15/03/2023
BERÜHRUNG ist die Kommunikation ohne Worte. Sie wirkt tiefer und eindrücklicher als jedes Wort oder jedes Bild, ob einzeln im Bilderrahmen oder aneinandergeknüpft als Film. Sie ist individuell erfahrbar: Nur wer sich berühren lässt, kann berühren und ist bereit, sich ohne das Hilfswerk Sprache zu verständigen. Eine Ohrfeige ist eine Ohrfeige: jederzeit reproduzierbar mit all den Umständen, in der sie erlebt wurde. Das Streichen der schmerzenden Wange mildert den Schreck, das machen wir ganz intuitiv. Körpertherapeutisch können wir durch Berührung erlebte Wunden „nachnähren“. Das ist neurobiologisch einfach zu erklären: Die Haut ist aus dem gleichen „Holz“ geschnitzt, wie das Gehirn, sie sind anatomisch miteinander verbunden. In unserem Gehirn gibt es Areale, in denen alle Körperstellen repräsentiert sind: Die geohrfeigte Wange ist zunächst als körperlicher Schmerz erkannt worden, zudem wird sie emotional eingeordnet, z.B. als Demütigung. Diese Verknüpfung ist abgespeichert. Streiche ich sanft die Wange, werden spezielle Nervenfasern, die unter der Haut liegen, dem Gehirn ein angenehmes Gefühl vermitteln und entsprechende Hormone ausschütten. Die Ohrfeige und das sanfte Streichen auf der schmerzenden Körperstelle wird als eine Erfahrung einverleibt: Ein Schmerz kann durch eine sanfte Berührung gemildert oder gar ausgelöscht werden.