09/10/2017
Ich werde oft gefragt, wie sich meine eigene S*xualität verändert hat, seit ich den Weg der Frauenmassage eingeschlagen habe. Bislang fand ich es schwierig, diese Frage zu beantworten, da sich so viel verändert hat. Aber als ich neulich meinen ersten Workshop zur Intimmassage der Frau für Frauen gab, wurde mir im Laufe des Abends immer klarer, was sich verändert hat: Mein Bild von meinem Körper und meiner S*xualität ist nicht mehr das von einem Objekt, mit dem etwas geschieht, sondern ich empfinde meinen Körper und meiner S*xualität als AKTIV. Das hängt ganz zentral auch damit zusammen, dass ich einen wahrheitsgetreuen Blick auf meine Anatomie bekommen habe und eine adäquate Sprache dafür.
Wollt ihr Beispiele? Da ist zum Beispiel das Wort „Scheide“, mit dem ich als Kind gelernt habe, meine V***a und Va**na zu bezeichnen. Wenn wir uns ansehen, woher dieses Wort stammt, dann stellen wir fest, dass es an die Schwertscheide angelehnt wurde. Und wozu ist eine Schwertscheide nütze? Einzig und allein dafür, dass ein Schwert hineingesteckt werden kann. Dieses Bild ist in vielerlei Hinsicht nicht nur falsch, sondern auch fatal. Zum einen steht die Va**na, entgegen landläufiger Vorstellung und Erwartung, nicht ständig offen, sondern ihre Innenwände liegen aufeinander. Sie öffnet sich, wenn sie dafür bereit ist. Dies ist ein AKTIVER Prozess. Sie ist sogar in der Lage, sich so weit zu öffnen, dass die Frau ein Kind durch sie hindurch auf die Welt bringen kann. Auch diesem Mysterium wird das Wort „Scheide“ in keiner Weise gerecht. Eine Scheide ist einfach nur eine Öffnung, die darauf wartet, dass ein Schwert in sie hineingesteckt wird. Zu keinem anderen Zweck wird sie gebraucht, für nichts anderes ist sie gut. Was für ein armseliges Wort für ein Wunderwerk der Natur!
Da ist zum anderen die weibliche Ejakulation. Bevor ich in meiner Ausbildung etwas darüber erfahren habe, hatte ich vor allem mitbekommen, dass Männer sich damit brüsteten, eine Frau zum Squirten bringen zu können. Sie betonten, sie könne sich quasi nicht dagegen wehren. In den Clips, die ich gesehen habe, fingerten Männer unter Verweis auf ihre starken Armmuskeln und ihre überlegene Technik in Va**nas herum und demonstrierten, wie es funktioniert, während die Frau auf dem Rücken lag und willenlos stöhnte. Wozu das gut war, erschloss sich mir nicht. Es hatte etwas von einer Viehbeschau und erzeugte in mir ein Gefühl von Scham und Demütigung. Inzwischen weiß ich, wie ungeheuer kraftvoll sich die weibliche Ejakulation anfühlt und dass dazu keineswegs die starke Hand eines Mannes erforderlich ist, sondern dass es etwas ist, was mein Körper von sich heraus und AKTIV tut. Ich weiß auch, dass die weibliche Ejakulation in anderen Kulturen als etwas Lebensspendendes, Heiliges verehrt wurde und wird und dass die austretende Flüssigkeit „Amrita“ genannt wird, Elexier des Lebens.
Ich erinnere aber auch noch, wie wenig ich selber früher über meinen Körper und meine S*xualität wusste und als einige Frauen am Ende meines Workshops sagten, dass das alles doch eigentlich ihre Männer hätten lernen müssen, da habe ich widersprochen. Jeder Mensch ist selber für seine S*xualität verantwortlich und auch da habe ich gelernt, AKTIV zu werden und kompetent in Bezug auf meinen eigenen Körper, statt abzuwarten, bis der Märchenprinz mit dem passenden Schwert in der Hand auftaucht. 😉