen war. Kaum hatte er begonnen, wurden seine Ochsen unruhig, traten nervös auf der Stelle und wollten nicht weiter. Allein auf weiter Flur, ohne Hilfe, griff der Knecht zu derben Worten und fluchte laut – wie es Fuhrleuten zu jener Zeit üblich war.
Und siehe da: Die Tiere beruhigten sich augenblicklich und zogen weiter, als wäre nichts gewesen. Doch am Abend sprachen ihn Nachbarn an, die aus der Ferne zugesehen hatten. Sie fragten, wer die Frau gewesen sei, die in altwäldlerischer Tracht seine Ochsen geführt habe. Der Knecht war verwundert – er hatte niemanden gesehen.
Am nächsten Tag wiederholte sich das Schauspiel. Wieder wurden die Tiere störrisch, wieder half nur das Fluchen. Doch diesmal sah der Knecht genauer hin – und erblickte eine blasse, hagere Gestalt, in fremdartiger Kleidung, die seine Ochsen lenkte. Als er erschrocken innehielt, löste sich die Erscheinung in Luft auf.
Seitdem heißt es, dass auf dem Pestacker eine ruhelose Seele wandelt – eine Magd, die einst der Seuche zum Opfer fiel. Durch das sündhafte Fluchen wurde ihre ewige Ruhe gestört, und sie musste zurückkehren, um Ordnung zu bringen. Wer dort arbeitet, soll mit Respekt und stiller Andacht handeln – denn die Toten wachen über ihr Feld.

06/11/2025

Wusstest du, dass die Eule seit jeher als Bote zwischen den Welten galt? Oft wurde sie verehrt, und von manchen auch gefürchtet, immer war sie umgeben von dieser besonderen Magie und Kraft, die kaum mit Worten zu beschreiben ist.

Schon im alten Mesopotamien, vor über viertausend Jahren, wurde die Eule mit Lilith verbunden. Jener nächtlichen, wilden Göttin, die frei war von denGesetzen der Menschen. Auf den alten Tontafeln und im Burney-Relief erscheint sie als eine geflügelte Gestalt, mit eulenartigen Federn und Füßen die Klauen glichen, als jene, die die Schwelle zwischen Leben und Tod, Licht und Schatten, Anfang und Ende, bewacht.

Im alten Ägypten war die Eule in den Hieroglyphen das einzige Tier, das mit einem nach vorne gedrehten Kopf dargestellt wurde. So fiel ihr Blick direkt auf ihren Betrachter. Doch sie war kein Zeichen des Unheils, vielmehr war sie die Beschützerin in der Dunkelheit, Hüterin des Übergangs, und Wächterin jener inneren Räume, die nur die Seele kennt, wenn die äußere Welt schläft.

In Griechenland saß die Eule an der Seite Athenas, der Göttin der Weisheit und Kriegskunst. Sie sorgte für eine klare Sicht im Chaos. Wer sie vor einer Schlacht erblickte, wusste, dass Klarheit, Mut und scharfes Sehen einen auf dem Weg begleitete.

Und als Rom fiel und die dunklen Zeiten begannen, verwandelte die Angst der Menschen die Bedeutung der Eule in Misstrauen. Sie wurde zum Omen des Todes, doch nicht, weil sie dunkel war, sondern weil die Menschen begannen die Nacht und das Dunkelheit zu fürchten.

Die keltischen Völker jedoch erinnerten sich immer daran, dass die Eule die Weisenfrau die den Namen Blodeuwedd trägt, im Jahreskreis jene Schwellenhüterin ist, die uns Wandlung und Abschied lehrt, und dass jede Tür die sich schließt eine andere Tür öffnet.

Bei den indigenen Völkern Amerikas war die Eule mal Botin, mal Beschützerin, ein anderes mal die Stimme der Ahnen, sie war jedoch immer die Führerin die durch den Schleier begleitet. Sie war nie nur eines, denn wahre Wesen der Magie sind niemals eindimensional zu erfassen.

Im Mittelalter wurde die Eule dann zur Gefährtin der Hexen erklärt. Doch jene, die wirklich und wahrhaftig sehen konnten, kannten ihr Geheimnis. Das die Eule keinerlei Finsternis in sich trägt, jedoch durch das Dunkel hindurch sieht und alle Wahrheiten hervorholt wie ein kostbares Licht.

