22/12/2021
Das Julfest
Feill Fionnain / Alban Arthan
Tradition, Brauchtum, Ursprung
Ja, bald ist es soweit! Kinderaugen werden groß, Verliebte fühlen sich besonders verliebt, alles glänzt und leuchtet, wo man hinsieht findet ein "Black Friday" statt: es ist Weihnachten. Das (christliche ?) Fest der Liebe, die Geburt Jesu Christi wird gefeiert. Das ganze Jahr hat der Weihnachtsmann mit seinen Elfen in einer Fabrik Kinderträume wahr werden lassen (für diejenigen die lieb waren) und zu Heiligabend am 24. 12. beschenkt man sich reichlich. Ja man überschlägt und übertrumpht sich, was die Geschenke angeht! Es gibt meist einen saftigen Braten und die Nordmanntanne wird manches Mal auf den letzten Drücker beim Verkäufer des Vertrauens vorm heimischen Kaufland in einem Plastikgeflecht eingezwängt voller Müh nach Hause geschleppt. Dort schmückt man diese dann mit aufwändigem und stilvollen Baumschmuck und Lichterketten werden in allen Farben blinkend an Baum und Haus angebracht. Kleine Wichtel aus Birkenstämmen mit lustigen Bommelmützen stehen vor der Haustür, ein glitzerndes Glasrentier nach dem anderen sitzt auf dem Fenstersims. Je nach "Tradition" prangen Schwippbögen, Pyramiden und andere LED- betriebene Holzkonstuktionen mit dem Bild der Jesus Krippe an Fenstern, Hauswänden oder auf den Marktplätzen der Dörfer und Städte. "Rachermännln" aus dem Erzgebirge verbreiten die Düfte von Myrrhe, Weihrauch, Zimt oder Bratapfel im ganzen Haus.
Ja, es ist eine besinnliche Zeit. Je nach Altersgruppe und Interessen laufen in den TV Geräten Filme wie "Sissi", "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel", "Der Herr der Ringe" und "Harry Potter". Man gönnt sich dazu Spekulatiusgebäck, Lebkuchenherzen bis zum Erbrechen und voll heißt im Übrigen nicht, dass keine 10 Dominosteine mehr reinpassen. Schwimmend im Glühwein gelangen dann all diese Zuckerbomben in unseren Magen, wir bewegen uns nur, wenn nötig - es ist ja Weihnachten! Die Kinder öffnen jeden Morgen, 24 Tage lang eine Tür ihres Adventskalenders (da ist von einem Stück Schokolade bis zum Playmobil Ponyhof für jeden Geldbeutel etwas dabei) und futtern meist noch vor dem Frühstück die Leckereien in sich hinein, während aufgrund der 28°C karibischer Strandemperaturen diese schon beim Entnehmen schmilzt und sich in den kleinen Patschepfötchen verklebt. Die Mutter hatte am Abend zuvor noch die reinweiße Designerküche auf Hochglanz poliert - das ist nun Geschichte. Dem kleinen Weihnachtsgremlin wird dann Geschenkeentzug oder die Weidenrute angedroht, woraufhin dieses dann meist noch zorniger oder trauriger wird. Es macht sich nun, nachdem es auf sein Zimmer geschickt wurde (ohne Hände und Futterlucke zu waschen) auf die Suche nach den Geschenken. Irgendwo müssen diese ja sein. Die Mutter wischt entrüstet den geschmolzenen Adventskalender Pinguin von der Kochinsel und macht sich ans stilvolle Verpacken von Fischsandalen, Parfüm und allerlei anderem Tant, welcher an den Rest der Familie (welcher nur einmal im Jahr völlig genervt zu eben diesem Anlass vorbeikommt) verschenkt werden soll - es ist ja immerhin Weihnachten.
Doch nun mal wirklich. Wo liegen eigentlich die Ursprünge von Weihnachten? In welchem Sinne sind Traditionen wirklich Traditionen?
Ursprünge
Im gotischen Kalenderfragment "Codex Ambrosianus A" aus dem 6./7. Jahrhundert nach Christus hört bzw. liest man schon einmal vom November, welcher "Naubaimbair" heißt. Mit dem Zusatz "fruma Jiuleis" lässt sich daraus schlussfolgern, dass "November - der erste Julmonat" ist.
