13/06/2019
Endlich wieder Spaziergänge ohne 2 Paar Socken und dicken Stiefeln, Wollmütze und Co. Die Hunde über die Wiesen flitzen lassen und ihnen zusehen wie sie auf den abgemähten Wiesen interessiert nach Mäuschen suchen, der eine mehr und der andere weniger talentiert.....
Im Wald die Sonne durch die Baumwipfel spitzeln sehen und bei der Gassirunde die vielen Vogelstimmen hören und dem Hund amüsiert beim erfolglosen Eichhörnchen jagen zusehen.....
Auf der Runde durchs Moos genießen die Hunde die Erfrischung am Bach und wir müssen schmunzeln wenn Sie das Entenpaar dort aufstöbern und völlig sinnfrei ein Stück verfolgen, wo wir doch wissen das sie die gefiederten ,,Freunde“ nicht erwischen.....
Zur selben Jahreszeit setzten Rehe ihre Kitze in den waldnahen Wiesenflächen, hier und da auch im Moos. Ebenso junge Hasen. Bodenbrüter bemühen sich um die Aufzucht ihrer Jungen im Schilf und am Rand von Gewässern wie Bachläufen, Tümpeln und Seen.
Eben auch an diesen Orten wo wir die naturnahen Spazier- & Wanderwege suchen, um mit unseren Hunden gemeinsam die frische Luft zu genießen.
Stell dir einmal vor wie das so ist als kleine Kitz:
Du liegst im hohen Gras, gut versteckt, deine Mutter ist zwar im nahe gelegenen Wald und hat aus der Entfernung ein Auge auf dich, aber um dich vor Fressfeinden zu schützen kommt sie nur immer für kurze Zeit um dich zu säugen… so lange bis du endlich fit und groß genug bist um sie stetig zu begleiten.
In der ersten Zeit hast du einen kaum wahr zu nehmenden Geruch, das schützt dich vor Beutegreifern aber trotzdem kann es passieren das der Fuchs über dich stolpert .....oder ein Hund.
Der Landwirt dem die Wiese gehört und/oder der Jäger, sind schon bemüht dich vor dem Mähtod zu bewahren und suchen die Fläche vor der Mahd ab um dich in Sicherheit zu bringen.
Aber vor freilaufenden Hunden kann dich nur deren Besitzer bewahren!
Mit Anfang 20 war ich durch meinen damaligen Freund mit der Jagd verbandelt. 2018 hab ich die jagdliche Ausbildung für mich angegangen und bin seither sogenannte Jungjägerin. Ich möchte behaupten das ich schon immer achtsam mit der Natur umgegangen bin und trotzdem hat die Ausbildung mich noch ein Stück mehr für den Lebensraum unserer heimischen Wildtiere sensibilisiert und das möchte ich euch gerne auch ein bisschen weitergeben.
Dieses Jahr stand & steht auch für mich die Suche nach Kitzen mit auf dem Programm. Bisher haben die Suchen immer leere ,,Betten“ ergeben (die Liegestellen der Rehe), demzufolge auch keine vermähten Kitze.
Aber leider auch schon eine äußerst unbedarfte Aussage über einen Hund der ein Kitz apportiert hat beim Spaziergang mit der äußerst naiven Haltung des Besitzer dass der Hund dem Kitz nichts getan hätte und das Kitz sofort fidel zurück in den Wald sprang als der Hund es aus ließ. Auf die Rückfrage ob er den zuständigen Jäger informiert hat kam ein ,,Wieso denn? Das Kitz ist doch munter weggehüpft“
So etwas macht mich fassungslos!
Über diverse Foren bekomme ich seit Wochen unter anderem mit das dies leider kein Einzelfall ist. Immer wieder berichten Kolleginnen und Kollegen das sie gerufen werden um verletzte oder gar zufällig beim Gassie gefundene Kitze abholen sollen. Je mehr man sich damit befasst umso mehr erfahre ich das es nicht selten ist das Hundemenschen die doch auch die Natur lieben und gerne mit ihren Hunden draußen sind scheinbar achtlos, zum Teil naiv-ahnungslos oder leider auch massiv rücksichtslos sich durch einen Lebensraum bewegen von dem Sie nur ansatzweise die Oberfläche wahrnehmen. Das selbe gilt auch für Menschen ohne Hund, es ist m. E. kaum mehr ein Gefühl und auch kein Wissen über unser Wildtiere vorhanden.
