16/12/2021
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Leser*innen,
Lieber Luke Mockridge,
Liebe Ines Anioli,
da aktuell heftig über die Vorwürfe sexualisierter Gewalthandlungen und das damit zusammenhängende Strafverfahren diskutiert wird, möchten auch wir uns hierzu öffentlich äußern. Als Präventionsprojekt I CAN CHANGE beschäftigen wir uns täglich mit sexualisierter Gewalt. Unser Ziel ist, therapeutische Angebote zu unterbreiten, um somit sexualisierte Gewalttaten zu verhindern.
Sexualisierte Gewalt ist ein allgegenwärtiges Problem und spätestens seit ein wichtiges Thema im öffentlichen Diskurs. Für eine Veränderung ist eine sensible und konstruktive Auseinandersetzung aus verschiedenen Perspektiven wichtig. Wie verhindern wir sexualisierte Gewalt? Was hätte Luke gebraucht und was Ines, damit es nicht zu Grenzverletzungen gekommen wäre? Dieser offene Brief zielt nicht darauf ab, zu den Vorwürfen sexualisierter Gewalt Stellung zu beziehen, sondern zu zeigen, dass es auch Hilfe für die Verursacher*innen gibt.
Wir möchten darauf hinweisen, dass dieser aktuell medial präsente Fall kein Einzelfall ist. Zuallererst leiden all jene, die sexualisierte Gewalt erfahren haben. Hier gibt es spezialisierte Stellen, die Unterstützung anbieten. Oftmals sind Anlaufstellen für die Täter*innen-Seite weniger präsent und verfügbar: Diese Lücke möchten wir schließen, um weitere oder potenzielle Taten zu verhindern. Denn auch (potenzielle) Täter*innen können unter ihren Fantasien und Handlungen leiden und hieraus einen Wunsch nach Veränderung entwickeln. Wir als Präventionsprojekt wollen sexualisierte Gewalttaten verhindern, bevor es ihnen und dem damit verbundenen Leid kommt.
Was bieten wir an? Wie können wir unterstützen?
Wir von I CAN CHANGE haben uns das Ziel gesetzt, sexualisierte Gewalt durch präventive Arbeit zu reduzieren. Deshalb bieten wir ein Therapieangebot für Personen, die Schwierigkeiten haben, ihre sexuellen Impulse angemessen zu regulieren oder befürchten, die Grenzen der sexuellen Selbstbestimmung anderer Personen zukünftig zu verletzen. Unser Therapieangebot ist anonym, kostenlos und unterliegt der Schweigepflicht.
Wir fragen uns, was braucht es – auch in Beziehungen – damit es nicht zu Grenzverletzungen kommt? Was braucht es, damit Hilfsangebote angenommen werden, bevor Taten entstehen? Was braucht es, damit es sowohl von Täter*innen- als auch von Betroffenenseite und in der öffentlichen Diskussion einen sensiblen Umgang mit dem Thema sexualisierter Gewalt gibt?
Mit diesem Brief adressieren wir alle Personen, die Sorge haben, ihre sexuellen Impulse nicht kontrollieren zu können. Meldet Euch gerne bei uns, damit wir Euch eine spezialisierte Unterstützung anbieten können.
Wir sind stets in unserer Telefonsprechstunde (Montag 9-11 Uhr, Mittwoch und Donnerstag 15-17 Uhr) unter 0511-5326746 erreichbar. Weitere Informationen zum Projekt sind außerdem auf unserer Website www.praevention-sexueller-gewalt.de zu finden.
Das I CAN CHANGE Projekt
der Medizinischen Hochschule Hannover
(Arbeitsbereich Klinische Psychologie und Sexualmedizin)
Projekt zur Prävention und Behandlung sexueller Gewalt an der medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Taten verhindern bevor Sie geschehen!