03/12/2025
Am Ende bleibt nur eine Wahrheit, die weh tut und gleichzeitig heilt:
Liebe heißt nicht festhalten, Liebe heißt aushalten.
Wer wirklich liebt, lässt den anderen leben, scheitern, wachsen ohne zu richten, ohne zu retten.
„Es gibt einen Satz, der mich als Vater, Coach, Mentor und als Mensch mehr zerschlagen hat als jeder Verlust, jede Niederlage, jede unterkühlte Nacht im eigenen Kopf.
Der Satz lautet:
Du kannst niemanden retten.
Auch nicht die, die du am meisten liebst.
Ich erinnere mich an einen Moment, der mich bis heute verfolgt.
Mein Sohn war noch klein. Tränen auf den Wangen, verletztes Herz, und ich der Mann, der fremde Teams, fremde Manager, fremde Karrieren wiederbelebt hat stand daneben und konnte nichts tun. Kein Coaching, kein Wissen, kein Stoizismus half.
Ich sah ihn leiden, und alles in mir wollte eingreifen, reparieren, heilen, festhalten.
Aber es gibt Wunden, die gehören nicht dir.
Es gibt Wege, die musst du allein gehen.
Und es gibt Lektionen, die erst aufbrechen, wenn niemand dich davor schützt.
Ich habe Jahrzehnte gebraucht, um zu verstehen, dass mein größter Fehler mein größtes Mitgefühl war.
Ich wollte retten. Ich wollte abfedern. Ich wollte den Sturz verhindern. Ich wollte die Schmerzen der Menschen schlucken, die ich liebe meine Eltern, meinen Sohn, Partnerinnen, Freunde, Klienten.
Doch Menschen, die du ständig vor ihrem Weg beschützt, verlieren den Mut, ihn selbst zu gehen.
Menschen, die du retten willst, verlieren irgendwann die Fähigkeit, sich selbst zu halten.
Und du selbst verlierst den Respekt vor dem wichtigsten Gesetz des Lebens:
Jeder Mensch hat das Recht auf seinen eigenen Schmerz.
Es klingt hart. Es ist hart.
Empathische Menschen zahlen für diese Erkenntnis den höchsten Preis. Denn du siehst Leid früher, tiefer, klarer. Du fühlst die Risse anderer in deinen eigenen Knochen.
Gerade deshalb ist es die schwerste Disziplin, die Hände aus der Situation zu nehmen. Nicht weil du egal bist. Sondern weil Vertrauen größer ist als Kontrolle.
Vertrauen bedeutet:
ich lasse dich scheitern.
ich lasse dich aufstehen.
ich lasse dich werden.
ich halte aus, auch wenn alles in mir schreit, dich zu schützen.
Ich bin heute 57 und habe es fast geschafft, diese Lektion zu leben.
Fast.
Denn manchmal erwischt es mich noch. Manchmal will ich eingreifen, retten, polstern, beschleunigen.
Doch dann erinnere ich mich daran, dass ich selbst nie gerettet wurde.
Ich bin meinen Weg gegangen.
Durch Schatten und Narben und Umwege.
Gerade deshalb stehe ich heute so fest. Weil mein Leben nicht jemand anderes getragen hat.
Sondern ich selbst.
Vielleicht ist das größte Geschenk, das wir einander machen können, nicht Rettung, sondern Raum.
Nicht Kontrolle, sondern Vertrauen.
Nicht Eingreifen, sondern Danebenstehen präsent, klar, mutig.
Wir verlieren niemanden, wenn wir ihn nicht retten.
Wir verlieren Menschen nur, wenn wir ihnen nicht zutrauen, ihren Weg zu gehen.“
Holger Broeer
PS:
Am Ende bleibt nur eine Wahrheit, die weh tut und gleichzeitig heilt:
Liebe heißt nicht festhalten, Liebe heißt aushalten.
Wer wirklich liebt, lässt den anderen leben, scheitern, wachsen ohne zu richten, ohne zu retten.