15/09/2025
Rahel Hirsch war die erste deutsche Medizinerin, die den Professorentitel erhielt. Heute, am 15. September, hätte sie ihren 155. Geburtstag gefeiert.
Rahel Hirsch wurde 1870 in Frankfurt am Main geboren und war als Ärztin und Wissenschaftlerin ihrer Zeit weit voraus. Nach einer Ausbildung zur Lehrerin studierte sie Medizin in Zürich, Leipzig und Straßburg. 1903 legte sie ihr Staatsexamen ab, kurz darauf folgte die Promotion. Ab 1908 leitete sie die Poliklinik der II. Medizinischen Klinik der Charité in Berlin. 1913 erhielt sie als erste Frau in Preußen den Professorentitel, obwohl sie keinen Lehrstuhl innehatte.
Hirsch ist vor allem durch ihre Forschungen zur Dünndarmschleimhaut wissenschaftlich bekannt geworden. Sie beschrieb den Effekt, dass mikroskopisch kleine, aber relativ große Partikel, wie Stärkekörner, die Dünndarmschleimhaut durchdringen und anschließend über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden werden können. Ein Phänomen, das heute als „Hirsch-Effekt“ bezeichnet wird.
Unter dem NS-Regime wurde ihr als Jüdin die Kassenzulassung entzogen. 1938 emigrierte sie mittellos nach London. Dort musste sie unter prekären Bedingungen als unbezahlte Laborassistentin und später in schlecht bezahlten Pflegejobs arbeiten, da ihre Qualifikationen dort nicht anerkannt wurden.
Rahel Hirsch starb 1953 in London. Ihr Lebenswerk als Pionierin für Frauen in der Medizin, als Forscherin und als Verfolgungsopfer lebt weiter, etwa im Rahel-Hirsch-Center der Charité. Das moderne Besucher- und Informationszentrum erinnert an die Geschichte und Leistungen der Medizin in Berlin.
Bildquelle: Library of Congress, Prints & Photographs Division, [reproduction number, e.g., LC-B2-1234]