28/10/2025
𝗦𝘁𝗿𝗼𝗵 𝗶𝗻 𝗱𝗲𝗿 𝗣𝗳𝗲𝗿𝗱𝗲𝗳ü𝘁𝘁𝗲𝗿𝘂𝗻𝗴: 𝗼𝗳𝘁 𝗳𝗮𝗹𝘀𝗰𝗵 𝘃𝗲𝗿𝘀𝘁𝗮𝗻𝗱𝗲𝗻 – 𝗮𝗯𝗲𝗿 𝗿𝗶𝗰𝗵𝘁𝗶𝗴 𝗲𝗶𝗻𝗴𝗲𝘀𝗲𝘁𝘇𝘁 𝗴𝗲𝗻𝗶𝗮𝗹
🌾 Stroh in der Pferdefütterung – oft falsch verstanden, aber richtig eingesetzt genial
Stroh ist weit mehr als Einstreu – es ist ein unterschätzter Bestandteil der Raufutterversorgung. Gerade unsere Beiträge und die Zugehörigen Diskussionen zeigen, dass weiterhin Futtermythen umhergeistern.
Für Pferde, die um ihren Verdauungstrakt gesund zu halten andauernd ( rund 16h) kleine Mengen fressen und dabei herumgehen, ist eine abwechslungsreiche Faserstruktur die Grundlage für gesunde Verdauung und ausgeglichene Psyche.
Speziell Besitzer von übergewichtigen Pferden sind hier gefordert und oft - leider, wenn auch in bester Absicht - schlecht beraten.
Ein Weg, das natürliche Fressverhalten zu imitieren, ist nicht nur ausreichend 𝗽𝗮𝘀𝘀𝗲𝗻𝗱𝗲𝘀 Heu, sondern auch Rohfaser-Vielfalt anzubieten.
Hier kann Stroh als strukturreiche Ergänzung helfen, die Fresszeit zu verlängern, Kauaktivität zu fördern und den Stoffwechsel zu entlasten – ohne die Energieaufnahme unnötig zu erhöhen.
𝗔𝗯𝗲𝗿: 𝗦𝘁𝗿𝗼𝗵 𝗲𝗿𝘀𝗲𝘁𝘇𝘁 𝗸𝗲𝗶𝗻 𝗛𝗲𝘂.
Heu liefert fermentierbare Fasern und Nährstoffe für die Darmflora, Stroh ergänzt es mit Struktur und Abwechslung.
Das Zusammenspiel beider Faserarten sorgt für eine stabile Verdauung und beugt Fresspausen vor – eine der häufigsten Ursachen für Magenprobleme bei Pferden.
🔬 𝗦𝘁𝗿𝘂𝗸𝘁𝘂𝗿 𝘀𝘁𝗮𝘁𝘁 𝗘𝗻𝗲𝗿𝗴𝗶𝗲
Stroh enthält weniger Protein und Energie, aber deutlich mehr unlösliche Fasern, vor allem Lignin.
Diese schwer fermentierbare Fraktion verlängert die Kauzeit, erhöht die Speichelproduktion und reguliert die Passage durch den Magen-Darm-Trakt.
Das stabilisiert die Verdauung, ohne den Stoffwechsel zu überlasten.
Gerade leichtfuttrige Pferde, und Ponys können von der Strohbeigabe profitieren, aber alle Pferde sollten eine breite Rohfserangebot haben. Wer kein Stroh ergänzen kann, sollte Kanbberäste anbieten.
🦠 𝗦𝘁𝗿𝗼𝗵 𝘂𝗻𝗱 𝗱𝗶𝗲 𝗗𝗮𝗿𝗺𝗳𝗹𝗼𝗿𝗮
Stroh liefert kaum fermentierbare Energie, wirkt aber mechanisch regulierend auf die Darmtätigkeit.
