25/11/2025
Meine beiden Kinder wurden in eine ruhige und liebevolle Atmosphäre hineingeboren, einmal im Krankenhaus mit Wahlhebamme, einmal im Geburtshaus. Eine Geburt ist definitiv eine riesige Herausforderung und Grenzerfahrung, aber zu keiner Zeit musste ich befürchten, nicht gehört oder respektiert zu werden. Ich konnte mich sicher fühlen. Leider haben bei weitem nicht alle Eltern dieses Glück, wie ich nicht nur durch meinen beruflichen Hintergrund als Physiotherapeutin für Babys sowie Kursleiterin für Geburtsvorbereitung und Rückbildung weiß.
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Heute ist Roses Revolution Day. Am 25. November wird seit rund 15 Jahren auf Gewalt in der Geburtshilfe aufmerksam gemacht. Menschen, die im Zuge der Geburt ihrer Kinder Opfer physischer oder psychischer Gewalt wurden, können eine Rose (mit oder ohne anonymen Brief) vor oder in der betreffenden Klinik ablegen. Online werden virtuelle Rosen vergeben und Geburtsberichte betroffener Menschen geteilt.
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Zweifellos gibt es viele engagierte und empathische Geburtshelfer*innen. Leider endet aber immer noch viel zu oft das Selbstbestimmungsrecht Gebärender an der Kreißsaaltür. Von ruppigem und herabwürdigendem Umgang, verbalen Beleidigungen, Eingriffen ohne Aufklärung oder Einverständnis bis hin zu tatsächlicher Körperverletzung oder Kunstfehlern können viel zu viele Eltern berichten. Das muss sich ändern! Daher ist die zunehmende Medienpräsenz des Roses Revolution Day ein wichtiges Signal.
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Auch wenn Gewaltausübung dadurch nicht entschuldigt werden kann, ist Personalmangel in Krankenhäusern ein Faktor, der besprochen werden muss. Viele gleichzeitig zu betreuende Gebärende, nicht enden wollender Stress, keine Pausen, schlechter Verdienst... all das kann neben anderen wichtigen Faktoren wie zB internalisierter Misogynie dazu beitragen, dass ehemals empathische Geburtshelfer*innen mit der Zeit abstumpfen. Und nochmal, das ist keine Entschuldigung für Gewalt! Aber statt die Lösungsversuche alleine auf Personal und werdende Eltern abzuwälzen, muss die Politik tätig werden und ein System schaffen, in dem würdevolle und menschliche Geburtserfahrungen keine Glückssache mehr sind, sondern selbstverständlich. Denn Menschenwürde ist kein Luxus.