07/03/2025
"Do your Kegel!" ist ein Ausspruch, den einige vielleicht kennen, wenn sie auf Englisch sprachigen Seiten Information zur Verbesserung ihrer Beckenbodensituation suchen.
"Do NOT do Kegels!!" Ist auch ein Satz, der viel zu lesen ist.
Also was nun? Kegel ja oder nein? Und was sind überhaut Kegel?
Hier sind nämlich nicht irgendwelche Dinge in Form eines Kegel gemeint, die ähnlich wie ein Yoni Ei genutzt werden können, sondern der Ausdruck geht zurück auf Dr. Kegel (1894 - 1972), einem amerikanischen Gynäkologen, der den von Inkontinenz oder Organsenkung betroffenen Frauen empfohlen hatte, die Beckenbodenmuskulatur bewusst anzuspannen, um sie zu trainieren. Das war damals revolutionär.
Nun spalten sich die Geister, ob Kegels, also das isolierte Anspannen der Beckenbodenmuskulatur sinnvoll ist, oder nicht.
Unser Beckenboden ist eine Muskelgruppe, die theoretisch ihre Arbeit ganz ohne unser zutun macht. Diese Muskeln kontrahieren reflektorisch in Zusammenhang mit dem Atem. Das bedeutet, wenn wir tief ausatmen, sollten die Muskeln sich als Reaktion auf das Ausatmen kontrahieren.
Der Beckenboden wurde enorm wichtig, als wir uns damals aufmachten, uns einen aufrechten Gang anzueignen. Als Kinder trainieren wir den Beckenboden automatisch, wenn wir unseren Bewegungsdrang ausleben können und das tun, was Kinder normalerweise tun: Krabbeln, auf dem Boden herumrollen, hängen, schaukeln, auf Bäume klettern, im Wald herumrennen, über Stock und Stein springen und auf Holzbalken balancieren....
Und dann kommt das viele Sitzen in unser Leben, bei vielen Frauen eine oder mehrere Schwangerschaften und bei allen zieht die Schwerkraft nach unten. Später führt der Hormonwechsel zusätzlich noch zu einem Nachlassen der Spannkraft.
Unser Körper ist intelligent. Er kann das auffangen. Wir bewegen uns weiterhin, wir fallen nicht um, wir können gehen, vielleicht nicht mehr so gut rennen, na gut... da ja der Papa mit den Kindern Ballspielen gehen kann...
Unsere Muskeln helfen sich gegenseitig, auch das geschieht automatisch. Und ganz von alleine geschieht auch, dass wir den Kontakt verlieren zu den Muskeln, die plötzlich weniger machen, als sie sollten. Unser Gehirn verliert die Verbindung zu diesen Muskeln. Wir können sie nicht mehr ansteuern, weder bewusst noch reflektorisch.
Und hier kommen die Kegel ins Spiel.
Um ein ganzheitliches, sinnvolles, alle Muskeln einbeziehendes Beckenbodentraining zu machen, braucht es den Kontakt zu allen beteiligten Muskeln. Das schliesst die Muskulatur der Beine, des Po, und des Bauchs (und noch vieles mehr, z. B. auch die Knochen und Faszien) mit ein. Um die etwas durcheinander geratene Arbeitsteilung der Muskeln wieder in eine sinnvolle Ordnung zu bringen, müssen viele Frauen erst mal den Kontakt zu den verloren gegangenen Muskeln wieder erlagen und lernen, andere Muskeln loszulassen. Sie lernen eine neue Gehirn-Muskel-Verbindung.
Und das geht nur dadurch, dass sie erst mal entspannen. Und noch mehr entspannen und noch ein bisschen mehr, denn die meisten Frauen sind mehr gestresst, als sie das ahnen.
Dann finden sie erst mal die Muskeln, die sie verloren haben, ohne die anderen anzuspannen. Dieses isoliertes Muskeltraininig entsprechen den sogenannten Kegel-Übungen.
Das Jade Ei hilft übrigens, den verloren gegangenen Kontakt zu den Muskeln im Beckenraum wieder herzustellen.
Erst wenn alle Muskeln wieder zugänglich geworden sind, macht es Sinn, sie miteinander zu verbinden. Wie in einem Orchester, wo jede Instrumentengruppe die eigene Stimme erst mal separat übt, bevor das Gesamtorchester die Sinfonie gemeinsam spielen kann.
Ist der Kontakt zu allen Muskeln da, können komplexe Übungen gemacht werden, die mehr unserer Bewegungsintelligenz entsprechen - und dadurch auch viel mehr Spass machen.
Daher machen Kegel in meinen Augen für viele Frauen Sinn, allerdings nicht als die einzige Praxis, um die Muskulatur des Beckenbodens wieder zu kräftigen, sondern als einen von mehreren Teilen.
In meinen Beckenbodenkursen gehe ich auf alle Bereiche ein: Die Entspannung, den Atem, das isolierte Finden von Muskeln und komplexere Bewegungsabläufen (und die knöcherne Statik, die Emotionen und auch eventuelles Trauma, psychische Belastung, Sexualität....)
Beckenboden ist ein grosses Thema und jede Frau ist einzigartig!
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