Die unverdaulichen Fasern fördern die Motilität, stabilisieren die Passage und unterstützen durch mehr Kautätigkeit die Speichelproduktion – ein natürlicher Schutz vor Übersäuerung.
Voraussetzung ist jedoch eine ausreichende Grundversorgung mit fermentierbarer Faser (Heu, Luzerne etc.), damit die Mikrobiota im Dickdarm genügend Energie hat, um stabil zu bleiben.
Stroh ist also kein „Futter für die Bakterien“, sondern eine strukturierende Ergänzung – ein wichtiges Gleichgewicht zwischen mechanischer und fermentativer Verdauung.
❌ 𝗠𝘆𝘁𝗵𝗼𝘀: „𝗩𝗼𝗻 𝗦𝘁𝗿𝗼𝗵 𝗯𝗲𝗸𝗼𝗺𝗺𝗲𝗻 𝗣𝗳𝗲𝗿𝗱𝗲 𝗞𝗼𝗹𝗶𝗸“
Kaum ein Futterthema hält sich so hartnäckig wie die Behauptung, dass Stroh Koliken verursacht.
Tatsächlich gibt es keine wissenschaftliche Grundlage für diese pauschale Aussage. Koliken entstehen nicht durch Stroh selbst, sondern durch Fehler im Management (es greift das selbe Prinzip wie bei allen Futtermitteln )
Vermeide:
– schlechte Qualität (staubig, schimmlig, feucht),
– zu rasche Futterumstellung,
– mangelnde Wasseraufnahme,
– zu wenig Bewegung oder bestehende Zahnprobleme.
🧠 𝗪𝗮𝘀 𝗱𝗶𝗲 𝗪𝗶𝘀𝘀𝗲𝗻𝘀𝗰𝗵𝗮𝗳𝘁 𝘇𝗲𝗶𝗴𝘁
Stroh verändert Fressverhalten und Stoffwechsel auf positive Weise:
Pferde fressen langsamer, kauen länger und bilden dadurch mehr Speichel – der wichtigste natürliche Schutz vor Magensäure und Magengeschwüren.
Gleichzeitig senkt die geringere Energiedichte den Insulinspiegel nach dem Fressen, was besonders für stoffwechselempfindliche Pferde relevant ist.
Stroh wirkt also weniger über Nährstoffe, sondern als Fütterungsregulator: Es stabilisiert Verdauung, Rhythmus und Wohlbefinden – langsam, stetig und
physiologisch. 🌾 𝘘𝘶𝘦𝘭𝘭𝘦𝘯: (𝘙𝘪𝘯𝘨𝘮𝘢𝘳𝘬 𝘦𝘵 𝘢𝘭., 2021; 𝘔𝘰𝘴𝘵𝘦𝘳𝘵 𝘦𝘵 𝘢𝘭., 2024)
🧐 𝗪𝗶𝗲 𝘃𝗶𝗲𝗹 𝗦𝘁𝗿𝗼𝗵 𝗶𝘀𝘁 𝘀𝗶𝗻𝗻𝘃𝗼𝗹𝗹?
Stroh sollte maximal ein Drittel der gesamte Raufuttermenge ausmachen.
Langsam anfüttern, gut mischen (Heu + Stroh) und die Aufnahme beobachten.
Wichtig: Bei Pferden mit Neigung zu hastigem Fressen lieber mehrere Futterstellen oder Slow Feeder einsetzen, um die natürliche Futteraufnahme zu fördern.
⚖️ 𝗥𝗶𝗰𝗵𝘁𝗶𝗴𝗲𝘀 𝗘𝗶𝗻𝗳ü𝗵𝗿𝗲𝗻 𝘂𝗻𝗱 𝗠𝗮𝗻𝗮𝗴𝗲𝗺𝗲𝗻𝘁 𝘃𝗼𝗻 𝗦𝘁𝗿𝗼𝗵
Wie bei jeder Futterumstellung gilt: Langsam ist sicher.
