29/09/2025
Haltung und Kommunikation in der Hospizarbeit
Im Rahmen eines Workshops, geleitet von Herrn Gerhard Stolz, Referent für Haltung und Kommunikation, haben wir (13 Teilnehmende) das Thema „Haltung und Kommunikation in der Hospizarbeit“ betrachtet. Ziel des Workshops war die Erarbeitung von Begriffen, die die Haltung und Kommunikation in der Hospizarbeit für uns wiedergeben und Bestandteil der ehrenamtlichen Tätigkeit sind.
Der theoretische Teil
Haltung von Mensch zu Mensch
Die innere Grundeinstellung prägt das Handeln und Denken eines jeden Menschen und damit auch die Haltung und Kommunikation in der Hospizarbeit. Hier werden wir von vielen Komponenten beeinflusst.
Einige Punkte wurden dazu angesprochen.
Was ist ein Mensch wert?
Großen Einfluss auf die Haltung gegenüber einer Person hat die Frage: „Was ist mir der Mensch überhaupt wert, dass ich mich mit ihm beschäftige“
Einige Beispiele:
- Was kostet meine Zeit?
- Wie beeinflussen meine Gefühle den Wert?
- Wann lohnen sich Investitionen in einen Menschen?
Kommunikation
Hierbei geht es immer um Sprache und Bewegung des Senders (was ist gemeint) und Wahrnehmung des Empfängers (was wird verstanden). Das Erbgut und die Erfahrung im Leben eines Menschen haben einen großen Einfluss auf die Wahrnehmung und Interpretation von Gesagtem oder Getanem. Dadurch bildet sich im Laufe des Lebens bei jeder/jedem eine innere Landkarte, an der sich orientiert und mit der bewertet wird.
Was bedingt die eigene Definition von Haltung?
Sie entsteht aus:
- Informationen
- aktivem Zuhören (was erlernt werden muss)
- Will ich es überhaupt verstehen?
- Werte wie Achtsamkeit oder Danksagung
- Schuld („hätte ich es erkennen müssen?“)
- Scham, wenn meine persönlichen Grenzen verletzt werden
- Lernbereitschaft
- Was erwarten oder denken andere von mir?
- u.v.m.
Haltung bewahren oder die Fassung verlieren
Nachdem der Begriff „Haltung“ betrachtet wurde, ging es nun um die Frage, wann Haltung bewahrt und wann die Fassung verloren wird.
Ein treffendes Beispiel kam dabei von Herrn Stolz. Er vergleicht die Fassung des Menschen mit der Fassung einer Glühbirne. Je weiter man sie hochschraubt, um so näher kommt man der Gefahr, dass sie die Fassung verliert und es dunkel wird. Darum sollte man im Leben Anzeichen des „Hochschraubens“ erkennen lernen, sich beobachten, um rechtzeitig reagieren zu können.
Die Gruppenarbeit
Was brauche ich für eine Haltung in der Hospizarbeit?
Nach dem theoretischen Teil wurden in Gruppenarbeit Begriffe zum Thema Haltung auf Karten notiert und anschließend rückseitig beschrieben, welche Bedeutungen diese Begriffe für andere haben könnten.
Wie wird ein Begriff verstanden?
Begriffe sind mit eigenen Werten behaftet und werden dadurch oft unterschiedlich verstanden. Begriffe in der Hospizarbeit wie Nächstenliebe, Demut, Abgrenzung, Empathie, Nähe und Distanz, Resonanz… können unterschiedlich interpretiert werden und dann zu Missverständnissen führen.
Das Ergebnis der Gruppenarbeit
Ursprünglich 24 Karten mit Begriffen zur Haltung wurden in mehreren Diskussionsrunden auf die sechs Begriffe, auf die wir uns gemeinsam verständigen konnten, reduziert. Die Begriffe sind:
- Empathie – Einfühlungsvermögen
- Zuhören und Aushalten
- Selbstfürsorge
- Verlässlichkeit
- Respekt
- Innere Balance – Ausgeglichenheit und Stärke
Das sind unsere sechs Begriffe zur Haltung in der Hospizarbeit. In einem Workshop mit anderer Besetzung werden vielleicht andere Begriffe benannt.
Ich habe die Erkenntnis gewonnen, dass man bei Diskussionen öfter hinterfragen sollte, was eigentlich mit einem Begriff gemeint ist, auch wenn man dann vielleicht zur Antwort bekommt: „Na, das weiß doch jeder“.
Zum Abschluss
Eine Reflektion der Haltung
Eine Reflektion der eigenen Haltung sollte in der Hospizarbeit immer wieder durchgeführt werden.
- Warum rede/handele ich?
- Welche Motivation habe ich?
- Mit oder über wen reden wir?
- Führe ich einen Monolog oder Dialog?
- Welche Infos in Wort und Ausdruck sende ich?
- Wieviel ist mir der andere wert?
- u.v.m.
Mit einer Abschlussrunde ging der Workshop zu Ende und wir waren alle der einhelligen Meinung, dass es sehr informativ und kurzweilig war und zum Nachdenken über die eigene Haltung angeregt hat.
Wie schon so oft kam das leibliche Wohl bei unseren Veranstaltungen nicht zu kurz. Es gab eine leckere vegetarische Kartoffelsuppe und zum Kaffee selbstgebackenen Kuchen.
Fotos und Text: Christine Zecchino (ehrenamtliche Begleiterin)