20/10/2025
„Frieden ist kein Ein-Personen-Projekt“
Ich habe in den letzten Monaten gelernt:
Frieden kann man nicht allein herstellen.
Man kann ihn anbieten, öffnen, vorleben –
aber man kann ihn nicht erzwingen.
Es gibt Menschen, die nach einer Trennung
nicht in die Reflexion gehen,
sondern in den Krieg ziehen.
Menschen, die nach einer Trennung
nicht nach innen gehen,
sondern nach außen schlagen.
Menschen, die nach einer Trennung
nicht fühlen, was war,
sondern zerstören müssen, was bleibt.
Menschen, die nach einer Trennung
nicht verarbeiten,
sondern vernichten wollen.
Es gibt Menschen, die nach einer Trennung
nicht trauern,
sondern brandschatzen.
Die jedes Wort zur Waffe machen
gegen dich,
jede Brücke niederbrennen,
jede Erinnerung vergiften müssen.
Um nicht zu fühlen, was sie verloren haben.
Sie nennen es Konsequenz,
aber es ist bewusste Zerstörung.
Sie nennen es Selbstschutz,
aber es ist Angriff in Verkleidung.
Sie reden von Grenzen,
meinen aber Kontrolle.
Sie sagen, sie wollen Frieden,
doch sie brauchen den Konflikt,
weil sie nur darin Bedeutung spüren.
Und so tarnen sie Macht als Moral,
Härte als Haltung,
und den eigenen Schmerz als Prinzip.
Und sie merken nicht,
dass sie in jedem weiteren Versuch,
den anderen zu vernichten,
nur das eigene Bild im Feuer verbrennen.
Frieden braucht zwei Bewusstseine,
die Verantwortung nicht nur fordern,
sondern tragen können.
Zwei, die verstehen,
dass Konflikte nicht gelöst werden,
indem man schweigt.
Schweigen ist nämlich kein Frieden.
Schweigen ist Flucht.
Und ja – Schweigen ist auch Kommunikation.
Die feigste Form davon.
Doch auch das Gegenteil ist ebenso zerstörerisch.
Es gibt Menschen,
die reden nicht, um zu klären –
sie reden, um zu vernichten.
Sie fluten dich mit Worten,
bis nichts mehr von dir übrig ist.
Beleidigungen.
Drohungen.
Abwertungen.
Fäkalwörter,
die man selbst nicht mal aussprechen will,
weil sie die Luft im Raum verändern.
Man öffnet eine Nachricht
und spürt, wie der Boden nachgibt.
Wie etwas in einem reißt.
Wie jeder Satz,
der früher einmal Verbindung war,
jetzt Waffe ist.
Und in diesem Moment begreifst du,
dass hier gar kein Gespräch mehr stattfindet –
sondern eine psychologische Autopsie eines Kommunikationszerfalls.
Da schreibt nämlich kein Mensch mehr,
da schreibt ein System,
das absolut seine Kontrolle verloren hat
und alles mit in den Abgrund reißt,
was einmal Bedeutung hatte.
Er selbst sorgt dafür,
dass jede Erinnerung gelöscht wird.
Dass nichts,
wirklich nichts,
mehr an das Gute erinnert.
Er radiert die Geschichte aus,
mit jeder Nachricht,
mit jedem Wort,
mit jedem Versuch,
noch einmal zu treffen.
Und irgendwann
bleibt nur Stille –
nicht, weil Frieden eingetreten ist,
sondern weil alles zerstört wurde,
was man noch hätte retten können.
Und irgendwann –
kommt dieser Moment.
Der Moment,
an dem er begreift,
was er da getan hat.
Wenn das Leben ihn lehrt,
dass es nicht du warst, die verloren hat,
sondern er.
Wenn ihm plötzlich klar wird,
dass da ein Augenblick war,
in dem alles noch möglich gewesen wäre.
Ein Moment der Umkehr,
den er selbst vernichtet hat.
Und dann steht er da,
vor all dem, was er selbst ausgelöscht hat.
Vor einer Erinnerung,
die nicht mehr existiert.
Weil er sie selbst zerstört hat –
Wort für Wort.
Zeile für Zeile.
Aber bevor man an diesem Punkt ankommt,
steht da ein oft langer, verzweifelter Weg.
Ein Weg voller einseitiger Nachrichten,
voller Versuche, Gespräche zu führen,
voller ausgestreckter Hände,
die immer wieder ins Leere greifen.
Man schreibt,
man erklärt,
man appelliert an das Herz,
an die Vernunft,
an das Menschliche.
Man ruft, bittet, erklärt,
dass einstige Liebe – L I E B E –
doch immer eine Brücke finden sollte.
Dass es doch nicht so schwer sein kann,
endlich die Waffen zu senken
und das Menschsein über den Stolz zu stellen.
Und trotzdem steht man irgendwann vor den Trümmern einer Verbindung,
die man mit aller Kraft zu retten versucht hat.
Man erkennt,
dass man nicht mehr weiterreichen kann,
weil jede weitere ausgestreckte Hand
Immer wieder missbraucht wird,
um noch einmal
und immer wieder zuzuschlagen.
Und dann kommt dieser Moment,
in dem man als Frau sagen muss:
Bis hierhin – und keinen einzigen Schritt weiter.
Nicht, weil man selbst Rache will.
Nicht, weil man den anderen
nun auch plötzlich vernichten will.
Sondern weil man sich jetzt selbst
schützen muss.
Weil man aufhören muss, in der Hoffnung zu bleiben,
dass der andere irgendwann
zur Vernunft kommt.
