02/09/2019
„Für das Leben nach dem Leben“
Geschichte des Totenzettels.
Das Brauchtum der Verteilung von Totenzettel entwickelte sich während der Gegenreformation im 17.Jahrhundert im Gebiet des heutigen Belgien und der Niederlande.
Niederländische Quellen geben das Jahr 1668 als das Entstehungsjahr für die ersten Bidprendtjes an.
Es waren zuerst handbeschriebene Einzelblätter aus Pergament oder Papier auf denen, neben dem Namen des Verstorbenen, der Todeszeitpunkt mit Datum und Uhrzeit, die Bitte ausgesprochen wurde für das Seelenheil des Dahingegangenen zu beten.
Ab dem Jahr 1670 kennt man aus Amsterdam auch Bidprendtjes in gedruckter Form.
Bis Mitte des 18. Jahrhunderts war diese Sitte, die Verteilung von Totenzettel, -bildchen, weitgehendst auf den erweiterten Raum um Amsterdam beschränkt.
Erst nach der französischen Revolution, gegen Ende des 18. Jahrhundert, verbreitetet sich dieser katholische Brauch im gesamten niederländischen Raum.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts drang diese Gepflogenheit, der Ausgabe von Totenzettel, über die bisherigen Grenzen hinaus, in die Gebiete Europas vor, deren Bevölkerung überwiegend dem katholischen Glaubens angehörten. Nach Süden über Frankreich bis Italien, über Deutschland nach Österreich. Auch nach Übersee, über den Kanal nach Irland und mit den Auswanderern in die Gebiete der USA und dem französischen Kanada.
Auf deutschem Gebiet entfaltete sich der Brauch nach den gleichen Regeln. Von Nordwesten entlang den Landstrichen mit überwiegend katholischer Einwohner nach dem Süden. Über das niederrheinische Gebiet nach Westfalen, dem Rheinland, nach Hessen, der Pfalz, nach Baden und Württemberg und Bayern.
Um das Jahr 1840 etwa, werden so auch Totenzettel in Bayern, Tirol und Österreich bekannt.
Von evangelischer Seite wurde der Brauch weitgehendst abgelehnt, so dass eine Ausdehnung nach dem Norden und Osten des damaligen Deutschland fast gänzlich unterblieb.
Wie ursprünglich in den Niederlanden, so waren es in den ersten Jahren auch in Deutschland vor allem der Adel, der Klerus und das gehobenere Bürgertum sowie reichere Großbauern, die für Ihre Verstorbene Totenzettel drucken ließen.
Einen wesentlichen Anstoß zur allgemeinen Verbreitung des Brauches der Verteilung erfuhren die Totenzettel in Deutschland durch die Kriege 1866, 1870/71 und dem ersten Weltkrieg 1914/18. Viele junge Männer hatten auf den Schlachtfeldern fern der Heimat ihr Leben verloren. Eine Überführung der Toten zur Beerdigung auf den heimatlichen Friedhof, wie es heute geschieht, war damals nicht möglich.
So blieb den Angehörigen zu Hause nur der gedruckte Totenzettel, zum Teil mit einem Bild des Gefallenen versehen, als Gedenk- und Erinnerungsstück zurück und trug damit nicht unerheblich dazu bei, dass man das Sterbebild heute immer mehr als Erinnerungsbild betrachtet.
Die Information von: http://genwiki.genealogy.net/Totenzettel