08/03/2025
Stell dir vor…
Du hattest einen anstrengenden Tag und sehnst dich nach einer Umarmung. Doch dein Partner lehnt ab – schliesslich hat er dich heute Morgen und Mittag schon umarmt. Du sollst dich nicht daran gewöhnen!
Du möchtest dich an ihn kuscheln, weil du dich dort am wohlsten fühlst. Doch er schickt dich ins Gästezimmer – sonst willst du das ja immer!
Du bist aufgewühlt und traurig, suchst Trost. Doch man sagt dir, dass du da alleine durchmusst – schliesslich musst du lernen, dich selbst zu beruhigen.
Unvorstellbar?
Für Erwachsene ist Nähe selbstverständlich. Wir suchen Geborgenheit, Berührung, emotionale Sicherheit. Wer getrennt schläft oder Distanz hält, wird oft sogar kritisch beäugt.
Doch bei Kindern gelten plötzlich andere Regeln. Nähe? Bloss nicht zu viel! Sonst werden sie verwöhnt, lernen, ihre Eltern um den Finger zu wickeln. Trösten? Nein, sie sollen sich doch selbst beruhigen! Und bloss nicht ins Elternbett – sonst bleiben sie ewig dort!
Aber die Wahrheit ist:
Nähe ist keine Verwöhnung – sie ist ein Grundbedürfnis. Gerade Kinder brauchen sie, um Sicherheit und Geborgenheit zu spüren. Sie lernen Selbstberuhigung nicht durch Alleinsein, sondern durch die liebevolle Unterstützung ihrer Bezugspersonen.
Wenn wir sie in den Arm nehmen, beruhigen und streicheln, aktivieren wir ihren Vagusnerv. Die Signale der Zuwendung gelangen ins Gehirn und sorgen für Entspannung.
Es gibt kein „zu viel“ an Nähe. Weder für Kinder noch für Erwachsene. Denn Nähe bedeutet: Du bist nicht allein.