03/11/2023
Zierpflanze und … Heilpflanze !
Die Eibe!
Die europäische Eibe (Taxus baccata)
Die Eibe ist ein immergrüner Nadelbaum oder manchmal auch Strauch, aus der Familie der Eibengewächse. Diese gehören zur Ordnung der Koniferen (Nadelbäume oder Nadelhölzer), und damit zur größten Ordnung nacktsamiger Pflanzen. Eiben können über 1000 Jahre alt werden. So ist die alte Eibe von Balderschwang mit einem geschätzten Alter von 800 bis 1500 Jahren vermutlich der älteste Baum Deutschlands.
Heute oftmals als Ziergehölz auf Friedhöfen genutzt, wurde die Eibe schon immer mit Tod und Vergänglichkeit in Verbindung gebracht. In alteuropäischen Mythen wurde die Eibe auch als Wächter zwischen der Welt der Lebenden und der Toten gesehen. Ebenso bei den alten Griechen und im alten Rom galt die Eibe als Wächter am Tor zur Unterwelt. So schrieb Ovid (Metamorphosen IV, 432) „Abwärts senkt sich der Weg von trauernden Eiben umdüstert führt er durch Schweigen stumm zu den unterirdischen Sitzen.
Das die Eibe mit dem Tod assoziiert wird, liegt möglicherweise auch an ihrer starken Giftigkeit. Im Jahr 2011 wurde die Eibe auch vom botanischen Sondergarten Hamburg-Wandsbek zur Giftpflanze des Jahres gekürt. Schon 50 bis 100 Nadeln der Eibe können für einen Menschen tödlich sein. Alle Pflanzenteile sind stark giftig, bis auf das rote Fruchtfleisch, welches die Samen ummantelt. Eine weitere Besonderheit der Eibe ist, dass sie als einziger Nadelbaum kein Harz bildet.
In früheren Zeiten wurde die Eibe volksmedizinisch als Abtreibungsmittel verwendet. Jedoch war die Anwendung aufgrund der hohen Giftigkeit sehr risikoreich. So schrieb Nothnagel über die Vergiftung mit Taxin „Das Mittel wird vom Volke als Abortivum verwendet. Beim Menschen treten die ersten Symptome 1-2 Stunden nach der Vergiftung auf. Man beobachtet Erbrechen, Koliken, nervöse Symptome, Schwindel, Convulsionen, ja Coma, sowie unregelmäßigen Pulsschlag“.
Die toxischen Verbindungen der Eibe werden als Taxane bezeichnet. Sie wirken schädigend auf die Verdauung, das Nervensystem, die Leber sowie die Herzmuskulatur. Der Tod tritt durch Atemlähmung und Herzversagen ein.
Doch seit einiger Zeit ist die Eibe wieder arzneilich interessant geworden. In den 90iger Jahren konnte aus der Rinde der pazifischen Eibe der zytostatische Wirkstoff „Paclitaxel“ isoliert werden. Dieser hemmt die Zellteilung und wird zur Behandlung verschiedener Krebsarten eingesetzt. Ein weiterer Wirkstoff der Eibe, welcher in der Krebstherapie Anwendung findet ist „Docetaxel“ welcher ebenfalls die Hemmung der Mitose und dadurch eine Hemmung der Zellteilung bewirkt.
Auch wenn die Eibe als Zierpflanze beliebt ist, so ist ihr Wildbestand rückläufig. Sie zählt in Europa zu den geschützten Arten und steht in Deutschland auf der roten Liste gefährdeter Arten. Das Holz der Eibe wird vom Menschen schon lange aufgrund seiner außergewöhnlichen Härte geschätzt. Schon in der Jungsteinzeit wurde es zur Herstellung von Werkzeugen und Waffen verwendet. Der größte wilde Eibenbestand Deutschlands ist der Paterzeller Eibenwald wo auf einer Waldfläche von ca. 87 ha über 2000 sehr alte Eiben zu bewundern sind.