11/12/2025
It starts in your head.
1966 sagte man ihr, der weibliche Körper würde unter einer Marathonstrecke einfach zerbrechen. Also versteckte sie sich im Gebüsch – und bewies der Welt das Gegenteil.
Das ist Bobbi Gibb, 23 Jahre alt, wenige Augenblicke nachdem sie Geschichte geschrieben hatte. Sie war die erste Frau, die den Boston-Marathon lief – ein Rennen, von dem man überzeugt war, dass sie es weder schaffen noch überleben würde.
Kurz vor dem Lauf bekam sie einen Brief: Frauen seien „körperlich nicht in der Lage, einen Marathon zu laufen“. Der Verband erlaubte Frauen offiziell nur Distanzen bis rund 1,5 Meilen. Die Organisatoren wollten die „Verantwortung“ für eine Frau im Teilnehmerfeld nicht übernehmen. Die Botschaft war eindeutig: Dein Körper ist zu schwach. Bleib zu Hause.
Doch aus Ablehnung kann Wut – und aus Wut Entschlossenheit werden. Am Renntag erschien Bobbi in einem blauen Kapuzenpulli, einem schwarzen Badeanzug darunter und den viel zu großen Bermuda-Shorts ihres Bruders. Sie hockte sich hinter einen Forsythienbusch in der Nähe der Startlinie, das Herz raste, und sie wartete.
Der Startschuss fiel. Hunderte Männer setzten sich in Bewegung. Bobbi blieb im Versteck. Erst als ein guter Teil des Feldes vorbei war, sprang sie aus dem Gebüsch und reihte sich in die Läufer ein. Für ein paar Schritte war sie unsichtbar – nur ein weiterer Körper im Strom.
Dann bemerkten die Männer sie.
Was sie erwartete, waren Spott und Feindseligkeit. Was sie bekam, waren Zurufe, Lächeln, Ermutigung. Die anderen Läufer gaben ihr Platz, klopften ihr auf die Schulter, zeigten Respekt. Bobbi warf den Kapuzenpulli weg und lief weiter.
An der Strecke des renommierten Wellesley College standen Tausende Studentinnen und feuerten wie jedes Jahr die Läufer an. Plötzlich ging ein Flüstern durch die Menge: „Da läuft eine Frau.“ Für einen Moment wurde es still, alle suchten ihr Gesicht – und als sie sie erkannten, brach ein Jubel los, wie ihn dort noch niemand erlebt hatte. Viele spürten instinktiv: Hier passiert mehr, als nur ein weiterer Sportmoment.
Nach 3 Stunden, 21 Minuten und 40 Sekunden überquerte Bobbi Gibb die Ziellinie – schneller als rund zwei Drittel der Männer. Der Brief hatte behauptet, ihr Körper würde versagen. Stattdessen trug er sie in die Geschichte – und öffnete die Strecke für all die Frauen, die nach ihr kommen sollten.