23/10/2025
😱 Das Anordnungsmodell oder woran ich mich als Psychotherapeutin nicht gewöhnen will.
Das Modell ist so kompliziert, dass es nicht mal die Hausärztin versteht, die es eigentlich leitet, da sie die 2x15 Sitzungen als indizierte Massnahme bei mir angeordnet hat (was sie getan hat).
Theorie und... (Praxis):
Die anordnende Hausärztin weiss, wann die 30 Sitzungen aufgebraucht sind (was sie nicht tut, hingegen ich muss es im Auge behalten, damit nicht plötzlich die Patientin in einer Krise ohne Kostengutsprache dasteht). Die Ärztin verlangt rechtzeitig von mir einen Bericht (was sie nicht tut, ich schreib ihn selbst). Dann sucht sie eine psychiatrische Fachperson für die fachliche Expertise meines Berichtes (was sie nicht tut. Ich suche die Psychiater selbst, es ist oft knifflig). Sie schickt dem Psychiater meinen Bericht (was sie nicht tut, denn ich drucke ihn aus, stemple und unterschreibe ihn, scanne ihn ein und versende ihn). Der Psychiater bestellt die Patientin für eine Konsultation ein, um meinen Bericht mit seinem Expertenwissen zu überprüfen. Die Patientin ist davon möglicherweise verunsichert und muss stabilisiert werden. Der Psychiater schreibt einige Worte zu meinem Bericht, dann sendet er der Hausärztin die ausgedruckte, gestempelte, unterschriebene und eingescannte Expertise zurück (was er nicht tut, er schickt die Expertise mir, worauf ich alles zusammen der Hausärztin sende). Die MPA der Hausärztin sendet dann die Berichte zusammen mit Stempel & Unterschrift der Hausärztin zur Prüfung dem Vertrauensarzt der Krankenkasse. Manche MPA's senden sie auch zuerst wieder mir, dann sende ich alles zum Vertrauensarzt. Dieser muss die Kostengutsprache bewilligen. Manchmal geht es Monate, dann fragt die Hausärztin nach (was sie nicht tut. Ich bespreche das mit der Patientin, da ich sonst theoretisch die Behandlung unterbrechen muss oder das Risiko eingehe, dass meine Rechnungen nicht bezahlt werden. Ich bitte also die Patientin, bei der Kasse anzurufen, um nachzufragen, wo es klemmt). Schliesslich sendet der Vertrauensarzt seinen Entscheid an die Hausärztin, mit Kopie an die Patientin. Die Hausärztin gibt mir dann den Auftrag zur Weiterbehandlung (was sie nicht tut, ich erfahre meist über die PatientInnen, dass die Kostengutsprache bewilligt ist und für wie viele Stunden. Manchmal senden mir Krankenkassen freundlicherweise Kopien, auf denen nicht mal mein Name steht).
🙄 Danke, dass du bis hierhin gelesen hast.
Dies ist der psychotherapeutische Alltag, dies ist das Anordnungsmodell.
Was kommt dir dazu in den Sinn?