Die Darmflora braucht Zeit, um sich auf die neue Faserstruktur einzustellen (3 Wochen ist optimal).
Beginne mit 10–20 % Strohanteil in der Raufutterration und steigere schrittweise über zwei bis drei Wochen auf den gewünschten Anteil (max. ≈ 1/3 der Heumenge).
Am besten mischt man Stroh direkt unter das Heu oder bietet beide Faserarten gemischt an – so wird das Stroh von Beginn an in den normalen Fressrhythmus integriert und nicht selektiv aufgenommen.
Wichtige Punkte:
Zahnkontrolle: Nur Pferde mit funktionierender Kauleistung sollten Stroh erhalten.
Wasser: Immer reichlich frisches, sauberes Wasser anbieten (mind. 5 l pro 100 kg Körpergewicht).
Bewegung: Sie fördert die Darmmotilität und verhindert, dass sich trockene Fasern im Dickdarm stauen.
Qualität: Goldgelbes, trockenes, schimmelfreies, staubarmes Futterstroh ist Pflicht.
Wer diese Grundsätze beachtet, kann Stroh sicher einsetzen – unabhängig davon, ob es als Raufutterergänzung, zur Beschäftigung oder als Teil des 24/7-Fütterungssystems dient.
🌾 𝗪𝗲𝗹𝗰𝗵𝗲 𝗦𝘁𝗿𝗼𝗵𝗮𝗿𝘁𝗲𝗻 𝘀𝗶𝗻𝗱 𝗴𝗲𝗲𝗶𝗴𝗻𝗲𝘁?
❇️𝗘𝗿𝘀𝘁𝗲 𝗪𝗮𝗵𝗹 - 𝗛𝗮𝗳𝗲𝗿𝘀𝘁𝗿𝗼𝗵 → weich, aromatisch, leicht verdaulich, sehr beliebt
▶️Gerstenstroh → etwas härter, aber bei guter Qualität gut nutzbar
▶️Weizenstroh → gröber, ligninreicher, dennoch geeignet, wenn sauber und hell
Qualität ist entscheidend – unabhängig von der Sorte.
Futterstroh muss goldgelb, trocken, schimmelfrei, staubarm und frisch riechend sein. Stroh kann auch wie Heu bedampft werden, wenn es für Pferde mit Atemwegsproblemen aufbereitet werden soll.
✅ Do’s & Don’ts beim Einsatz von Stroh
Do’s:
✔️ Nur qualitativ hochwertiges, hygienisch einwandfreies Stroh verwenden.
✔️ Langsam anfüttern (2–3 Wochen).
✔️ Für ausreichend Bewegung und Wasser sorgen.
✔️ Futterplätze variieren – fördert Such- und Kauverhalten.
✔️ Regelmäßige Zahnkontrolle (mind. 1× jährlich).
✔️ Beobachte Kot, Fressverhalten und Gewicht während der Umstellung.
Don’ts:
❌ Kein Stroh bei Pferden mit Kaubeschwerden, Kolikvorgeschichte oder Boxenruhe ohne Rücksprache mit dem Tierarzt.
❌ Kein schimmeliges, staubiges oder feuchtes Stroh.
❌ Kein Ersatz von Heu durch Stroh – nur Ergänzung!
❌ Keine abrupten Mengenänderungen.
💚 Zum Schluss:
Stroh ist kein Notfutter und kein Risiko – sondern ein vielseitiger Baustein moderner Pferdefütterung.
Richtig eingesetzt, verlängert es die Fresszeit, stabilisiert den Verdauungstrakt, bringt Struktur und Beschäftigung und hilft, Energiezufuhr zu regulieren.
Ob als Ergänzung für leichtfuttrige Pferde, zur Abwechslung in der Raufutterration oder zur Förderung des natürlichen Suchverhaltens:
Stroh ist kein Ersatz – aber richtig eingesetzt, einfach genial. 🌾
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