02/10/2025
Aus dem Newsletter von Jan Gysi:
Burnout bei Therapeut:innen: Was unsere eigene Geschichte damit zu tun hat
Fitzhardinge, M., Blackman, L. & Pilkington, P. D. (2025).
Adverse Childhood Experiences and Emotional Exhaustion in Therapists: The Mediating Role of Early Maladaptive Schemas.
Clinical Psychology & Psychotherapy, 32(4), e70115.
https://doi.org/10.1002/cpp.70115
Liebe Listenmitglieder
Burnout bei Therapeut:innen: Die Rolle früher emotionaler Schemata
Eine neue Studie von Fitzhardinge et al. (2025) zeigt: Therapeut:innen, die in ihrer Kindheit belastende Erfahrungen (Adverse Childhood Experiences, ACEs) gemacht haben, sind anfälliger für emotionale Erschöpfung. Entscheidend ist dabei nicht nur das Ausmass der Belastungen, sondern auch, welche frühen maladaptiven Schemata (EMSs) sich daraus entwickelt haben.
Zentrale Ergebnisse der Studie:
Zwei spezifische Schemata vermitteln den Zusammenhang zwischen ACEs und emotionaler Erschöpfung:
Unrelenting Standards: das Streben nach unrealistisch hohen eigenen Ansprüchen.
Subjugation: das Zurückstellen eigener Bedürfnisse aus Angst vor Ablehnung oder Konflikten.
Die Schemata Defectiveness/Shame (Gefühl, unzulänglich zu sein) und Self-Sacrifice (übermässige Selbstaufopferung) zeigten keinen signifikanten Einfluss – möglicherweise, weil sie mit dem beruflichen Selbstbild vieler Therapeut:innen kompatibel sind.
Was folgt daraus?
Die Ergebnisse legen nahe, dass es sich lohnt, eigene Schemata in Supervision, persönlicher Therapie oder Selbstreflexion bewusst zu machen und zu hinterfragen. Besonders das Bearbeiten überhöhter Leistungsansprüche und das eigene Grenzmanagement kann helfen, Burnout vorzubeugen.
Fazit:
Biografisch verankerte Muster beeinflussen die berufliche Belastbarkeit. Wer sich mit eigenen inneren Antreibern auseinandersetzt, investiert nicht nur in die eigene Gesundheit, sondern auch in die Qualität der therapeutischen Arbeit.
Liebe Grüsse
Jan Gysi
www.jangysi.ch
Informationen zu Trauma & Dissoziation, von Dr. med. Jan Gysi, Bern CH.