12/09/2025
Warum wollen eigentlich Männer ihre Prostata verkleinert bekommen?
Woher kommt dieser Gedanke? Kein Mann würde andere Organe verkleinert bekommen wollen, nicht? Ich denke da spontan an den P***s oder die Hoden. Aber auch bei inneren Organen wie Leber oder Darm würde niemand auf die Idee kommen, diese verkleinern zu wollen.
Der Gedanke ist wahrscheinlich der, dass die Männer einen zwingenden Zusammenhang zwischen einer Prostatavergrößerung und Pinkelbeschwerden sehen. Es gibt jedoch keinen wissenschaftlichen Beleg für eine unmittelbare Korrelation!
Hintergrund: Die Vorsteherdrüse (Prostata) ist meiner Erfahrung nach ca. 4 Jahrzehnte ca. kastaniengroß und wächst in den nächsten Jahrzehnten danach auf Tischtennis- bis Golfballgröße an, selten einmal Orangengröße. Man spricht dann von einer benignen Prostatahyperplasie: BPH.
Dadurch dass die Harnröhre durch die Prostata hindurchzieht, kann durch eine Vergrößerung des Organs auch die hindurchführende Harnröhre eingeengt werden und zu Symptomen wie häufigem Wasserlassen, nächtlichem Harndrang, schwachem oder unterbrochenem Urinstrom und Blasenentleerungsproblemen führen (sogenannte irritative wie obstruktive Symptomatik). Dann spricht man von einem benignen Prostatasyndrom (BPS) oder LUTS (lower urinary tract symptoms). Ich wiederhole nochmal: diese Kausalität kann sein, muss aber nicht.
Die Beweggründe für eine „Prostataverkleinerung“ sind sicherlich folgende: Symptomlinderung: Ziel ist oft, die Harnflussstärke zu verbessern, nächtliche Harndrangfrequenz zu reduzieren und den Alltag sowie die Lebensqualität zu erhöhen.
Vermeidung von Komplikationen: eine massive Vergrößerung kann zu Harnstau, Blasenentzündungen oder Nierenschäden führen.
Verbesserte Lebensqualität: Weniger Toilettengänge in der Nacht, mehr spontane Belastbarkeit bei Aktivitäten und geringeres Gefühl von Unwohlsein.
Therapeutische Optionen: eine wirkliche Verkleinerung der Prostata kann medikamentös lediglich durch einen 5-Alpha-Reduktasehemmer (Finasterid oder Dutasterid) erreicht werden. Die sonst üblichen, zu > 80% eingesetzten, Alpha-Blocker hingegen lassen die Prostata nicht schrumpfen. Sie entspannen lediglich den Blasenhals und entspannen die Prostata, so dass die Harnröhre, die durch die Prostata führt, sich im Durchmesser weitet.
Sollten die Medikamente nach Monaten oder Jahren nicht mehr ausreichend wirksam sein, so kämen minimalinvasive Therapien bzw. sogenannte endourologischen Operationen in Frage: Die Wahl hängt von Symptomen, Gesundheitszustand, Alter und Risikoprofil ab.
Zu nennen wäre da eine TUR-P, eine Laserenukleation der Prostata (HoLEP oder ThuLEP) oder Wasserdampf-Injektionen, Wasserstrahl-Ablation oder offen-chirurgische Prostata-Adenomenukleationen.
Wichtiger Hinweis: Jede Entscheidung sollte individuell mit urologischer Fachberatung getroffen werden, inklusive Aufklärung über Risiken, Nebenwirkungen, Erholungszeiten und alternative Behandlungswege.
Beste spätsommerliche Grüße,
Euer Urologe Dr. Harald Voepel