14/10/2022
Statement "Antifa heißt nachlegen"
Liebe Freund*innen der politischen Feierkultur,
Wir solidarisieren uns mit dem Aktivismus gegen Rechts und freuen uns über eine gelungene Demonstration, welche erneut unter dem Namen "AfD wegbassen", stattgefunden hat.
Lediglich das Motto "Antifa heißt nachlegen" sowie die unverkennbare Darstellung mit Rauschbezug, erscheint aus unserer Perspektive der Drogen- und Suchtprävention, nicht nur als sehr unglücklich gewählt, sondern auch als äußerst kontraproduktiv.
Zunächst wird für uns eine zwangsläufig fragwürdige Assoziation hergestellt, die politischen Aktivismus mit Substanzmissbrauch gleichsetzt. Bereits im Jahr 2018 hat es in diesem Zusammenhang das problematische Motto „Hauptsache es knallt“ gegeben. Zur Annäherung an gruppenbezogene Drogenaffinität, benötigt es vor allem wertungsfreie Informationen, die sich deutlich von Verherrlichung abgrenzen und zu Schadensminimierung sowie Konsumreflexion anregen. Vor allem die Illegalität gängiger Psychoaktiva bringt weiterhin unheimlich viele Probleme mit sich, die systematisch gelöst werden müssen und nicht heruntergespielt werden dürfen. Ein solches Motto kommt demnach nicht nur einer generellen Verharmlosung gleich, sondern relativiert die Gefährlichkeit des Schwarzmarktes und dessen Auswirkungen für Konsumierende. Ebenfalls verschließt es wichtige Zugänge, um eine adäquate und nachhaltige Aufklärung zu betreiben.
Darüber hinaus ist die verwendete Darstellung von zwei Ecstasypillen mit dem Zusatz "Doppelt hält besser - Antifa heißt nachlegen" als grob fahrlässig zu bewerten. Eine nicht abwegige Interpretation in Form des abgebildeten „Serviervorschlages“, führt mittlerweile nicht nur zu einer extremen Überdosis, sondern mitunter auch zum Tod. Ein solcher Fall hat sich zum Beispiel beim Tod einer jungen Frau im Berghain, im Jahr 2017 ereignet. Entgegen der notwendigen Forderung von Maßnahmen zur Reduktion von potentiellen Schäden im Umgang mit Drogen (bspw. in Form von Drug-Checking), wird viel eher die Überzeugung vermittelt, dass es den Schwarzmarkt und dessen Folgen als Teil der Drogenkultur zu akzeptieren gilt. In diesem Zusammenhang wirkt die Illustration zusammen mit den genannten Aussagen eher zynisch als politisch. Darüber hinaus wohnt all dem, unseres Erachtens nach, eine nicht förderliche Aufforderung zum Konsum und anhand dessen auch zum Begehen von Straftaten inne.
Viel eher würden wir uns wünschen, dass es eine zunehmende gemeinsame Sensibilisierung für die bestehenden Probleme in Bezug auf Drogen gibt. Vor allem die Schwierigkeiten, die in Form von Stigmatisierungen, Diskriminierungen und Menschenrechtsverletzungen vom Schwarzmarkt und der Kriminalisierung ausgehen, müssen in der Auseinandersetzung mit Drogenkonsum ganz klar thematisiert werden. Das kann helfen eine Annäherung an unproblematischere Zustände voranzutreiben, um darauffolgend weniger schädliche Umgangsweisen für alle Konsumierenden etablieren zu können.
Politische Ansprüche und deren Umsetzung dürfen nicht zum Leidwesen anderer Bereiche vorangetrieben werden!
Wir würden uns freuen, die hier genannten Punkte mit den Verantwortlichen aufzuarbeiten.
Herzliche Grüße
RauschzuStand e.V. - Mobile Suchtprävention Chemnitz
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