22/10/2025
Fehler sind menschlich – Hetze ist es nicht.
Menschen machen Fehler, und wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein.
Ja – es ist schlimm, was den betroffenen Tieren passiert ist. Aber noch viel schlimmer ist, wie schnell aus Mitgefühl Wut, aus Wut Hass und aus Worten Gewalt wird.
Die Tierklinik Elversberg hat offen, transparent und ehrlich zu dem Vorfall gestanden – so, wie man es sich von jedem wünschen würde, der Verantwortung übernimmt.
Doch anstatt diese Offenheit anzuerkennen, wird nun im Netz gehetzt und beschimpft. Besonders erschütternd ist eine E-Mail, die an die Klinik gesendet wurde – von der Dienstadresse eines Mitarbeiters des Landkreises Saarlouis. Darin heißt es sinngemäß, die Tierärztin solle selbst „einen kräftigen Schluck“ aus der verwechselten Flasche nehmen.
Eine solche Aussage ist nicht nur widerwärtig, sie ist eine Form verbaler Gewalt.
Das zeigt, in welchem Zustand sich unsere Gesellschaft inzwischen befindet – wo der erste Reflex nicht Empathie ist, sondern Anklage.
Fehler passieren. Der Umgang damit zeigt, wer wir wirklich sind.
In eigener Sache:
Durch eine unbeabsichtigte und folgenschwere Verwechslung wurde von einem Mitarbeiter der TKE eine Flasche- statt mit Alkohol (zur Befeuchtung vor der Ultraschalluntersuchung) - versehentlich mit einem unverdünnten Desinfektionsmittel aufgefüllt. In der Folge wurden durch die Untersuchungen - natürlich unwissentlich - bei 10 Tieren Verätzungen der Haut verursacht.
Da das geruchlose Desinfektionsmittel (mit dem auch die behandelnden Tierärztinnen Kontakt hatten) keine sofortige Reaktion auslöste und die Hautveränderungen erst nach ca. 12 h auffällig wurden, konnte der Fehler erst verzögert bemerkt werden.
Als sich der Verdacht erhärtete, dass eine falsch eingefüllte Flüssigkeit die Ursache für die Symptome sein könnte, haben wir umgehend alle Flaschen aus allen Räumen entsorgt und versucht zu rekonstruieren, wie es dazu kommen konnte.
Relativ schnell wurde klar, dass nur ein Raum betroffen war und es sich um ein falsch eingefülltes Desinfektionsmittel handelte.
Wir haben uns sofort bemüht alle Patienten zu identifizieren, die im besagten Zeitraum bei uns untersucht wurden und diese persönlich angerufen und im Bedarfsfall einbestellt.
129 Mitarbeiter der TKE stehen nun für den Fehler einer Kollegin/eines Kollegen gerade und versuchen den entstandenen Schaden am Patienten mit allen uns zur Verfügung stehenden Kräften zu mildern und eine schnelle Heilung zu erreichen.
Wir haben von Anfang an zu dem Fehler, der in unserem Haus passiert ist, gestanden und offen kommuniziert. Auch die Bedürfnisse der Journalistin nach reißerischen Nachrichten aus der Tiermedizin (clickt am besten!) haben wir mit wahrheitsgemäßen Informationen gestillt.
Natürlich kann man das Geschehene nicht ungeschehen machen. Alle Mitarbeiter sind schwer betroffen, gerade weil wir in einem Beruf arbeiten, der helfend ist und Schmerz und Leid vom Patienten abwenden möchte. Zum Teil sind auch Patienten betroffen, die wir seit langem betreuen. Das zerreißt uns das Herz.
Weiter in den Kommentaren⬇️⬇️⬇️