25/11/2025
Nach Sigmund Freud ist Trauer die Reaktion auf den Verlust einer geliebten Person oder von etwas anderem Wertvollen, das an dessen Stelle steht wie Heimat, Freiheit, ein Ideal usw.
Für jeden natürlich ganz individuell, aber für uns alle ist Trauer: aktive seelische Arbeit. ❤️🩹
Die Bindungstheorie 🫂 von John Bowlby besagt, dass wir schon im Kindesalter aus einem biologischen Bedürfnis nach Sicherheit und Schutz Bindungen zu Menschen aufbauen und verinnerlichen. Verlieren wir eine solche „Bindungsfigur“, entsteht das starke Bedürfnis, daran festzuhalten. Und je tiefer die Beziehung war, desto intensiver sind Gefühle wie Weinen, Anklammern oder Zorn. Das ist Bestandteil gesunder Trauer. ☝🏻
Die Psychologin Verena Kast beschreibt vier Trauerphasen, die helfen können, den eigenen Prozess besser zu verstehen:
1. Nicht-wahrhaben-wollen
Die Nachricht wirkt unwirklich. Man steht unter Schock, fühlt sich betäubt und kann den Verlust nicht begreifen. Der Verstand nimmt es wahr, doch emotional ist man wie eingefroren.
2. Aufbrechende Emotionen
Der Schmerz kommt durch. Gefühle wie Wut, Schuld, Zorn, Verzweiflung oder Angst wechseln sich ab. Nichts fühlt sich geordnet an; die Emotionen brechen roh und oft unkontrolliert hervor.
3. Suchen und Sich-trennen
Man erinnert sich intensiv, sucht Nähe zu der verstorbenen Person vielleicht durch Orte, die sie mochte, durch Fotos, Gerüche oder Rituale. Gleichzeitig beginnt man zu begreifen, dass man den äußeren Kontakt loslassen muss, während die innere Bindung bestehen bleibt.
4. Neuer Selbst- und Weltbezug
Der Verlust wird akzeptierbar. Die verstorbene Person bekommt einen inneren, liebevollen Platz. Der Schmerz wird leichter integrierbar, und man findet Stück für Stück zurück ins eigene Leben, in Stabilität und Zukunftsbezug.
Dieses Modell kann Orientierung bieten, aber Trauer ist immer individuell.
Jeder sollte sich die Zeit nehmen, die er braucht... und mal ehrlich: Eine gewisse Trauer hört wahrscheinlich nie ganz auf. Bestimmte Tage oder Erinnerungen können alles wieder hochholen.
Doch wenn man sich das Bild der Verstorbenen Person als einen inneren Begleiter vor Augen hält, kann der Schmerz erträglicher werden.