27/11/2025
Inzwischen gibt es Apps für alles.
Für den Schlafrhythmus, für Stillabstände, für Entwicklungsschritte, für jedes Glucksen und jedes Stirnrunzeln unserer Kleinsten.
Sie erinnern uns daran, wann ein Baby müde „sein sollte“ – wann es schlafen müsste oder wie lange es noch bis zur nächsten Mahlzeit „dauert“.
Als Hebammen begleiten wir jeden Tag Familien, die müde sind.
Erschöpfte Eltern, die sich nach einer einzigen durchgeschlafenen Nacht sehnen.
Nach einem Moment Ruhe.
Nach Orientierung.
Und wir verstehen das – zutiefst.
Natürlich greifen wir in solchen Momenten gern zu Hilfsmitteln. Natürlich darf man sich Unterstützung wünschen. Technik kann entlasten, Struktur geben, Chaos sortieren.
Und doch erschreckt es uns manchmal.
Weil wir sehen, wie der Blick vom Kind wegwandert.
Wie Eltern nicht mehr auf das lauschen, was ihr Baby ihnen zeigt –
sondern auf das, was das Handy ihnen sagt.
Da sitzt ein kleiner Mensch vor uns, der überdeutlich zeigt, was er braucht: Nähe. Nahrung. Schlaf. Trost. Kontakt.
Und neben diesem kleinen Wesen leuchtet ein Display, das behauptet: „Es ist noch nicht wieder so weit.“
Doch doch.
Das Baby sagt es längst.
Wir dürfen nicht vergessen, was uns Menschen ausmacht:
Fühlen. Wahrnehmen. Intuition. Verbindung.
Dieses tiefe, uralte Wissen, das entsteht, wenn wir einander anschauen, berühren, atmen, hören.
Etwas, das keine App der Welt ersetzen kann.
Technik darf begleiten.
Aber sie darf niemals führen.
Denn der wahre Kompass sitzt nicht im Handy –
er sitzt in uns.
In unseren Herzen, in unserem Bauchgefühl, in unserer uralten Fähigkeit zu lieben.
Technik ist gut. Fortschritt ist wichtig.
Aber es gibt etwas, das wir nicht verlieren dürfen – etwas, das uns von Robotern und KI unterscheidet:
unsere Fähigkeit, einander wirklich zu sehen.
Mit Herz, mit Empathie, mit echtem Kontakt.
Lasst uns also all diese digitalen Helfer nutzen – aber nicht anstelle unseres Bauchgefühls.
Nicht statt des Blicks auf unser Kind.
Nicht statt dieser feinen, lebendigen Verbindung, die nur zwischen Menschen entstehen kann.
Lasst uns unsere Intuition bewahren.
Lasst uns lernen, unseren Babys zuzuhören – und uns selbst.
Lasst uns das nicht entgleiten.
📸by