Man findet Jul/Yule auch als "Prosabbaton" im Markus Evangelium - "fruma Sabbaton" ließt man dort!
Doch woher kommt das "Julfest"?
Völlig richtig, liebe Ikea-Suchtis: Aus dem Norden. Auf altnordisch heißt es "júl" oder "jól". Einen Hinweis, um welche Art Feier es sich handelt bekommen wir in Kenning´s "Hugins Jól", was soviel wie "Das Trinkgelage des Raben" - bedeutet! "Jól" kann man auch ableiten von der Bezeichnung "Jóln", was "Götter" bedeutet. So war auch "Jólnir" einer von Odins Beinahmen ("Herr der Götter"). In der isländischen Handschriftensammlung ´Flateyjarbók´(1500) steht geschrieben:"Die Heiden feierten das Julfest zu Ehren Odins!"
Aha....die Heiden also! Ihr werdet euch jetzt fragen, wo hier der Zusammenhang zwischen einem Trinkgelage für einen Einäugigen Göttervater aus Skandinavien und der Geburt Jesu Christi zu finden ist. Nun denn!
Im Jahre 920 nach Christi kam ein Menschlein auf die Welt! Er sollte der erste getaufte Herrscher über Christen und Heiden werden: die Rede ist von Hakon dem I. ! Dieser Herrscher vereinte das heidnische Jul und das christliche Weihnachten auf den 25.12. ! Ja - auf den 25.12.!
Snorri redet in der Heimskringla davon, dass die Heiden 3 große Feste hatten: Beginn der Winterperiode (heute Samhain), Mittwinter (Jul) und Sommer (Belthane).
Nun ja....nun gab es Christus ja schon über 900 Jahre als dies geschah.
Doch werfen wir doch mal einen Blick auf Rom im 6. Jahrhundert. Die Christen dort nannten es nämich "die allerheiligste Nacht" und das zu dem Zeitpunkt schon seit 264 Jahren. Der 25. Dezember war zu dem Zeitpunkt aber ein Festtag zu Ehren des Sol Invictus (Sonnengott), welcher von Kaiser Aurelian ins Leben gerufen wurde. Da Christen einige Parallelen zwischen dem Sonnengott und "Christus der wahren Sonne" (Christus verus sol) zogen, wurde daraus ein Feiertag für alle.
Die "allerheiligste Nacht" hieß bei den Heiden im Übrigen "Módra nect", also "Die Nacht der Mütter". Na schau mal einer guck - so wurde von den Römern ein weiteres Mal das Matriarchat ignoriert. Frauen hatten ja damals so gut wie keinen Wert. Zumindest bei den Christen. Bei den Heiden standen einzig die Götter über der Mutter, welche das Recht hatte zu kämpfen (Schildmaid) als auch das Recht, sich scheiden zu lassen und noch vieles mehr.
Riten, Bräuche, Traditionen
Ikea macht es vor - und zwar in allen Breitengraden. Man kann süße Strohböcke kaufen und am Ausgang befinden sich etliche Glühweinwaren zum schnellen Kauf ,ein "God Jul" prangt auf dem Etikett des "Glögg". Tatsächlich kommt Beides sehr nahe an die alten Traditionen heran.
Der Julbock war ein aus Stroh geflochtener Ziegenbock, welcher wohl für die Böcke Thors (Tanngnjostr und Tanngrisnir) stehen soll, denn sie ziehen den bärtigen Donnergott in seinem hölzernen Streitwagen Oekuthor durch die Gegend. Bis einer der beiden aufgrund eines von Lokis Streichen begann zu hinken... aber das ist eine andere Geschichte.
Aus Freyrs Riten entnehmen wir, dass eine uralte Tradition von einigen heute noch unbewusst wahrgenommen und geehrt wird: Das Jultrinken! Denn das Julfest war zunächst vor allem ein Gelage.
Zu den Bräuchen aus dem Norden gehörte es des weiteren, dass man "Trolldom" (Zaubersprüche) und Orakel mit Stroh durchführte. Das sogenannte "Julstroh" wurde auf dem Boden ausgebreitet und man schief darin, bevor man das Bett unsichtbaren Gästen überließ.