In der Alchemie war sie die Hüterin des Verborgenen, in der Renaissance ein Symbol des stillen Wissens, des Sehens ohne Worte, und des Erkennens ohne Lärm.

Und so trägt die Eule bis heute noch dieselbe Botschaft. Dass wahre Weisheit in der Stille entsteht und Klarheit auch im schatten wächst. Und wahrhaftiges Sehen nicht mit dem Augenlicht einhergeht.

Denn sie ist diejenige, die dich lehrt, mit dem Herzen zu schauen, mit der Seele zu hören, und dem Dunkel nicht auszuweichen, sondern darin den Weg aus Silber und Gold zu finden.

Denn jede Nacht birgt die Wahrheit in sich, die nur jene erkennen werden, die mutig genug sind auch hinzusehen.

Die Eule gleitet lautlos durch die Nacht, dann wenn die Welt für einen Moment inne hält, fühlend dass in ihrem Schweigen all das Wissen der Nacht verborgen liegt.

Maria Solva Roithinger

06/11/2025

Buckelgeist

Der alte Weg von Rinchnach nach Poschetsried war früher bekannt dafür, dass sich dort ein Buckelgeist aufhält und sein Unwesen treibt. Der Buckelgeist nahm die Gestalt eines schwarzen Geißbocks oder eines schwarzen Hundes an. Es gibt viele Geschichten, wo Menschen nach dem Abendläuten diesen Weg gingen und ihnen der Geist auf den Buckel sprang. Kein Mensch konnte ihn dann mehr vom Buckel abschütteln oder runterziehen, alle mussten ihn angsterfüllt ein Stück des Weges mittragen. Erst wenn sie an einem Marterl vorbeikamen oder das Taganläuten kam, sprang der Buckelgeist ab und war wie in Luft aufgelöst.

Die Opfer des Buckelgeistes berichteten, dass dieser immer schwerer wird, je weiter man ihn trägt. Kurz bevor man an ein Marterl kommt oder die Kirchenglocken den Tag anläuten, wird der Druck so stark, dass das Opfer glaubt, es bricht gleich zusammen. Dieses alles deutet darauf hin, dass der Buckelgeist ein Alpgeist ist, der seine Lebensenergie aus der Angst seines Opfers saugt. Er steigert den Druck und so die Angst bis zum maximal Aushaltbaren, bevor er durch ein Marterl oder das Taganläuten seine Macht über das Opfer verliert.

Es gibt mehrere Orten im Bayerischen Wald, die für einen Buckelgeist berüchtigt sind, so auch der Anisberg bei Langdorf. Da diese meistens immer an denselben Stellen auftreten, sagt man hier, dass dieser Geist an den Ort gebunden ist und seinen Umkreis nicht erweitern kann. Berichte über Buckelgeister gibt es nicht nur im Bayerischen Wald, sondern aus vielen Ländern. Die erste Erwähnung über solche Geister findet man aus den Geschichten von Tausendundeiner Nacht: Sindbad
musste so einen Buckelgeist tragen.

03/11/2025

Der Unterschied zwischen Halloween und Samhain - Kalender, Tradition und Magie

Hinter Kürbislampen und Kostümen liegt eine tiefere Geschichte jene von Samhain, dem alten keltischen Fest zwischen den Welten. Wer sich mit Halloween beschäftigt, stößt früher oder später darauf. Doch wie eng sind die beiden Feste wirklich miteinander verbunden? Und wann wurde Samhain ursprünglich gefeiert?

Halloween vs. Samhain - Ein Blick auf die Wurzeln

Halloween fällt heute fest auf den 31. Oktober. Samhain hingegen war wahrscheinlich beweglich und folgte dem Rhythmus der Natur den Jahreszeiten, der Ernte und dem Wandel von Licht zu Dunkelheit. Es markierte den Übergang vom Sommer zum Winter, eine Schwelle zwischen Leben und Tod.
In dieser Nacht galt der Schleier zwischen den Welten als besonders dünn. Die Menschen ehrten ihre Ahnen, suchten Verbindung zum Unsichtbaren und feierten das Ende des alten Jahres.

Samhain begann vermutlich, sobald die letzte Ernte eingebracht war. Manche Historiker vermuten, dass der 31. Oktober den Auftakt oder Höhepunkt der Feierlichkeiten bildete.

