08/02/2018
Sport ist Mord: Während einer Pilatesübung spürt eine 42-jährige Frau einen aufploppenden, linksseitigen Schmerz im Nacken. Er lässt schnell nach, doch eine Stunde später entwickelt sie einen massiven Kopfschmerz. Dieser nimmt kontinuierlich zu und ist allein durch Ruhe zu mildern. Ihr Hausarzt vermutet als Ursache eine Verletzung des Musculus trapezius und verschreibt physiotherapeutische Behandlungen. Die Patientin nimmt diese in den folgenden vier Wochen regelmäßig wahr, doch die Schmerzen schränken sie im Alltag massiv ein. Einfache wie opioide Analgetika zeigen keine Wirkung, weshalb sie verschiedene Ärzte aufsucht. Eine Kopf- oder Wirbelsäulenverletzung, Migräne oder Meningitis werden als Ursachen ausgeschlossen. Die neurologische Untersuchung ergibt einen regelrechten Hirnnervenstatus und keine Auffälligkeiten des peripheren Nervensystems. In der Neurologie des Kings College Hospitals wird schließlich ein CT gemacht, das bilateral subdurale Flüssigkeitsansammlungen sowie eine Kaudalverlagerung des Kleinhirns zeigt. Die Ursache hierfür findet sich in MRT-Aufnahmen ihres Spinalkanals. Dort ist eine massive extradurale Ansammlung von Liquorflüssigkeit sichtbar. Die Pilatesübung hatte scheinbar zu einem Riss der harten Hirnhaut geführt, wodurch eine spontane intrakranielle Hypotension (SIH) entstand. Typische Symptome sind Kopfschmerzen, die in Flachlagerung abnehmen, sowie Diplopie, Hörverlust, Schwindel und Meningismus. Typische Zeichen im MRT sind pachymeningeale Anreicherungen, eine kaudale Hirnverlagerung und subdurale Flüssigkeitsansammlungen. Die Ärzte behandeln die Patientin zunächst konservativ mit Bettruhe und koffeinhaltigen Getränken. Sie spricht darauf gut an, was die alternative Therapie mit einem epiduralen Blut-Patch überflüssig macht. Zwei Wochen später wird sie beschwerdefrei entlassen.
Studie und Foto: © James Davis et al. / Journal of Medical Case Reports / docc.hk/cbsb9p