Auch pflegte man es, das "Julbrot" zu backen. "Es war rund, dick und so lang wie ein 5-jähriges Kind", heißt es. Man verteilte es an Fremde und munkelte, dass es magische Kräfte besäße.
In der Modra Nect (Nacht der Mütter) sollte jeweils ein Licht auf dem Jultisch und draußen ein Julfeuer brennen.
Gefiert wird das Wiedererstarken der Sonne, die Rückkehr des Lichts. Man einigte sich auf den 25.12., doch auch heute setzt man manches mal wie vor vielen Jahrhunderten die Wintersonnenwende am 21.12. oder den ersten Vollmond nach den Rauhnächten (Julmond) an. Diesen nannte man auch "Nyutungl", welcher natürlich auch mit dem rituellen Jultrinken begrüßt wird.
Die Rauhnächte
Die Rauhnächte sind eine 12-tägige Friedenszeit.
In dieser Zeit werden Häuser mit Immergrün geschmückt, als da wären:
- Buchsbaum: er wird seit alters her zu den heiligen Hölzern, welche stets verehrt wurden. Da er nur selten aufhört zu wachsen ist er ein Symbol für Unsterblichkeit und für die Liebe über den Tod hinaus. Im Christentum gilt er als Symbol des ewigen Lebens.
- Eibe: schon bei den Druiden galt sie als heiliger Baum, wegen ihrer Verbindung zur Ewigkeit. Sie wurde als Zauberstab, Wünschelrute und zum Schutz vor bösen Geistern genutzt. Im alten Rom galt sie als der Baum, der die Unterwelt bewachte.
- Fichte: Die Germanen verehrten Sie als Schutzbaum, Lebensbaum und Mutterbaum. Ihre gerade, geordnete Statur sah man als Bringer für Klarheit, als Wegweiser des Lebens. Sie wächst pyramidenförmig in den Himmel, bündelt alle Lebensenergie für diejenigen, die Sie anbeten und um ihre Hilfe bitten.
- Tanne: auch die Tanne war den Germanen als Symbol für Lebenskraft und ständigen Wachstum bekannt. Sie war der Mittwinterbaum - deswegen stellten die Germanen Sie zur Wintersonnenwende auf. Später wurde der Tannenbaum bei den Christen das Symbol der Hoffnung.
- Stechpalme ("Holly"): Sie hat in nahezu jedem Volk eine spirituelle Bedeutung. Ob bei den Kelten, wo sie aufgrund ihrer Beeren das Symbol für Blut ist - doch auch weil man sich an ihren stacheligen Blättern blutige Wunden aufreissen kann. Auch galt sie als Symbol für langes Leben. Zum Schutz für Haus und Hof nutzten Kelten, als auch Germanen sie zur Wintersonnenwende. Diesen Brauch übernahmen die Christen später. Bei den Römern galt Sie als Symbol für ewiges Leben, Glück und Gesundheit. Geschnitte Zweige werden auch zu Ostern eingesetzt, meist dann zum Palmsonntag.
- Kiefer: Auch sie steht für die Langlebigkeit, die Ausdauer und die Wiederauferstehung( Germanen und Chinesen). Auch im Christentum hat sie diese Bedeutungen, letzteres wohl, weil man sagt, dass Christus mit Nägeln aus Kiefer ans Kreuz genagelt wurde. Bei den Kelten benannte man sie auch als "Feuerbaum" oder auch als "Baum der Geduld".
- Efeu: Der Efeu hat eine große spirituelle Bedeutung. Als Sinnbild für Zuverlässigkeit und Treue überwindet er sogar den Tod. Eine immergrüne Pflanze, welche bis zu 450 Jahre alt werden kann symbolisiert natürlich auch das Leben selbst. Die Griechen huldigten mit dem Efeu Dyonisus, dem Gott der Fruchtbarkeit.
- Wacholder: Auch er steht für ewiges Leben und für die Fruchtbarkeit. Bei Erschöpfung soll man sich unter Ihn legen, so sei man nach kurzer Zeit wieder guten Mutes und könne weitergehen. Sein starker Aufguss soll im Mittelalter allerdings zu Abtreibungen geführt haben.
