29/08/2025
"Irgendetwas tut sich hier und es ist schon ganz schön unangenehm", schreibt sie ihren Hebammen am Samstagmorgen. Seit gestern Abend spürt sie leichte Wehentätigkeit. Während der Nacht arbeitet ihre Gebärmutter. 1-3 mal pro Stunde wird ihr Bauch fest. Über den Tag sind die Kontraktionen deutlich unregelmäßiger. Im Schutz der Dunkelheit nehmen sie wieder zu. Rhythmisch, alle 10, dann alle 7 Minuten. Wie sie es bereits erwartet hat, fallen ihr ausruhen und schlafen in dieser aufregenden, unbekannten Situation schwer. Zweimal kann sie für 45 Minuten dösen und die Abstände zwischen den Kontraktionen verlängern sich auf 15 Minuten.
Vielleicht waren der volle Darm, die träge Verdauung auch Schuld dran, dass sie das Zusammenziehen ihrer Gebärmutter noch schmerzhafter empfindet.
Als der Sonntagmorgen graut, sind die Pausen 6-7 Minuten lang. Bis Kalle erwacht. Ihr erstes Kind wirkt als Wehenhemmer. Unregelmäßig, sporadisch, kurz registriert sie beiläufig zum Alltag die Kontraktionen.
Die Hebammen raten zur Ruhe, verschiedenen Positionen und empfehlen das Ankurbeln der Verdauung.
Über den Tag liegt die Schwangere viel. Schlafen kann sie nicht. Immer wieder mal hat sie eine schmerzhafte Wehe.
Erneut regt die Dunkelheit ihre Hormone an. Die Kontraktionen pendeln sich bei 5-8 Minuten ein, halten 30-90 Sekunden an.
Die Geburtshelferinnen geben Tipps für eine weitere durchwehte Nacht.
Gegen Mitternacht telefoniert das Paar mit der diensthabenden Hebamme.
Die Frau beschreibt die Wehen als stark. Bewusst veratmet sie leise alle 3-6 Minuten. Noch ist sie nicht im Labourland angekommen. Sie ist vor allem genervt von dieser schier endlosen Latenzphase. Sie hat keine Geduld mehr und möchte eigentlich nur in den Kreißsaal, damit sich endlich etwas ändert. Ein Schmerzmittel braucht und will sie noch nicht.
Er ist besorgt, den richtigen Zeitpunkt für die Fahrt zum SJK zu verpassen.
Ihr erster Sohn kam via geplanter Bauchgeburt aus Beckenendlage zur Welt. Das ist also alles neu für die Eltern und fühlt sich sehr abenteuerlich an.
Die Hebamme erklärt, bestärkt und beruhigt.
Um 3 Uhr der nächste Anruf. Die Kontraktionen kommen alle 7-8 Minuten, im Liegen seltener.
Die Schwangere ist durch. Der Schlafmangel macht sie ganz dröge im Kopf. So hält sie es nicht mehr aus.
Den Vorschlag der Hebamme, sich morgen Früh am Geburtsort zu treffen, findet sie gut. Das schafft sie noch.
Das Paar hängt einfach weiterhin rum und wartet darauf, losfahren zu können.
Montagmorgen kommen sie mit der Beleghebamme im Kreißsaal an.
Die Frau hat schmerzhafte Kontraktionen, ist angestrengt. Sie hat seit drei Nächten nicht wirklich geschlafen.
Die Portio hat sich unter den Wehen bereits zurückgezogen, der Mittermund ist einen Zentimeter weit. Dem Baby geht es gut. Das Herz schlägt kräftig im Normalbereich.
Das CTG zeichnet alle 5-10 Minuten eine Welle aufs Papier.
Zusammen mit den Ärztinnen und der Hebamme bespricht das Paar die Optionen.
Die Einleitung kommt für die Schwangere nicht in Frage. Sie denkt über eine Sectio nach.
Zunächst möchte sie aber dem Opiat eine Chance geben. Ohne Schmerzen endlich mal wieder schlafen und neue Energie tanken, klingt wunderbar.
Die Infusion läuft. Sie fühlt sich leicht schwummerig. Die Schmerzen lassen nach und sie versucht zu schlafen.
Das Gefühl dee Erleichterung verweilt nur kurz. Die Frau übergibt sich mehrfach. Auf ihren Wunsch hin erhöht die Hebamme trotzdem die Dosis des Schmerzmittels. Es reicht nicht aus. Die Wehen nehmen zu, kommen alle 2-5 Minuten.
Der Muttermund hat sich um einen weiteren Zentimeter geöffnet. Das Kind liegt vermeintlich Rücken an Rücken mit seiner Mutter.
Ohne jeden Zweifel möchte sie jetzt die Bauchgeburt und ihrem Wunsch wird, ohne eine weitere Diskussion, Folge geleistet.
Ohne Hektik beginnen die Vorbereitungen. Aufklärung durch Gyn und Anästhesie, Infusionen, Rasur und das passende Outfit für das nun kurz bevorstehende große Event darf natürlich auch nicht fehlen.
Leise pustend veratmet sie die Wehen, erbricht sich immer wieder. Sie ist froh, dass ein Ende in Sicht ist. Auch er wirkt sehr erleichtert.
Den Schleimpfropf verliert sie noch im Kreißsaal, dann läuft sie mit Herzklopfen und der Geburtshelferin in den OP.
Sie kennt die Abläufe von der ersten Geburt. Das macht es ein wenig leichter. Sie entdeckt neue und andere Dinge während die Teams um sie herum ihren Aufgaben nachgehen und die Hebamme ihr zur Seite steht.
Alles ist bereit, der Vater darf dazukommen und am Kopf seiner Frau sitzen.
Das kleine Mädchen wird geboren und in die Arme der Hebamme gelegt. Bevor das Baby kurz von den Kinderärzten angeschaut wird, können auch die Eltern einen Blick auf ihre zauberhafte Tochter werfen.
Wilma geht es sehr gut und sie darf ins Bonding zu ihrer Mutter ❤
Die ist sehr zufrieden und im Reinen mit ihrer Entscheidung.