Von Samhain zu Halloween - Ein Wandel über Jahrhunderte

Mit der Christianisierung veränderte sich vieles. Die Kirche legte Allerheiligen auf den 1. November, um das heidnische Fest zu überlagern. So verschmolzen Samhain und Halloween über Jahrhunderte langsam miteinander, auch wenn der ursprüngliche Zyklus der Natur längst einem festen Datum wich.

Heute dauert Halloween meist nur einen Abend. Der spirituelle Kern die Verbindung zu Ahnen, Natur und Magie ist weitgehend verloren gegangen. Aus einem Fest des Übergangs wurde ein Abend der Kostüme, Kürbisse und Süßigkeiten.

Die Magie des Schleiers

Trotzdem verbindet beide Feste ein gemeinsames Motiv: die Nähe zum Übernatürlichen. Der „dünne Schleier“ zwischen den Welten machte Samhain zu einer magischen Zeit eine Magie, die Halloween übernommen, aber stark verändert hat.
Wer die ursprüngliche Bedeutung spüren möchte, muss Samhain nicht als Partyabend, sondern als spirituelles Tor betrachten – eine Einladung, innezuhalten und das Unsichtbare zu ehren.

Samhain im Wandel der Zeit

Die frühesten Erwähnungen von Samhain finden sich im 9. Jahrhundert in irischen Quellen. Späteren mittelalterlichen Schriften zufolge war es ein Fest voller Rituale, Feuer und Übergänge. Mit der Christianisierung verschwanden viele dieser Bräuche allmählich, doch ihr Kern die Verehrung der Toten blieb lebendig und hallt bis heute in Halloween nach.

Heute ist Halloween vor allem ein kommerzielles Spektakel. Doch wer den Blick hinter die Masken wagt, erkennt: Die Nacht birgt noch immer ein Stück jener alten Magie, die einst zwischen den Welten leuchtete.
Vielleicht liegt gerade darin ihre wahre Kraft im Erinnern an das, was war, und an jene, die vor uns gingen.

03/11/2025

Das wohl größte Missverständnis, das vielen auf dem Weg der Kräutermagie begegnet, ist, dass Pflanzen wie Werkzeuge behandelt werden, als Zutaten, die man benutzt, anstatt sie als lebendige Wesen zu sehen, die mit uns wirken. Doch die wahre Magie beginnt nicht erst beim Tun, sondern bereits lange zuvor, in der Begegnung mit dem Pflanzengeist.

Wenn du also mit Pflanzen arbeiten möchtest, tritt zuerst in Beziehung zu ihnen. Gehe hinaus, begegne ihnen, ohne etwas von ihnen zu wollen, ohne etwas zu ernten. Setze dich zu ihnen, wenn der Wind ihre Blätter bewegt, wenn der Regen ihr Grün dunkler färbt, wenn die Sonne ihre Düfte weckt, wenn sie am Abend ihre Köpfchen schließen. Es gibt unzählige Momente um sie zu beobachten und von ihnen zu lernen. Beobachte sie also im Licht, im Schatten, und im Wandel der Jahreszeiten. Denn nur so beginnst du, ihre Sprache, ihr Wesen zu verstehen, welches sich in Schwingung, Farbe, Duft und Gefühl erklärt.

Nimm sie mit all deinen Sinnen wahr. Rieche sie, berühre sie, spüre ihre Textur und ihre Lebendigkeit. Wenn sie essbar ist, dann koste sie, um sie zu erkennen und mit allen Sinnen wahrzunehmen. Lass die Pflanze dir erzählen, wie sie wächst, was sie trägt, und welche Geschichte in ihr ruht.

Setze dich dazu still zu ihr, halte ein Blatt in der Hand und atme. Spüre, wie sich dein Rhythmus mit dem ihren verbindet. Vielleicht steigen innere Bilder in dir auf, oder auch Gedanken und Emotionen. Sie sind oft leise, manchmal klar, und immer uralt. Das ist die Stimme, das Wesen der Pflanze, das sich dir zeigt, wenn du still wirst.

Und vergiss nicht, auch etwas zurückzugeben. Das können ein paar Tropfen Wasser sein, der Hauch deines Atems, ein Lied, ein Wort des Dankes, aber auch Blumensamen, Getreidekörner, kleine Kristalle. Entdecke auch hierbei deine Vorlieben, doch beachte dass es immer natürlichen Ursprungs ist und wieder eins werden kann mit der Erde. Denn wisse, Magie ist keine Einbahnstraße, sie lebt von Austausch, Achtung und auch Demut. Wenn du gibst, dann fließt sie. Wenn du sie ehrst, antwortet sie dir.

