24/10/2025
Neues über Misophonie
Siehe auch https://www.service-gesund.info/misophonie/
Der Trigger wird beim Misophonieker als schwerer Angriff auf seinen Körper empfunden. (Was er aber nicht ist). Es gibt nun eine Fehlschaltung in seinem Gehirn, es schaltet sofort auf Kampf, Abwehr, Wut, Aggression, Ekel. Die klassische Methode, einfach die negativen Emotionen durch positive Gedanken zu ersetzen, ist für einen Misophonieker schwierig bis unmöglich. Es gibt viele unterschiedliche Gründe, warum Menschen an Angst- oder Wutstörungen leiden (Misophonie).
Ärzte, Psychotherapeuten, Psychologen, Psychiater, Neurologen, Soziologen, Pädagogen, Heilpraktiker können den Misophonieker nicht wirklich helfen.
In Extremfällen der Misophonie spricht man auch von Phonophobie, weil mit einem bestimmten Geräusch eine negative Erfahrung verbunden ist. Zum Beispiel aus der Kindheit oder aus der Schulzeit oder aus dem Berufsleben.
Neueste Erkenntnisse zur Misophonie zeigen, dass die Störung durch eine Kombination aus Aufklärung, Alltagsanpassungen und dem Umgang mit Emotionen behandelt wird, da eine spezifische Heilung fehlt. Neuere Forschungen konzentrieren sich auch auf die Genetik und die Komplexität der Gehirnverbindungen zwischen Geräuschwahrnehmung und Emotionen. Ein weiteres wichtiges neues Thema ist die Erforschung der Störung bei Kindern und Jugendlichen.
Aktuelle Erkenntnisse und Forschungsansätze
Genetische Forschung: Es gibt Hinweise auf eine genetische Komponente von Misophonie, obwohl die genauen Ursachen noch unklar sind.
Gehirnfunktionen: Studien untersuchen das Zusammenspiel zwischen Hören, Emotionen und Reaktionen. Bestimmte Geräusche können im Gehirn als Bedrohung bewertet werden, was einen Alarmzustand auslöst.
Erforschung bei Kindern und Jugendlichen: Derzeit wird die Störung bei jungen Menschen systematisch erfasst, um eine frühe Diagnose und Behandlung zu ermöglichen, da sie bisher in der Diagnostik kaum berücksichtigt wurde.
Aufklärung: Ein erster Schritt ist die Benennung der Misophonie. Aufklärung über die Zusammenhänge und die besonderen Reaktionen ist für Betroffene und ihr Umfeld wichtig.
Alltagsanpassungen:
Hilfsmittel: Der Einsatz von Kopfhörern mit Geräuschunterdrückung, Musik oder Geräuschüberlagerung kann eine Erleichterung schaffen.
Berufliche Anpassung: Manche Betroffene müssen ihren Beruf wechseln, um Trigger Geräuschen aus dem Weg zu gehen.
Therapie:
Eine standardisierte Therapie gibt es bisher nicht, aber multimodale Ansätze basieren auf Aufklärung und Bewältigungsstrategien.
Wichtige Hinweise
Die meisten Studien zeigen, dass das bloße Aussetzen gegenüber den Trigger Geräuschen bei Misophonie nicht zu einer Gewöhnung führt und nicht empfohlen wird.
Akzeptanz und Verständnis von Seiten der Familie und des Umfelds sind entscheidend, um den Betroffenen zu helfen.
Betroffene fühlen sich oft isoliert und schämen sich, weshalb es wichtig ist, offen über das Problem zu sprechen und sich nicht davon aus der Gesellschaft zurückzuziehen.
Dr. med. Cornelia Schwemmle, Oberärztin, Fachärztin für Phoniatrie und Pädaudiologie (Standort Gießen)
Misophonie kann das soziale Leben und das Wohlbefinden stark beeinflussen. Viele Betroffene meiden im Alltag Situationen, in denen sie ihren Trigger-Geräuschen ausgesetzt sein könnten. „Es gibt Menschen, die nicht mehr arbeitsfähig sind, weil sie aus Angst vor Triggern nicht mehr täglich aus dem Haus gehen können“, berichtet Schwemmle. „Da können Partnerschaften zerbrechen. Ein Kind ist möglicherweise nicht mehr in der Lage, in die Schule zu gehen.“
Hinzu kommt, dass Außenstehende oft nicht nachvollziehen können, warum für Misophonie-Betroffene selbst manch kleinstes Geräusch so unangenehm ist. „Die Reaktion wird häufig belächelt“, „Oder es wird gesagt: Stell dich nicht so an.“ Natürlich könne es beispielsweise für Eltern problematisch sein, wenn die Kinder nicht mehr mit ihnen am Tisch essen wollen. Aber würde man sie den Triggern immer wieder aussetzen, indem man sie zwingt, mit den Eltern zu essen, hätte das keinen positiven Effekt. „Das Konfrontieren mit Geräuschen spielt bei der Behandlung von Misophonie keine große Rolle. Schlichtweg, weil sie sich davon nicht bessert: Es entsteht keine Gewöhnung“, so die Expertin. Besser sei, mit Akzeptanz und Verständnis zu reagieren.
GESUNDHEITSPRAXIS GEFEKE, Celle