Kitze werden von der Rehgeiß in waldrandnahen Wiesen abgelegt. Sie sind in der ersten Zeit nahezu geruchlos für Fuchs & Co. und sie haben noch keinen Fluchtinstinkt, gleich wie Feldhasenjunge. Bei Gefahr drücken Sie sich fest in ihr ,,Bett“ und werden scheinbar ,,unsichtbar“.
Aktuell wird immer wieder diskutiert auch bei uns in Bayern die generelle Leinenpflicht in der Brut- & Setzzeit (1. April – 15 Juli ) einzuführen da es leider trotz der Bemühung um Aufklärung viel zu viele rücksichtslose Hundehalter gibt. Dabei wäre es so einfach zu Vermeiden und jeder könnte seinen kleinen Freiraum eben mit etwas mehr Respekt für den Freiraum des anderen bewahren.
Wir RESPEK-TIEREN den Lebensraum unserer Wildtiere in dem unsere Hunde:
- auf den breiten Spazier- & Wanderwegen laufen
- immer in unserem Sicht- & Kontrollbereich
- Hunde die nicht abrufbar bzw deren Rückruf lückenhaft ist, gehen konsequent an der Leine / Schleppleine!
- Wildwechsel und Quer durch den Wald ist TABU, vor allem in der Brut- & Setzzeit!
- Hohe Wiesen sind im Allgäu grundsätzlich TABU da sie zur Futtermittelgewinnung dienen, ebenso wie gemähte Wiesen auf denen noch Heu liegt ! Das selbe gilt überdies auch für frisch angesähte Äcker!!!
Unsere Hunde begleiten uns entspannt und gesittet auf dem Spazierweg, sie haben kein Problem auch für längere Zeit an der kurzen Leine mit uns zu gehen. Wildes rumtoben geht auch mal für einen kurzen Moment auf dem breiten Weg, dafür muss man nicht wie irre durchs Unterholz schießen!
Vielleicht sollte man sich auch nochmals vor Augen halten wie extrem WENIG freien Lebensraum unsere Wildtiere in Deutschland im Vergleich zu Skandinavien oder Kanada eigentlich noch haben!
Was tun wenn man auf ein Jungtier stößt und sich nicht sicher ist ob der Hund eventuell schon direkt dran war oder ob das Tierchen vielleicht nicht mehr so ganz fit ist?
1.) Merkt euch genau wo die Stelle war (Wegweiser, Markante Punkte, Google Standort speichern…)
2.) Informiert den Revierleiter, Jagdaufsichtsberechtigten (diesen kann euch die Gemeinde, oft auch ein ortsansässiger Landwirt oder die Polizei nennen) der Jäger kümmert sich dann darum, er wird beobachten ob die Geiß sich kümmert und wie das Kitz sich verhält und ggf sich um das Kitz sorgen.
WICHTIG auch wenn ein Kitz oder andere Jungtiere süß aussehen so hat der Mensch kein Recht diese unter Vorsatz zu suchen um nur mal zu kucken!!! Unsere heimischen Wildtiere sind mit einem sensiblen Organismus ausgestattet und unnötiges Verfolgen und Beunruhigen kann tödliche Folgen für sie haben. Stolpert man trotzdem über ein Jungtier dann zieht euch leise und möglichst unbemerkt zurück. Liegt das Jungtier zu nahe an einem belebten Spazierweg, dann informiert auch hier den Jäger damit er ein Auge darauf haben kann.
Ich möchte keine generelle Leinenpflicht zur Brut- & Setzzeit in Bayern, auch wenn meine Hunde und ich damit kein Problem haben. Aber wenn der Mensch nicht sensibel und rücksichtsvoll genug seinen Beutegreifer Hund führen kann, dann wird es wohl irgendwann so weit sein.
Was sind eure Gedanken zu diesem Thema?