21/06/2022
Kardio-News 06/2022
Kardiologie in der PAN Klinik
Prof. Dr. C. A. Schneider
Frau S. Möller
Yoga und Depression – darum helfen der Sonnengruß, der herabschauende Hund und die kleine Kobra
Es ist Juni – der Sommer umgibt uns. Mit dem Sonnenschein stehen gute Laune und Leichtigkeit im Vordergrund. Gutes Wetter motiviert, draußen unterwegs zu sein. Die langen Tage möchten ausgekostet werden. Es ist eine Art von Lebensgefühl. Das ist jedoch für sehr viele Menschen nicht die Realität.
340 Millionen Menschen weltweit sind von depressiven Störungen betroffen. Mentale Erkrankungen sind mittlerweile die Hauptursache für einen Behinderungsgrad. Depressive Störungen tragen am stärksten zu der weltweiten Krankheitslast (global burden of disease) bei.
Die Lebensqualität mit einer depressiven Störung ist stark beeinträchtigt. Es ist dringend notwendig, die Gesundheit dieser erkrankten Menschen zu verbessern. Dazu zählt vor allem die psychische und mentale Gesundheit.
Welcher Lebensstil und welche Erkrankungen sind mit einer Depression assoziiert?
Auffällig bei Personen mit depressiver Störung ist mangelnde Bewegung. Damit einher geht überwiegendes Sitzen. Dies betrifft im Alltag allgemein einen großen Teil der Gesellschaft. Es gibt Überschneidungen zu anderen belastenden körperlichen Erkrankungen.
Dazu zählen zum Beispiel:
- Übergewicht
- Diabetes Typ 2
- kardiovaskuläre Erkrankungen
- Angststörungen
- posttraumatische Belastungsstörung
- Bipolare Störungen
- Alkohol- und Substanzabhängigkeiten
Diese begrenzte Liste an Beispielen hebt die Herausforderung depressiver Störungen hervor.
Wieso rückt Yoga immer mehr in den Fokus?
Bewegung wird als Intervention für mentale Erkrankungen immer beliebter. Yoga umfasst eine Kombination aus Achtsamkeit, Meditation und Bewegung. Studien zeigen: Jede einzelne Komponente ist bereits mit reduzierter depressiver Verstimmung verknüpft. Hoffnung besteht darin, dass die Komponente zusammen effektiver wirken.
Welche Beweise liefert medizinische Forschung?
Eine aktuelle Metaanalyse über 13 Studien liefert interessante Ergebnisse. Yoga scheint depressive Symptome bei Menschen mit mentaler Erkrankung zu reduzieren. Daten von mehr als 600 erwachsenen Probanden wurden ausgewertet. Diese Probanden besuchten Yogakurse von einer bestimmten Wochendauer und Frequenz.
Dabei unterschieden sich die einzelnen Studien zwischen:
- Yoga einmal die Woche für insgesamt fünf Wochen
- Yoga sechsmal die Woche für insgesamt 12 Wochen
Um die depressiven Symptome zu deuten, wurden unterschiedliche Testverfahren verwendet. Eines davon ist beispielsweise der BDI (Beck-Depressions-Inventar). Dieser Fragebogen stuft depressive Symptome hinsichtlich der Schwere ein. Interpretationen reichen von keiner Depression bis hin zu schwerer Depression. Den Stufen werden Punkte zugeordnet. Zwischen 20 und 28 Punkte gehören beispielsweise zu einer mittleren Depression.
8 Wochen Intervention, je zweimal 90 Minuten Hatha Yoga wurde mit dem BDI evaluiert. Probanden füllten den Fragebogen alle zwei Wochen aus. Am Ende der 8 Wochen konnte zwischen der Interventionsgruppe und der Kontrollgruppe unterschieden werden.
Im Schnitt zeigte die Yoga-Gruppe eine Reduktion von 9,47 Punkten im Fragebogen. In der Kontrollgruppe hingegen wurde keine derartige Verbesserung verzeichnet. Insgesamt betrug die Remission 60%. Das bedeutet, depressive Symptome konnten bei 60% der Probanden erfolgreich reduziert werden. (Prathikanti et al., 2017)
Warum Yoga?
Yoga fördert die Konzentration. Die langsamen Bewegungen erfordern Aufmerksamkeit für den eigenen Körper. Die Atmung leitet das Bewusstsein für die Wahrnehmung (Lin et al., 2015).
Auch wenn Gedanken anfangen zu kreisen: Der Kopf wird aktiv immer wieder zurück in die Gegenwart geholt.
Ist die „Yoga-Art“ von Bedeutung?
Besonders wichtig ist der Bewegungsanteil der Yoga-Praktiken in der Studie. Hier wurde darauf geachtet, dass die Praktiken zu 50 % aus Bewegung bestehen. Raum hatten jedoch auch Asanas (spezifische Bewegungen), Pranayama (Atemübungen), Achtsamkeitsübungen und Meditation.
Wie häufig sollte Yoga als erfolgreiche Intervention besucht werden?
Von einmal die Woche bis sechsmal die Woche wurden die Yogakurse besucht. Das Ergebnis zeigt, die Frequenz pro Woche ist bedeutsam. Einen größeren Erfolg erzielten mehrere Yogabesuche pro Woche. Als Erfolg wurde eine reduzierte depressive Stimmung definiert.
Wie fange ich an?
Erreichbarkeit und Umsetzbarkeit sind wichtige Schlagwörter. Die Studien zeigen: Kurse wurden eher abgebrochen, wenn die Erreichbarkeit der Kurse schlecht ist. Also: Suchen Sie sich Yoga Kurse an Orten, die sie gut erreichen können, auch die örtlichen Einrichtungen des Gesundheitswesens bieten häufig solchen Kurse an.
Viel Spaß und fangen Sie einfach an.
Literatur:
Brinsley J, Schuch F, Lederman O, et alEffects of yoga on depressive symptoms in people with mental disorders: a systematic review and meta-analysisBritish Journal of Sports Medicine 2021;55:992-1000.
Lin, J., Chan, S. K., Lee, E. H., Chang, W. C., Tse, M., Su, W. W., Sham, P., Hui, C. L., Joe, G., Chan, C. L., Khong, P. L., So, K. F., Honer, W. G., & Chen, E. Y. (2015). Aerobic exercise and yoga improve neurocognitive function in women with early psychosis. NPJ schizophrenia, 1(0), 15047.
Prathikanti, S., Rivera, R., Cochran, A., Tungol, J. G., Fayazmanesh, N., & Weinmann, E. (2017). Treating major depression with yoga: A prospective, randomized, controlled pilot trial. PloS one, 12(3), e0173869.
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