Mit all diesen Sträuchen wurde auch geräuchert mit folgenden Worten:
"Glück ins Haus - Unglück hinaus"
Wicca: Yule, Feill Fionnain, Alban Arthan
"Die Wintersonnenwende oder auch Mittwinter, findet bei den Wicca (wobei dies ein Oberbegriff vieer verschiedener Kultabzweigungen ist) zwischen dem 20. bis 23. Dezember statt, in dieser dunkelsten und längsten Nacht vollzieht sich eine (Sonn-)Wendung. Die Nächte werden von nun an immer kürzer, das Licht ist wiedergeboren und kehrt langsam zurück.
In der Mythologie heißt es, dass die Göttin, die allumfassende Kraft der Erde, in dieser Nacht das Sonnenkind zur Welt bringt. Im Lauf des darauffolgenden Jahres wächst dieses zum Sonnengott heran. Diese Geburt steht symbolisch für den Neubeginn allen Lebens. Das Licht triumphiert über die Dunkelheit der Wintermonate. Mit dem Fest Yule nehmen Hexen Abschied von all dem, was im Dunkel zurückgelassen werden musste und feiern gleichzeitig die Wiedergeburt der Sonne und des Lichts sowie den Neubeginn des Jahreskreislaufs, der zu mehr Aktivität und neuen Projekten einlädt.
Yule kommt von dem angelsächsischen Wort Yula, was "Kreis/Rad des Jahres" bedeutet. Yule wird meistens mit Yulebäumen, Yulscheiten, Sonnwendfeuer, Gesängen, Geschenken und Misteln verbunden.
Nach der Yulfeier wird ein Feuer entzündet und der Yulebaum oder das Yulescheit werden verbrannt auch die Misteln vom letzen Jahr und damit auch alles andere aus dem alten Jahr. An diesem Feuer werden die Kerzen im Haus, die erste Reinigungsräucherung und der Kamin oder das Herdfeuer entzündet.
Der Brauch eines Yuleloggs oder Scheits wird vor allem in den USA und in Großbritannien gepflegt. Ein Eichen- oder Escheholzklotz, verziert und geschmückt wird entzündet und mit ihm ein Feuer über das wachte man 12 Stunden lang damit es nicht ausging. Heute entzünden viele stattdessen die Kerzen an ihrem Yulebaum.
Übrigens hat auch der Weihnachtsbaum seinen Ursprung in diesen Ritualen: Eine Tanne, die als immergrüner Baum des Lebens galt, wurde mit Kerzen, getrocknetem Obst und Früchten sowie kleineren Varianten des Strohrades, nämlich Strohsternen, geschmückt. Rote Bänder in den grünen Zweigen des Baumes symbolisierten Lebensfreude und Wachstum. Rote Kugeln hatte man den roten, kraftvollen Beeren der Stechpalme abgeschaut. Das Nacheifern der Natur wurde mit der spiegelnden Oberfläche und der Grösse der Baumkugeln noch verbessert. Galt es doch, dass alle unguten Energien und bösen Geister, welche sich in den roten Kugeln spiegeln, abgewandt und zurück gesandt wurden. Im Laufe der Zeit ging der tiefe Symbolgehalt dieser alten Rituale verloren, aus Trockenfrüchten und roten Bändern wurden Lebkuchen und Lamettagirlanden, das Fest der Sonnenwende wurde zum heutigen Weihnachtsfest, das vor allem für Kinder und Geschäftsleute ein Grund zum Feiern ist."
Zitiert von www.wicca.ch
Alles in Allem ist meine Schlussfolgerung dazu, dass der Brauch der Geschenke und der immensen Kosten, welche man für andere auf sich nimmt definitiv am wenigsten mit der Wintersonnenwende zutun hat.
Doch Traditionen entwickeln sich und entstehen, genau wie Brauchtümer in Vergessenheit geraten. Ich selbst führe meine Rituale und Räucherungen durch, hetze mich nicht durch tausende Läden und versuche lieber, für die Menschen die Ich liebe auf die eine oder andere Weise da zu sein. Wie es gefeiert wird und ob überhaupt, ist jedem selbst überlassen, denn
schadet es keinem, so tu was du willst!
Ich wünsche euch schöne Feiertage, eine besinnliche Zeit, Liebe und Licht. Bleibt gesund
eure Yasirah