27/10/2022
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Wohin steuert die Medizinische Massage?
Aus dem Newsletter EMR: www.emr.ch Interview mit Marcel Kälin Co-Präsident des Verbandes der Medizinischen Massage Schweiz (vdms-asmm).
Die Berufsentwicklung schreitet auch in der therapeutischen Massage in der Schweiz rasch voran – seit 2010 erstmals eine Berufsprüfung für Medizinische Masseurinnen und Masseure mit eidgenössischem Fachausweis stattgefunden hat.
Herr Kälin, wie sehen Sie die aktuelle Situation und die Entwicklung des Berufs Med. Masseur/in mit eidgenössischem Fachausweis in der Schweizer Gesundheitslandschaft in den nächsten Jahren?
Med. Masseurinnen und Masseure mit eidgenössischem Fachausweis (EFA) sind im Gesundheitswesen wie im Arbeitsmarkt gleichermassen gefragt. Mit der Entwicklung in der Komplementärmedizin, mehr Qualität statt Quantität, wird der Bedarf noch ausgeprägter werden. Der Beruf Med. Masseur/in EFA wird sich dabei weiterentwickeln, denn Stillstand bedeutet immer Rückschritt. Es gilt in den nächsten Jahren, die Kompetenzen in der Ausbildung einer kritischen Beurteilung zu unterziehen und wo nötig Korrekturen vorzunehmen.
Gleichzeitig gilt es, für die Med. Masseurin und den Med. Masseur EFA mit Aufklärungsarbeit einzustehen und generell eine Besserstellung mit höherer Wertschätzung für diesen Beruf der physikalischen Therapie anzustreben. Mit dem Status als Gesundheitsfachperson hat der/die Med. Masseur/in EFA ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal, das generell mit Aufklärungsarbeit präsenter gemacht werden muss. Und dabei sollten auch Kliniken, Arztpraxen, Physiotherapeutinnen und -therapeuten sowie Patientinnen und Patienten mit ins Boot genommen werden.
Welche Rolle nimmt der vdms-asmm bezüglich der Medizinischen Massage hierzulande ein?
Der Verband der Medizinischen Massage Schweiz vdms-asmm steht für Verlässlichkeit und Dienstleistungsorientierung. Als Branchenverband sind wir gesamtschweizerisch vertreten, haben seit 2020 den Status einer Organisation der Arbeitswelt und sind kompetenter Ansprechpartner für jegliche Belange des Berufs.
Mit unseren Mitgliederkategorien (Med. Masseurinnen und Masseure, Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Academy und Studierende) sind wir breit aufgestellt und können so proaktiv die Anliegen unserer Mitglieder aus verschiedenen Perspektiven vor den Gremien im Gesundheitswesen angehen. Wir haben Zugang zu den kantonalen Gesundheitsdirektionen sowie mit der CAMsuisse zum Runden Tisch für Komplementärmedizin, mit den wichtigsten Krankenversicherern. Bei den Versicherern ist es unser Ziel, dass alle Methoden der Medizinischen Massage von Therapierenden mit dem eidgenössischen Fachausweis als Leistung vergütet werden, damit diese Ausbildung auch gewürdigt wird und für die Patientinnen und Patienten zugänglich ist.
Als selbstbewusster Branchenverband stärken wir (müssen wir) die Wertschätzung gegenüber der Medizinischen Massage mit gezielten Massnahmen. Wir zeigen auf, dass der/die Medizinische Masseur/in EFA seit 2015 durch den EDK-/GDK-Beschluss als Gesundheitsfachperson gilt und im NAREG (Nationales Register der Gesundheitsberufe) aufgeführt ist, notabene neben Naturheilpraktiker/in als einzigem Beruf der Komplementärmedizin. Der Beruf Med. Masseur/in EFA, verbunden mit dem Statuts Gesundheitsfachperson, ist ein Alleinstellungsmerkmal, das für die Patientinnen und Patienten erkennbar werden muss und durch die Gremien im Gesundheitswesen unbedingt mehr honoriert respektive gefördert werden soll.
In der Ausbildung sind wir zusammen mit unseren Mitgliedern angehalten, die Arbeitsmarktbedürfnisse einzubringen und so den Beruf «modern» zu halten. So sehen wir unser Engagement künftig auch in der Berufsbildung und wollen Verantwortung bei der eidgenössischen Berufsprüfung in der Trägerschaft übernehmen.
Und schliesslich bauen wir strategisch den Beruf mit den Kernkompetenzen der physikalischen Therapie respektive einzelnen Methoden der Medizinischen Massage aus. Dies soll dem/der Med. Masseur/in EFA je nach «Karriereplan» weitere Optionen mit Aufstiegsmöglichkeiten ermöglichen. Dahingehend ist beispielsweise die Kollektiv-Mitgliedschaft des SFML (Schweizerischer Fachverband für Manuelle Lymphdrainage) beim vdms-asmm zu verstehen, der sich mit unserer strategischen Ausrichtung für den Bereich manuelle Lymphdrainage gänzlich identifizieren kann – getreu unserem Verbandsmotto: gemeinsam stark – gemeinsam für den Beruf.
Neben der eigentlichen Verbandsarbeit bietet der vdms-asmm mit einer Willkommenskultur jährlich ein vielbeachtetes, modernes Weiterbildungsangebot für generelle Themen der Erfahrungsmedizin, das eine Vielzahl von Therapierenden in der Komplementärmedizin anspricht. Wir fördern so in der Konsequenz die interdisziplinäre Zusammenarbeit von einzelnen Therapierenden und bleiben damit aktuell.
Was spricht aus Ihrer Sicht dafür, dass eine Massage-Therapeutin oder ein -Therapeut den eidgenössischen Fachausweis anstreben soll?
Einerseits wird die Ausbildung als Med. Masseur/in EFA staatlich subventioniert und anderseits denken einzelne Versicherer daran, künftig in der Komplementärmedizin einzig Therapeutinnen und Therapeuten mit einem eidgenössischen Diplom zu vergüten. Es muss das Ziel für jede neue Masseurin und jeden neuen Masseur sein, den Beruf Med. Masseur/in EFA, sprich die «Königsdisziplin» der Massagetechniken, anzustreben. Med. Masseur/in EFA ist ein geschützter Titel und im Gegensatz beispielsweise zur Wellnessmassage ein effektiv anerkannter Beruf mit dem Status als Gesundheitsfachperson.
Mit einem erfolgreichen Abschluss der Berufsprüfung stehen mit dem eidgenössischen Titel viele Optionen in der Berufsausübung offen, die jede und jeder für sich individuell auch in Etappen angehen kann. Dies unter der Voraussetzung, dass die Leistungen nachhaltig vergütet und wertgeschätzt werden – und dafür setzt sich der vdms-asmm ein.
Was bedeutet für Sie persönlich die Medizinische Massage?
Die Medizinische Massage geht klar auf Beschwerden und Krankheitsbilder ein und hebt sich von Wellness- und Entspannungsmassagen ab. Als ehemaliger Profisportler kenne ich die Vorteile der physikalischen Therapie. Med. Masseurinnen und Masseure nehmen sich die notwendige Zeit für die Patientin oder den Patienten. Ich kann mich bei ihnen auf ein medizinisches Grundwissen verlassen, und Verfahren der physikalischen Therapie werden einzeln oder kombiniert eingesetzt, um gesundheitliche Beschwerden zu behandeln. Genau darin liegen die Stärken der Medizinischen Massage.
Quelle: www.emr.ch Was neu wird im EMR-Reglement
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