05/11/2025
Kinder aktivieren in uns nicht nur Fürsorge, sondern auch alte emotionale Muster. Ihre Authentizität – das unmittelbare Zeigen von Bedürfnissen, Grenzen, Überforderung oder Nähewunsch – wirkt wie ein Spiegel für jene unregulierten Anteile, die in uns selbst noch nach Resonanz suchen.
Durch das Verhalten des Kindes und die Gefühle, die dadurch ausgelöst werden, kann das Nervensystem des Erwachsenen aktivieren. Wenn ein Kind weint, trotzt oder sich entzieht, kann unser eigener Körper in alte Spannungszustände fallen: Erstarrung, Rückzug, Übererregung. Es ist der Körper, der erinnert.
Die Herausforderung – und die Chance – liegt darin, diese Aktivierungen nicht als Störung, sondern als Einladung zu verstehen. Wenn wir im Kontakt mit dem Kind wahrnehmen, wie unser Atem stockt, der Brustkorb eng wird oder die Schultern anspannen, können wir beginnen, die eigene Selbstregulation zu stärken. Durch Bewusstheit, Atem, Bewegung und innere Erlaubnis entsteht Raum, in dem alte Reaktionsmuster sich lösen dürfen.
So helfen Kinder uns – unbewusst, aber zutiefst wirksam – dabei, unsere unvollständig entwickelten inneren Strukturen nachzureifen. Reife entsteht dann nicht durch Kontrolle oder Distanz, sondern durch die Fähigkeit, in Beziehung reguliert und gegenwärtig zu bleiben. In diesem Prozess werden wir tatsächlich „richtig erwachsen“ – körperlich, emotional und bindungsfähig.
Diese wunden Punkte zu erkennen und zu integrieren ist alleine nicht einfach. Es braucht ein Gegenüber, welches den Prozess achtsam, traumasensibel und authentisch begleitet. Dort wo das Kind den Erwachsenen triggert ist es sehr wertvoll genauer hinzuschauen.