Mit der Zeit wirst du bemerken, dass die Pflanzen dich erkennen. Dass sie dich spüren, und auch auf deine Energie reagieren. Und du wirst dich erinnern und verstehen, dass sie eben nicht nur Bestandteile und Ingredienzien deiner Rituale sind, sondern es weise Lehrerinnen, Hüterinnen der Erde, uralte Seelen sind, die dich begleiten.

Sie lehren dich Stille, Geduld und Wandel. Sie zeigen dir, dass Heilung nicht genommen, sondern geteilt wird. Dass wahre Kraft nicht im Besitz, sondern im Einklang liegt.

Und wenn du eine Pflanze wirklich in ihrem Wesen, in ihrer Seele und in ihrer
Ausstrahlung erfahren hast, kannst du natürlich auch tiefer in die alten Bücher der Kräuterweisheit blicken. Dort, in den zahlreichen wissenden und weisen Kräuterbüchern, findest du ihre Wirkstoffe, ihre Heilkräfte, ihre Signaturen beschrieben, und all das Wissen, das unsere Ahnen über Jahrhunderte über bewahrt haben. So vereint sich die alte, fühlende Erfahrung mit dem klaren Wissen, mit Herz und Verstand, Intuition und Wissenschaft, Magie und Heilkunst, und wird so zu einem heiligen Zusammenspiel.

Wenn du also das nächste Mal ein Blatt pflückst, eine Blüte trocknest oder ein Kraut in deinen Zauber gibst den du webst und wirkst, dann halte einen Moment inne. Sprich mit ihr. Atme mit ihr. Und erinnere dich daran, dass jede Pflanze, die du berührst, ein Herz aus Leben trägt, ein Bewusstsein hat, das dich erkennt, wenn du ihr offenem Herzen begegnest.

Denn die wahre und tiefgreifende Pflanzenmagie entsteht nicht nur aus Rezepten und Wissen, sondern aus Beziehung, Achtsamkeit und Begegnung.

Maria Solva Roithinger

03/11/2025
03/11/2025

Sei gegrüßt und willkommen, du stiller November, Hüter der Nebelpfade und Wächter der Ahnenstimmen. In deinem Atem liegt Erinnerung, in deinem Grau ruht die Wahrheit die zwischen den Welten liegt. Komm, lehre uns das Lauschen, das Loslassen, das leise Wandeln durch die Schleier und Schattenwelten, und öffne unser Herz für jene, die uns im Unsichtbaren ob diesseits oder jenseits nahe sind.

Maria Solva Roithinger

03/11/2025

Zwei schwarze Frauen

Es war um Mitternacht, da sah ein Mann im Traum zwei schwarze Frauen über seinem Ehebett schweben. Es waren keine Afrikanerinnen, sie sahen aus wie die hiesigen Frauen, nur sehr dunkel. Eine der Frauen kam ganz nah zu ihm, eine eisige Kälte spürte der Mann, die von der Frau aus ging. Es sind arme Seelen, so dachte er. Sein Gesicht schmerzte vor Kälte. Schützend legte er seine Hand darauf. Dadurch wurde er wach. Als er die Augen öffnete, lag seine Hand immer noch auf seinem Gesicht, aber die Kälte war verflogen.
Grabeskälte, wie sie auch genannt wird, geht von diesen dunklen, erdgebundenen Seelen aus, die noch nicht ins Licht gehen wollen oder können.
Diese Kälte wird oft von Menschen beschrieben, die schon Kontakt mit diesen armen Seelen hatten.
Er dachte, dass er vielleicht einen Alptraum gehabt hatte und wollte sich gerade zur Seite drehen und weiterschlafen. Doch da hörte er plötzlich, wie seine Frau, die neben ihm schlief, mit ängstlicher Stimme im Schlaf sagte: „Zwoa sind es“. Da wusste er, dass seine Frau auch die beiden schwarzen Frauen wahrnahm und Angst vor ihnen hatte.
Am nächsten Morgen fragte er seine Frau, was sie für einen Traum gehabt hatte. Sie wusste nur noch, dass es ein schrecklicher Alptraum war, aber an Genaueres konnte sie sich leider nicht mehr erinnern. Der Mann ärgerte sich, dass er sie nicht aufgeweckt hatte, um sie gleich danach zu fragen.

