08/06/2025
Stellungnahme des DDPP zur Messerattacke in Hamburg
Die Gewalttat am Hamburger Hbf hat uns vom DDPP-Vorstand sehr bewegt.
Wir teilen an dieser Stelle die Stellungnahme von Thomas Bock und ein Interview mit ihm für die TAZ .
Bei der Diskussion über Ursachen und Bedingtheiten einer solchen Tat ist uns wichtig, ohne vorschnelle Reaktionen oder stigmatisierende Schlußfolgerungen zu reflektieren.
Die gesellschaftlichen und strukturellen Implikationen dieser menschlichen Tragödie können dabei nicht unerwähnt bleiben: hätte die Tat durch ein funktionaleres Hilfesystem verhindert werden können?
In diesem konkreten, besonders unvorhersehbaren Fall wissen wir es nicht. Wir können aber mutmaßen, dass auch diesmal ein beziehungsorientiertes, flexibles Angebot der professionellen und menschlichen Für- und Nachsorge gefehlt hat, dass es keinen Wohnraum, keine Sicherung existentieller Lebensbedürfnisse gab. Die Überlastung gleich mehrerer Systeme - der Kliniken, der teilhabeorientierten komplementären Einrichtungen, der Obdachlosenhilfe, der Pflege etc. - zeigt sich gerade bei den Hilfebedürftigsten, die ihren Unterstützungsbedarf vielleicht nicht lautstark äußern können oder wollen. Hier fehlen zuweilen das verbindliche Zusammenspiel und die geteilte regionale Verantwortungsübernahme, und immer öfter die basalen Ressourcen - der Wohnraum, der eine Therapie und Teilhabe erst möglich macht.
Wir möchten den Blick aber auch auf die stationären und ambulanten Therapeut:innen, die Koordinatoren und Träger der gemeindepsychiatrischen Versorgungsnetze und der Obdachlosenhilfe richten, die oft weit über die eigenen Grenzen hinaus versuchen, soziale Sicherheit und Wohnmöglichkeiten zu schaffen undimmer wieder mit den Grenzen und der fehlenden Nachhaltigkeit ihres Tuns konfrontiert sind.
Als DDPP wollen wir zu einem breiteren gesellschaftlichen und gesundheitspolitischen Diskurs darüber beitragen, wie wir unser psychiatrisches Versorgungssystem weiterentwickeln und damit auch die von unserer Seite aus beeinflussbaren Grundlagen der öffentlichen Sicherheit verbessern können. Wir freuen uns über Ihre Beiträge und Anregungen, die wir für künftige Aktivitäten nutzen können.
Das Interview von Thomas Bock mit der TAZ können Sie hier nachlesen: https://taz.de/Psychologe-ueber-Hamburger-Messerangriff/!6090880/
Die Stellungnahme von Thomas Bock finden Sie hier:
https://www.ddpp.eu/reports/stellungnahme-des-ddpp-zur-messerattacke-in-hamburg