Es ist der Punkt,
an dem man aus der eigenen Frequenz herausgedrängt wird –
aus dieser einst geschworenen Haltung,
niemals im Bösen auseinanderzugehen,
niemals den Weg über Ämter oder Gerichte zu wählen,
niemals mit Härte zu reagieren.
Aber manchmal bleibt einem keine Wahl.
Weil Achtung keine Einbahnstraße ist.
Und weil Frieden kein Alleingang ist.
Und weil Liebe ohne Respekt
keinerlei Fundament mehr hat.
Und ja – das ist,
wenn du mich fragst,
der schwierigste Punkt überhaupt.
Weil man tief in sich spürt,
dass man diesen Weg nie gehen wollte.
Weil man weiß,
dass jeder Schritt in diese Richtung
auch etwas in einem selbst verschiebt.
Doch genau darin liegt auch
Wahrheit, Liebes.
Weil eine Frau, die für Frauen aufsteht,
seit Jahren,
auch für sich selbst aufstehen muss.
Weil sie weiß,
dass klare Grenzen kein Verrat sind –
sondern Selbstachtung.
Wenn einer von zwei Menschen
nicht zur Wahrheit,
sondern zur bewussten Zerstörung greift,
dann bleibt dem anderen
irgendwann nur dieser Weg der Konsequenz.
Dann endet die seelische Arbeit
und es beginnt die rechtliche.
Ich hätte nie gedacht,
dass ich eines Tages erleben würde,
dass das Gesetz für mich sprechen muss,
weil Worte nichts bewirken.
Ich – die Frau, die an Sprache glaubt,
an Verständigung, an Bewusstsein.
Aber keine Angst, Liebes
Das verändert mich nicht.
Nicht in meiner Liebe.
Nicht in meiner Fähigkeit zu fühlen.
Nicht in dem Vertrauen,
dass das Leben immer für uns wirkt –
auch dann, wenn es uns zwingt,
durch tiefen Schmerz hindurchzugehen.
Vielleicht war genau das das Ziel:
mich zu brechen,
mich zu verhärten,
mich zu entfremden von dem,
was mich immer ausgemacht hat.
Aber das ist nicht passiert.
Weil die Erfahrung mit einem Menschen
niemals die Definition der Liebe ist.
Sie ist nur die Bühne,
auf der du erkennst,
wie tief du wirklich fühlen kannst –
und wie klar du dich selbst halten kannst,
wenn alles in dir wankt.
Du darfst nicht zulassen, Liebes,
dass einer, der dich verletzt hat,
dir damit diktiert, wie du künftig liebst.
Dass einer, der dich entwertet hat,
dir vorgibt, wie viel du wert bist.
Das, was du erlebt hast,
das ist nämlich kein Ende –
es ist Erinnerung daran,
wie unzerstörbar du bist.
Ich bleibe ganz.
Weil das, was mich definiert,
nicht der Schmerz ist,
sondern meine Fähigkeit,
ihn in Bewusstsein zu verwandeln –
und daraus Liebe zu lehren.
Aus größtem Respekt vor dem,
was in uns heil bleiben soll.
Denn wer auf restlos verbrannter Erde steht,
muss irgendwann verstehen:
Das war nie Boden für Liebe –
das war ein Schlachtfeld.
Und ich bin fertig mit Krieg.
An jede Frau,
die irgendwann an diesem Punkt steht:
Es gibt diesen Moment,
an dem du dich fragst,
ob du wirklich alles getan hast.
Ob du jede Brücke gebaut,
jede Tür noch einmal geöffnet,
jedes Gespräch versucht hast.
Ob du alles gegeben hast,
was in deiner Macht stand,
um Umkehr möglich zu machen.
Und wenn du diese Frage mit Ja beantworten kannst – wenn du ehrlich sagen kannst:
„Mehr ging nicht.“
Dann wirst du ruhig.
Nicht, weil es leicht war.
Sondern weil du weißt,
dass du dich selbst nicht verraten hast.
Dann kannst du abends einschlafen
mit dem Wissen,
dass du dich nicht schuldig machen musst
an dem, was der andere zerstört hat.
Du bist durch jede Tür gegangen,
die es gab.
Du hast gesprochen,
gebeten,
versucht.
Du hast dich gezeigt,
gehalten,
geblutet,
und trotzdem nicht den Glauben verloren.
Und genau das ist Stärke.
Nicht das Weiterkämpfen –
das Loslassen,
wenn kein Raum mehr bleibt.
Weil Frieden nicht entsteht,
wenn beide versöhnt sind,
sondern wenn du in dir selbst
wieder zur Ruhe kommst,
weil du weißt:
Du hast alles gegeben,
und du warst dir nicht zu schade.
Für gar nichts.
Frieden braucht zwei,
aber Würde nur eine.
Wenn jemand deine Offenheit benutzt,
um dich zu schwächen,
dann geh.
Nicht laut – aber entschieden.
Du bist nicht hier, um dich verbrennen zu lassen,
sondern um zu erkennen, wann Feuer nicht mehr wärmt.
Zieh deine Grenze.
Steh auf.
Nicht gegen ihn –
für dich.
Denn das, was du hier überstehst,
verändert das Feld für alle, die nach dir kommen.
Denn jedes Mal, wenn du bewusst bleibst,
ordnet sich etwas – weit über dich hinaus.
Weil jede Frau, die Grenzen aus Liebe zieht,
etwas im Ganzen heilt.
Und alles, was du hier klärst,
bleibt nicht ohne Wirkung.
Und jedes Mal, wenn du selbst aufrecht bleibst,
schreibst du die Geschichte der Frauen neu.
Und vielleicht ist genau das
dein größter Beitrag zum Frieden.
Herzlich.
Sandra. ❤️