31/10/2025

Die Sage vom Holzmichel

Kinder des Nebels,
lauscht in dieser Stunde, da der Wind durch die Bäume streicht und das Holz im Feuer knackt wie alte Stimmen. Es ist die Stunde, in der die Wälder erzählen, von jenen, die vor uns kamen, und von jenen, die noch wachen zwischen Moos und Wurzel.
Eine solche Geschichte will ich euch heute schenken, die Geschichte vom Holzmichel, dem guten Geist des Waldes, der half, wo Demut war, und strafte, wo Gier den Blick verdunkelte.

In alten Tagen, als die Menschen noch Holz holten, um ihr Heim zu wärmen und nicht aus Gier nach Gold, lebte in den dunklen Tannen des Bayerwaldes ein Mann namens Michel Haderlump.
Er war ein Holzfäller, wie viele andere, stark wie eine Eiche, doch in seinem Herzen wohnte kein Friede.
Denn Michel nahm mehr, als er brauchte.
Er schlug die jungen Bäume, raubte selbst das dürre Holz der Wege und lachte über die Worte der Alten, die sprachen:

„Gib dem Wald, was du nimmst, sonst nimmt er dich.“

Eines Tages aber, als der Himmel grau war und Nebel durch die Stämme kroch, fiel Michel wieder einen Baum – doch als die Klinge sein Holz traf, hörte er ein leises Stöhnen, wie von einem Lebewesen.
Er hielt inne.
Vor ihm stand ein kleiner, bärtiger Mann, kaum so groß wie ein Kind, mit Moos im Haar und Rinde um den Leib. Seine Augen aber waren klar wie Tautropfen, und seine Stimme klang wie das Rauschen eines Baches:

„Michel,“ sprach er, „du nimmst, und du gibst nicht. Du schlägst, und du hörst nicht. Weißt du, wem du das Leben raubst?“

Michel fuhr zurück.
„Ein Baum ist nur Holz!“, rief er trotzig.
Da seufzte der kleine Mann.
„Dann will ich dich lehren, was Holz bedeutet.“

Mit diesen Worten berührte er Michels Axt und im selben Augenblick verging die Welt um den Holzfäller. Er fühlte seine Glieder schwer werden, seine Haut erstarren, sein Herz pochen wie in einer fernen Trommel.
Als er die Augen öffnete, stand er selbst, verholzt, verwurzelt im Boden, mit Ästen statt Armen, Blättern statt Haar.
So stand er im Wald, Tag und Nacht, Jahr um Jahr.
Die Tiere nisteten in seinen Zweigen, der Schnee legte sich auf ihn, der Wind sang ihm Lieder.
Und langsam, ganz langsam, lernte Michel zu hören.

Er hörte das Wispern der Bäume, das Seufzen der Erde, das Lied des Regens.
Und eines Tages, als der Frühling kam, sprach die Stimme erneut:

„Nun weißt du, Holzmichel, was Leben ist. Du hast gegeben, was du nahmst und der Wald hat dir vergeben.“

Da lösten sich seine Wurzeln, das Holz wich von seiner Haut, und Michel stand wieder als Mensch da.
Er weinte, denn er hatte verstanden.
Von diesem Tage an mied er die jungen Bäume, pflegte den kranken Wald, legte Moos auf Wunden und schützte die Tiere.
Und wenn man ihn fragte, woher er seine Kraft nahm, so sprach er nur:

„Vom Wald, denn er gab mir das Leben, als ich das meine verlor.“

Nach seinem Tod, so erzählen die Alten, blieb sein Geist im Wald.
Und wer heute bei Sturm den Wind durch die Äste rauschen hört, der glaubt manchmal, eine Stimme zu vernehmen, die ruft:

„I leb no! I leb no!“

Und das, meine Kinder des Nebels, ist kein Scherz,
denn der Holzmichel lebt in jedem Baum, den du ehrst, in jedem Samen, den du pflanzt,
und in jedem stillen Moment, da du dankbar bist für das, was wächst.

Vergesst nie, Kinder des Nebels:

Der Wald ist kein Ort, er ist ein Wesen.
Er atmet, er fühlt, er heilt und er vergibt.
Wer ihn ehrt, dem steht er bei.
Wer ihn missachtet, der hört sein Schweigen und in diesem Schweigen liegt die größte Lehre.

Mögen die Gottheiten stets über euch wachen!

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