20/10/2018
_Thema Abwehr- und Entspannungsanzeichen bei Pferden während der Behandlung_
Ich lege viel Wert darauf, während meinen Behandlungen viel Zeit für kurze Pausen und Lob für das Pferd einzuräumen. Einer lieben Patientenbesitzerin ist dies vor kurzem aufgefallen und sie fragte mich, wie ich denn erkenne, wann die richtige Zeit für Lob und Pause ist. Darauf möchte ich in diesem Bericht kurz eingehen.
Während meiner Zeit als Pferdepflegerin und Asisstenztrainerin bei einer tollen Pferdetrainerin, habe ich viel über Entspannungsanzeichen beim Pferd und richtiges Timing gelernt.
Das ist nicht nur beim Reiten ein wichtiges Thema, sondern auch in der Arbeit als Physiotherapeutin. Mit keinem Pferd kann man besser arbeiten, als mit einem entspannten. Denn wenn das Pferd nervös, aufgeregt und angespannt ist, dann überträgt sich dies direkt auf die Muskulatur und das Lockern und Behandeln wird erschwert.
Ich habe eine tolle, temperamentvolle Stute in Behandlung, die häufig Probleme in der Halswirbelsäule und den dort liegenden Muskeln hat. Natürlich kann soetwas während der Behandlung auch mal ein wenig unangenehm für den Patienten werden. Besonders wenn das Pferd bereits die Erfahrung gemacht hat, dass Berührungen an der Stelle oder Bewegungen Schmerz verursachen, ist die erste Reaktion beim Fluchttier Pferd natürlich abwehr. Das kann Wegziehen, Kopf- oder Schweifschlagen, aber auch stärkere Reaktionen wie Beißen und Treten sein. Da Abwehrreaktionen immer auch mit Stress verbunden sind, versuche ich dieses während meiner Behandlungen so gut es geht zu vermeiden.
Die Stute, die häufig Probleme am Hals hat, zeigt als deutlichste Abwehrreaktion Flucht und Wegziehen des Halses und Kopfes.
Nun wollen wir die Behandlung natürlich so angenehm und stressfrei wie möglich halten, also beginne ich meist mit Massagen an Stellen, die ihr sehr gut tun und die ihr gefallen. Bei der Stute ist es zum Beispiel der Schulterbereich. Wenn ich dort arbeite, entspannt sie sich innerhalb von wenigen Minuten.
Deutliche Anzeichen von Entspannung sind zum Beispiel das tiefe Durchatmen. Meist geht das Hand in Hand mit dem Abstrecken des Halses. Wenn das Pferd so tief durchatmet, selbst ein einziges Mal reicht häufig schon, entspannt es seine Muskeln, besonders Rücken- und Rumpfmuskeln. Ein weiteres Zeichen, das oft übersehen wird, ist das Kauen. Auch das Abstrecken des Halses zeigen viele Pferde während der Entspannung.
Da die Stute nun entspannt ist, taste ich mich langsam und in ganz kleinen Schritten Richtung Hals vor. Da ich nicht möchte, dass sie direkt wieder in die Anspannung verfällt, lege ich viele Pausen ein und gehe nie so weit, dass sie eine Abwehrreaktion zeigen muss.
Viel Lob und viele Pausen sind wichtig, um einen Therapieerfolg zu erzielen.
Daher bin ich auch kein Fan, des oft gesehenen "Hau-Ruck-Verfahren". Denn heftige und schnelle Bewegungen können bei harten, hypertonen Muskeln und bei Sehnen schnell zu Verletzungen führen.