30/07/2025
Im Jahr 1909 wurde in der ruhigen Stadt Offenburg die Tochter eines Lokomotivführers namens Anna Magdalena Lemminger geboren – später wurde sie als Aenne Burda weltberühmt. Schon als junges Mädchen war sie unabhängig und rebellisch. Als Zeichen ihrer Ablehnung gegenüber der traditionellen Frauenrolle schnitt sie sich die Haare zu einem Bob. „So werde ich niemals sein!“, sagte sie, als sie ihre Mutter ansah, die ihr Leben ganz der Familie widmete.
Nach ihrer Ausbildung an einer Klosterschule und dem Besuch von Handelskursen arbeitete sie als Kassiererin in einem Elektrizitätswerk. Dort lernte sie Franz Burda kennen, den Besitzer einer kleinen Druckerei. Die beiden verliebten sich und heirateten 1931.
Zwei Jahrzehnte lang widmete sich Aenne ganz der Familie: Sie zog drei Söhne groß, führte den Haushalt und war eine typische Hausfrau. Doch ihr Leben änderte sich abrupt, als sie herausfand, dass ihr Mann eine Geliebte und sogar ein uneheliches Kind hatte. Anstatt sich scheiden zu lassen, entschied sie sich für einen eigenen Weg: Sie übernahm die Zeitschrift Elfi Moden, die ursprünglich für die Geliebte ihres Mannes gedacht war, stellte Bedingungen – und begann ein neues Leben.
Mit 40 Jahren übernahm sie die Leitung des Verlags. Die Zeitschrift wurde zunächst in Favorit umbenannt und später in Burda Moden. Obwohl sie keine Ausbildung im Bereich Mode oder Verlagswesen hatte, verstand sie, was Frauen wollten. Im Nachkriegseuropa sehnten sich viele Frauen danach, ihre Weiblichkeit, Eleganz und ihren Stil wiederzufinden. Die Zeitschrift wurde ein sofortiger Erfolg: Die erste Auflage von 100.000 Exemplaren war schnell ausverkauft.
Doch Aenne ging noch weiter: Sie fügte der Zeitschrift Schnittmuster bei – eine revolutionäre Idee. Damit konnten Leserinnen die Mode nicht nur bewundern, sondern auch selbst nähen. 1952 erschienen die ersten Schnittmuster in Burda Moden, und die Auflage stieg auf eine halbe Million. Die Zeitschrift wurde in Europa, Amerika und Lateinamerika verkauft.
Zehn Jahre später war Burda Moden die größte Modezeitschrift der Welt, übersetzt in 16 Sprachen und mit einer Auflage von 1,2 Millionen. 1987 erreichte sie sogar den Eisernen Vorhang: Raisa Gorbatschowa lud Aenne in die Sowjetunion ein. Millionen sowjetischer Frauen lernten durch Burda zu nähen und sich stilvoll zu kleiden.
Aenne Burda arbeitete unermüdlich – sie prüfte jede Ausgabe persönlich, stellte Näherinnen ein und beobachtete Modetrends genau. Erst mit 85 Jahren übergab sie das Unternehmen an ihre Söhne und gönnte sich dann etwas Ruhe: Sie reiste, malte und engagierte sich in der Wohltätigkeit. Aenne Burda starb im Jahr 2005 im Alter von 96 Jahren.
Zu ihrem 110. Geburtstag wurde der Film „Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau“ veröffentlicht – eine Hommage an eine Frau, die nicht nur ein Verlagsimperium aufbaute, sondern Millionen Frauen weltweit über Jahrzehnte hinweg Mut, Stil und Selbstbewusstsein schenkte.