26/07/2025
Marte Meo – wenn Beziehung sichtbar wird und Entwicklung Raum bekommt
Heute möchte ich etwas teilen, das mich beruflich und privat tief bewegt:
Marte Meo – eine Methode, die uns hilft, nicht mehr zu tun, sondern besser zu sehen.
Vielleicht kennt ihr das:
Ein Kind zögert. Es stört. Es verweigert sich.
Und wir sind kurz davor zu sagen:
„Jetzt mach doch endlich mal mit – alle warten nur auf dich.“
Aber was passiert, wenn wir stattdessen sagen:
„Ich sehe, Sven hat seine Sachen rausgeholt – und Simon holt sie jetzt auch.“
Das ist Marte Meo in Aktion.
Nicht bewerten. Sondern sehen und benennen, was gelingt.
Nicht Druck machen. Sondern Einladung zur Beteiligung.
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Was ist Marte Meo?
Die Methode wurde von Maria Aarts entwickelt – eine Frau mit einem unglaublichen Gespür für Entwicklung.
Sie sagt Sätze wie:
„Tue dies – statt: Lass das.“
„Man muss nicht mehr tun – man muss besser sehen.“
„Ein Kind tut immer das Beste, das es in dem Moment kann.“
Und genau so fühlt es sich an, wenn man mit Marte Meo arbeitet.
Wir schauen nicht mehr auf das, was fehlt – sondern auf das, was schon da ist.
Auf Kontakt, auf Initiative, auf Mitmachen, auf Mikromomente von Entwicklung.
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Positives Leiten statt Überfordern mit Fragen
Kennt ihr das auch?
„Willst du mitkommen?“
„Magst du jetzt bitte aufräumen?“
„Wollen wir deine Windel wechseln?“
Gut gemeint – aber oft total überfordernd.
Denn wenn wir keine Entscheidung geben wollen, sollten wir auch nicht fragen.
Maria Aarts sagt dazu:
„Sag, wie du es haben willst.“
Das heißt:
„Jetzt kommst du mit – ich gehe vor.“
„Jetzt räumen wir zusammen auf.“
„Jetzt wechseln wir kurz deine Windel, und dann kannst du weiterspielen.“
Das schafft Sicherheit.
Und das brauchen Kinder, um sich orientieren zu können.
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Was sichtbar wird, wenn wir das Tempo anpassen
Einer der größten Aha-Momente für mich war das Thema Tempoanpassung.
Nicht einfach nur langsamer machen – sondern aufmerksam werden.
Nicht stören, nicht bewerten, sondern: warten, beobachten, begleiten.
„Wenn du wartest, kannst du sehen, was ein Mensch dir zeigt.“
Ein kurzer Blick.
Ein leiser Impuls.
Ein Zögern, das schon den nächsten Schritt ankündigt.
Aber wir sehen es nur, wenn wir still genug sind, um es zu sehen.
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Marte Meo in der Schule. Und zuhause.
Ich arbeite an einer Förderschule.
Und ich bin Pflegevater.
Beide Rollen verlangen viel – und ich bin unglaublich dankbar, dass ich Marte Meo kenne.
Denn wenn ein Kind nicht folgt, nicht spricht, nicht mitmacht –
dann fragt Marte Meo:
Was zeigt es uns trotzdem?
In unserer Pflegefamilie hilft uns Marte Meo jeden Tag:
Wir wissen, dass Verhalten eine Botschaft ist.
Wir benennen Gefühle.
Wir passen unser Tempo an.
Und wir geben Verlässlichkeit statt Druck.
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Und jetzt zu euch:
❓ Kennt ihr Marte Meo?
❓ Habt ihr selbst schon erlebt, wie sich der Blick auf ein Kind verändert, wenn man sich auf das Gelingen fokussiert?
Ich freue mich, wenn ihr eure Gedanken teilt – oder Fragen stellt.
Vielleicht habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht – ob in der Kita, in der Schule, in der Familie oder Pflege.
💬 Lasst uns ins Gespräch kommen.
Denn manchmal reicht ein anderer Blick –
um Beziehung zu stärken und Entwicklung zu ermöglichen.