04/12/2025
Man sagt, die Zeit würde alle Wunden heilen. Aber jetzt, in diesen Dezembertagen, merke ich: Manche Wunden heilen nicht; sie lernen nur, leise zu sein.
Ich sitze vor dem halb geschmückten Weihnachtsbaum und schaue auf den Platz, an dem du jedes Jahr gelegen hast. Immer direkt neben der warmen Heizung, den Kopf schief, als würdest du fragen, warum die Lichter so wichtig sind, wenn dein Schwanzwedeln doch viel heller leuchten konnte.
Dieses Jahr ist der Platz leer. Und plötzlich ist die ganze Wohnung stiller als sonst. Zu still.
Ich falte die kleinen roten Socken, die eigentlich für dich waren. Ich lege deinen alten Napf weg, aber meine Hände zittern. Es ist komisch, wie ein einfacher Napf ein ganzes Herz zum Beben bringen kann.
Wie kann ein Haus voller Licht sich trotzdem so dunkel anfühlen?
Ich erinnere mich an die Winterspaziergänge, als du mit der Nase voran durch den Schnee gepflügt bist, als gehörte die Welt dir. Ich erinnere mich daran, wie du dich an mich gedrückt hast, wenn der Wind zu kalt wurde. Und an dieses Gefühl, dass Liebe manchmal vier Pfoten hat und ein Herz, das größer ist als jedes Geschenk unter dem Baum.
Dieses Weihnachten fehlt jemand. Nicht einfach ein Tier. Sondern ein Familienmitglied. Mein bester Freund. Mein stiller Trost an Tagen, an denen ich selbst kleiner war als ein Funken am Adventskranz.
Ich weiß, du bist irgendwo da draußen – jenseits der Brücke, wo kein Schmerz mehr wohnt. Aber mein Herz? Es bleibt hier. Und es flüstert in jede Schneeflocke:
„Komm doch noch einmal nach Hause, nur für einen Moment.“