02/04/2023
Ich würde den Sonntagabend gerne nutzen, um mal Folgendes „loszuwerden“: Wir haben immer im Frühjahr eines jeden Jahres unheimlich viele Neuanmeldungen von Vorschulkindern, die bei der Schuleingangsuntersuchung auffallen, weil sie beispielsweise das R noch nicht aussprechen können und durch ein L ersetzen (nennt man im Fachjargon Rhotazismus). Auch viele andere Laute sind oft betroffen, zB das K, welches durch ein T ersetzt wird. Auf Nachfrage, weshalb Logopädie erst mit 6 Jahren „in Angriff genommen wird“, antworten die meisten Eltern, dass hier die Kinderärzte immerzu vertröstet haben, mit Aussagen wie : „ das verwächst sich noch“, oder „das lernt er/sie von alleine“….
Auch : „ dafür ist die Lehrerin dann zuständig“ habe ich schon gehört.🤬
Das macht mich ehrlich wütend und traurig und ich habe dazu Folgendes zu sagen:
Eine Lehrerin (ein Lehrer) einer ersten Klasse ist weder fachlich noch organisatorisch/zeitlich in der Lage, einem einzelnen Kind die korrekte Artikulation eines Lautes beizubringen!
Ich muss immer schmunzeln, wenn ich mir vorstelle, wie der Lehrplan wohl aussähe, wenn sich eine Grundschullehrerin mit 30 Kindern in der Klasse allein darauf konzentrieren müsste, dass „Paul“ endlich das R lernt, während „Mathilda“ das K nicht beherrscht und „Leon“ lispelt…🙈 Das ist natürlich krass dargestellt, aber um es auf den Punkt zu bringen: Nein! Eine Lehrerin (oder Lehrer) hat nicht die Aufgabe, einem „schulreifen“ Kind die korrekte Artikulation beizubringen. Und auch nicht die Ressourcen! (Zeit, Expertise, etc)
Phonologische Bewusstheit und korrekte Artikulation sind Grundvoraussetzung für einen reibungslosen Schulstart und einen fehlerfreien Schriftspracherwerb, der allen Kindern in der ersten Klasse bevorsteht.
Daher mein Appell an alle Eltern: will der Kinderarzt einem 6-jährigen Vorschulkind, das konstante Schwierigkeiten mit dem Erwerb eines bestimmten Lautes hat, kein Rezept für Logo ausstellen: Praxis wechseln.🤬
Klingt hart, ist aber so.
Sicher kriegen manche Kinder den „Switch“ über Nacht hin. Aber die Praxis zeigt leider, dass ein Großteil der Kids es nicht ohne Hilfe schafft und dann bereits in den ersten Schuljahren massive Defizite und Misserfolgserlebnisse durchleben muss. Bei Fragen/Unklarheiten dürfen Eltern jederzeit gerne bei uns anrufen und sich beraten lassen. Wir freuen uns auf euch! ❤️