14/11/2025
Uwe's Party: Die fetten Jahre sind kurz zurĂŒck!
Wenn ich schreibe, dass wir alle nicht sicher waren, ob wir den 85. Geburtstag von Herr S. im Kreise seiner Familie feiern können, liege ich wahrscheinlich richtig.
Es gibt viele Meinungen, viele Hinweise, Ideen und WĂŒnsche, berechtigtes Zögern oder mutige Kampfansage. An die DemenzâŠ
Werden wir feiern können, werden es zu viele Menschen sein, in welcher Verfassung wird Herr S. sein, können wir es ihm und seiner Familie ĂŒberhaupt zumuten?
Bis zur letzten Minute wussten nicht wirklich was passieren wĂŒrde und waren auf das wiederkehrend herausfordernde Verhalten eingestellt.
Die Sicherheitsgurte waren angeschnallt. Die Feier vorbereitet, die Torte aufgetaut und der KĂ€sekuchen selbst gebacken.
FĂŒr heute, fĂŒr viele Stunden haben wir die Demenz nicht ins Haus gelassen. Nein! Keine der BefĂŒrchtungen trat ein. Im Gegenteil.
Heute zeigte sich LebensqualitĂ€t und bewusste Teilhabe, Familienrituale und schĂŒtzende RĂ€ume. Das GlĂŒck war greif- und spĂŒrbar.
Uwe bekam eine schöne neue Armbanduhr, ein modisches Armband - hier kennt sich die Familie am Besten aus. Und das neue Cappy: 85 stand drauf. Jedes Jahr eine neues Cappy, jedes Jahr eine neue Zahl.
NatĂŒrlich ist es möglich, dass diese Momente weniger werden. NatĂŒrlich hĂ€tte auch alles in Hose gehen können. NatĂŒrlich hĂ€tten wir Herrn S. nicht einfach so dekompensieren lassen, ihn komplett ĂŒberfordertâŠ
Die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist eine Herausforderung und erfordert Mut. Doch wenn wir es nicht versuchen, ihn diesen âseinenâ Tag zu feiern - hĂ€tten wir Uwe nicht so erlebt, wie wir ihn heute erlebt haben.
Die Demenz ist kurz, wirklich nur kurz vor uns eingeknickt. Diesmal waren wir stĂ€rker. Oder das Karma, oder der liebe Gott, oder Uwe selbst, der vielleicht gespĂŒrt hat, dass etwas Besonderes passiert.
Ich weiĂ es nicht. Und ich kann wunderbar damit leben. Denn es war ein Sieg auf ganzer Linie. Heute...
âHappy Birthday, Alterâ, sagte sein Sohn ganz liebevoll und schloss seinen Vater in die Arme.
Und die Demenz blieb drauĂenâŠ
Text & Fotos: C. B. / BT