13/11/2025
Karte des Tages – Trotz (der)
Das Trotzalter! - Mit ungefähr zwei Jahren beginnen Kinder, sich langsam aus der völligen Abhängigkeit von ihren Eltern zu lösen. Sie entdecken, dass sie eigene Gedanken, Gefühle und Wünsche haben – und dass sie diese ausdrücken können.
Eines Tages, wenn Eltern beim Anziehen helfen möchten, schiebt das Kind die Hand sanft weg und sagt:
„Ich möchte das selbst machen.“
Für viele Eltern ist das eine Herausforderung, besonders, wenn die Zeit knapp ist. Schnell kommt dann eine Antwort wie: „Lass mich das machen, das geht schneller.“ oder
„Jetzt nicht, wir müssen los.“
Und so begegnen sich zwei starke Willen – das wachsende Ich des Kindes und das fürsorgliche Ich des Erwachsenen.
Das ist kein Konflikt, sondern ein wichtiger Teil des gemeinsamen Lernens.
Der positive Blick auf Trotz
Trotz ist kein „schwieriges Verhalten“, sondern Ausdruck einer gesunden Entwicklung. Er zeigt, dass das Kind beginnt, sich als eigenständige Person zu erleben – mit dem Bedürfnis, die Welt selbst zu erforschen und Einfluss zu nehmen.
Psychologisch gesehen ist Trotz ein Zeichen von innerer Reifung und Autonomieentwicklung. Das Kind übt, Grenzen zu spüren, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen – in kleinen, kindgerechten Schritten.
Wenn Eltern diesen Prozess begleiten, ohne ihn zu bremsen, entsteht das, was Jesper Juul „Gegenseitige Würde“ nennt:
das Erleben, dass beide – Kind und Erwachsener – gleich wertvoll sind, auch wenn sie unterschiedliche Rollen haben.
💚 Mini-Tipp für Eltern
Atme einmal tief durch, bevor du reagierst.
Versuche, den Trotz nicht als Widerstand zu sehen, sondern als Einladung zur Selbstständigkeit.
Ein Satz wie: „Ich sehe, du möchtest das selbst versuchen. Soll ich dir zeigen, wie es geht?“ öffnet oft mehr Türen als ein „Nein, das kannst du noch nicht.“
Und wenn’s gar nicht klappt, hilft Humor - immer.
„Wir lernen heute beide loszulassen – du von meiner Hand, ich von meiner Geduld.“ 😉
Denkt daran, Euer Kind übt gerade groß zu werden.